Café Central
Café Central, um 1898
© Wien Museum
Eröffnungsanzeige des Café Central, in: Kikeriki. Humoristisches Volksblatt, 30.04.1876.
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Wilhelm Gause: Arkadenhof im Café Central, 1899
© Wien Museum
Das berühmte Kaffeehaus Café Central liegt in der Wiener Innenstadt an der Ecke Herrengasse und Strauchgasse im sogenannten Ferstelpalais. Es zählte um die Jahrhundertwende zu einem der wichtigsten Treffpunkte der Künstler und Literaten der Moderne.
Im Jahr 1855 wurde Heinrich Ferstel – der Architekt der Votivkirche und der Universität – von der k. k. privilegierten österreichischen Nationalbank mit dem Neubau des Gebäudekomplexes zwischen Herrengasse und Freyung beauftragt. Die Baufläche war ausgesprochen unregelmäßig, doch der historistische Bau konnte 1860 fertiggestellt werden. In dem Bauwerk fanden neben der Bank ein Börsensaal, ein Basar und ein Kaffeehaus Platz.
Die Fassaden zur Herren- und Strauchgasse wurden im Quaderbau ausgeführt und der Innenraum ist durch aufwendige Pfeiler, Stiegen, Balustraden und Steinmetzarbeiten geprägt. Die Wandflächen wurden in unterschiedlichen Steinarten sowie mit Holzvertäfelungen, Ledertapeten, Stuccolustro und ornamentaler Bemalung gestaltet. Einen prominenten Platz nimmt zudem der sogenannte Donaunixenbrunnen im sechseckigen Basarhof der Passage ein.
Unterhalb des Börsensaals – die Börse übersiedelte 1872 an den Schottenring – eröffnete 1876 das Café Central. Die Eröffnungsanzeige lautete:
»Dieses Kaffeehaus wurde von mir in den durch ihre architektonischen Schönheiten bekannten Parterre-Lokalitäten auf das Eleganteste eingerichtet und da der genannte Prachtbau zu den Sehenswürdigkeiten Wiens zählt, nunmehr ein Locale [!] geschaffen, das sich das schönste Café der Residenz nennen darf. Zahlreiche in- und ausländische politische, illustrirte [!] und Fach-Journale, sowie vier Billards neuester Construction [!] und zwei separirte [!] Spielzimmer stehen zur Verfügung. Um gütigen Zuspruch bittet hochachtungsvollst W. Prückel, Cafétier im Café National.«
Das Kaffeehaus avancierte zu einem beliebten Treffpunkt für Literaten und Künstler. Einen besonderen Anziehungspunkt bildeten die beworbenen in 22 Sprachen aufliegenden Zeitungen und Zeitschriften, die Schachspiele und Billardtische. Als 1897 das nahe gelegene Café Griensteidl geschlossen wurde, übersiedelten einige Stammgäste in das Café Central. So zum Beispiel Anhänger des literarischen Kreises Jung-Wien wie Peter Altenberg, Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Richard Beer-Hofmann, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus und Egon Friedell. Zu den bedeutendsten »Centralisten« zählten auch Adolf Loos, Oskar Kokoschka, Otto Soyka, Stefan Zweig und Sigmund Freud. Obwohl einige Besucher ab 1899 ihren Stammplatz in das neu eröffnete Café Museum verlegten, war das Central einer der wichtigsten Kristallisationspunkte des geistigen Lebens in Wien um 1900. Alfred Polgar bezeichnete die Klientel als »Leute mit heftiger Menschenfeindlichkeit« und die Atmosphäre als »eine Weltanschauung«.
Im September des Jahres 1900 übernahmen die Gebrüder Pach das Kaffeehaus, die schon als Betreiber des Schweizerhauses und der Sophiensäle langjährige Erfahrung sammeln konnten. Im Café Central führten sie moderne Neuerungen wie »elegante, mit allen nöthigen [!] Behelfen ausgestattete Correspondenztische[!]« und ein noch umfangreicheres Zeitungssortiment ein. Das Café florierte weiter und war auch in der Zwischenkriegszeit gut besucht.
1925 zog die bereits 1878 umbenannte Österreichisch-ungarische Bank aus dem Ferstelpalais aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch Bombenangriffe stark beschädigt. Nach der Schließung 1947 verfiel das Bauwerk sukzessive, konnte jedoch 1975 vor dem Abbruch gerettet und renoviert werden. Seit den 1980ern wird hier wieder ein Café Central betrieben, das allerdings weniger als Literaten- und Künstlertreffpunkt gilt, als aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung ein Touristenmagnet ist.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Cafe Central. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Caf%c3%a9_Central (09.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Palais Ferstl. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ferstelpalais (09.04.2020).
- Alfred Polgar: Theorie des ›Café Central‹, in: An den Rand geschrieben, Berlin 1927.
- Kikeriki. Humoristisches Volksblatt, 30.04.1876, S. 6.
- N. N.: Gebrüder Pach im "Café Central", in: Jörgel Briefe, 15.09.1900, S. 8.
- Reingard Witzmann (Hg.): Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit, Ausst.-Kat., Historisches Museum der Stadt Wien (Neues Rathaus, Feststiege 1, Wien), 12.06.1980–26.10.1980, Wien 1980.