Siebener-Club

Inserat für Wiener Künstler-Postkarten, Buch- und Kunstverlag Philipp & Kramer, in: Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Organ der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 1. Jg., Heft 8 (1898).
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Der Siebener-Club, dessen Mitglieder um Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich und Koloman Moser sich seit den frühen 1890er Jahren zum regelmäßigen künstlerischen Austausch trafen, gilt als Keimzelle der Wiener Secession und des Hagenbundes.

Im Wien der 1890er Jahre existierten einige Künstlervereinigungen und lose Gruppen wie die Hagengesellschaft. Vermutlich bereits um 1890, spätestens jedoch 1892 formierte sich auch der Siebener-Club, dessen sieben Gründungsmitglieder – Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Koloman Moser, Joseph Urban, Adolf Karpellus, Leo Kainradl und Ludwig Koch – namensgebend wirkten. Der informelle Kreis junger Künstler traf sich regelmäßig im Bierlokal Zum blauen Freihaus des kunstsinnigen Wirten Joseph Calasan Haagen, in Adolf Kratochwillas nebenan gelegenem Café Sperl oder im Gasthaus Zum goldenen Kegel.

Einzelne Mitglieder des Siebener-Clubs traten auch der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens bei und beteiligten sich als Kollektiv an den berühmten »Gschnasfesten«. So auch am 4. März 1895 an dem Fest »Fin de siècle«, wo eine Gruppe von 46 Personen unter dem Motto »Pegasusbrüder im Aluminiumbräu« vertreten war, darunter Max Fabiani und Otto Wagner. Die Ballspende war der Ausstellungskatalog Secession der Wilden und Freie Vereinigung der Zahmen als Parodie der 1894 im Künstlerhaus gezeigten Ausstellungen der Münchner Secession und der Freien Vereinigung Düsseldorfer Künstler. Moser, Koch und Eugen von Blaas gestalteten Illustrationen für den Katalog, die sie namentlich und mit dem gemeinsamen Kürzel »C7« signierten. Durch die zusätzliche Verwendung des Signets neben ihrem Namen oder Monogramm, signalisierten die Künstler ihre Zugehörigkeit zum Club.

Im Folgejahr bestand die Gruppe für das »Hubertusfest« am 17. Februar 1896 aus 36 Personen, darunter auch Mosers Schwestern Charlotte und Leopoldine und der Wirt des Café Sperl Adolf Kratochwilla. Das Wiener Journal berichtete:

»Der ›Siebener-Club‹, eine gesellige Vereinigung von Malern, Architekten und Bildhauern, übernahm die künstlerische Ausgestaltung der Mittelaxe [!] des Künstlerhauses – fünf Räume organisch gegliedert.«

Die Künstler gestalteten erneut Zeichnungen für die Ballspende, diesmal ein zum Motto passendes Buch mit dem Titel Waidmannsheil. Teutscher Lehrprinz des edlen Waidwerks.

Weitere Illustrationen Aus der Mappe des Siebener-Clubs erschienen 1896 als Beilage im zweiten Jahrgang der Zeitschrift Der Architekt. Hans Fraungruber zählte zu den Gästen des Siebener-Clubs und gab für den Wiener Lehrerverein die Zeitschrift Für die Jugend des Volkes sowie die Reihe Thierfreundliche Jugend heraus, die die C7-Mitglieder ab 1895 illustrierten. Zudem erhielt Fraungruber einige Korrespondenzkarten der »Siebener«, die untereinander einen regen Schriftverkehr pflegten und die Karten meistens mit Zeichnungen schmückten. Vor allem Moser nahm hierbei formale und kompositorische Gestaltungsprinzipien der Zeitschrift Ver Sacrum vorweg. Einige dieser Zeichnungen erschienen 1897 im Verlag Philipp und Kramer als Serie I-V Aus einer Künstler-Correspondenz in der Reihe Wiener Künstler-Postkarten.

Der Siebener-Club war kein bloßer Künstlerstammtisch, sondern eine Gruppe, die sich selbstbewusst in der Wiener Kunstszene präsentierte. Einige Mitglieder traten um 1896 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens bei und wurden mit Künstlern wie Gustav Klimt, Carl Moll, Joseph Maria Olbrich, Otto Wagner und Mitgliedern der Hagengesellschaft zur Keimzelle der Wiener Moderne. Sie sollten sich wesentlich an der Reform der Kunst und der Neugründung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (1897) und des Hagenbundes (1899) beteiligen. Die Auflösung des Siebener-Clubs wurde am 29. Mai 1900 in der Wiener Zeitung nachträglich von Moser bekannt gegeben:

»Der Gefertigte, als letzter Obmann, zeigt an, daß [!] der Verein ›Siebener Club‹ sich im November 1896 aufgelöst hat. Koloman Moser.«

Literatur und Quellen

  • N. N.: Ballchronik. Weidmannsheil! Das Hubertusfest der Wiener Künstlergenossenschaft, in: Neues Wiener Journal, 18.02.1896, S. 7-8.
  • Wiener Zeitung, 29.05.1900, S. 16.
  • Hans Ankwicz von Kleehoven: Die Anfänge der Wiener Secession, in: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur, 5. Jg., Heft 6-7 (1960), S. 6-10.
  • Marian Bisanz-Prakken: Tendenzen der Neunziger Jahre bis zur Gründung der Secession, in: Marian Bisanz-Prakken (Hg.): Heiliger Frühling. Gustav Klimt und die Anfänge der Wiener Secession 1895–1905, Ausst.-Kat., Albertina (Wien), 16.10.1998–10.01.1999, Wien 1999, S. 59-71.
  • Gerd Pichler: Der Siebener-Club, in: Rudolf Leopold, Gerd Pichler (Hg.): Koloman Moser 1868−1918, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 25.05.2007–10.09.2007, München 2007, S. 38-47.