Bund österreichischer Künstler
Im April 1912 konstituierte sich in Wien nach dem Vorbild des Deutschen Künstlerbundes die neue Künstlervereinigung Bund österreichischer Künstler. Gustav Klimt wurde von den Gründungsmitgliedern zum ersten Präsidenten der Institution ernannt.
Am 3. April 1912 berichtete das Neue Wiener Journal, dass am Vortag der Bund österreichischer Künstler im Restaurant »Zur großen Tabakpfeife« im 1. Wiener Gemeindebezirk gegründet wurde. Das institutionelle Vorbild war der Deutsche Künstlerbund, der sich bereits 1903 konstituierte. Zeitungsberichten zufolge machte sich die neue Künstlervereinigung, die sich als überregionale Interessensvertretung positionierte, zur Aufgabe, das österreichische Kunstleben zu fördern und »in allgemeinen Fragen der Kunst sofort ein geschlossenes Vorgehen« zu ermöglichen.
Unter den Gründungsmitgliedern, die zugleich den Vorstand der Vereinigung bildeten, befanden sich zahlreiche zeitgenössische Künstler – mehrheitlich aus dem Umfeld Gustav Klimts, wie beispielsweise Otto Wagner, Josef Hoffmann, Carl Moll, Anton Hanak und Oskar Kokoschka. Die Mitgliedschaft in der neuen Vereinigung stand grundsätzlich jedem Künstler offen. Die Zugehörigkeit zu einer anderen in- oder ausländischen Künstlervereinigung war kein Ausschlusskriterium – so die Pressemitteilung des Deutschen Volksblattes vom 3. April 1912.
Die erste Versammlung des Bundes österreichischer Künstler fand im Juni 1912 statt. Im Zuge dieser wählte der Vorstand Gustav Klimt einstimmig und auf fünf Jahre zum ersten Präsidenten der Künstlervereinigung.
Erste mediale Aufmerksamkeit
Der Bund österreichischer Künstler sorgte bereits ein Jahr nach der Gründung mehrmals für mediales Aufsehen. Der erste Anlass, zu dem die Vereinigung öffentlich Stellung bezog, war die geplante Verlegung des Donnerbrunnens im 1. Wiener Gemeindebezirk. Die Institution sprach sich gegen eine Verlegung aus. Ihren Widerspruch, der im Namen von Gustav Klimt dem zuständigen Wiener Magistrat zugesandt wurde, veröffentliche am 16. März 1913 unter anderem auch das Neue Wiener Tagblatt.
Einige Monate später berichteten diverse Zeitungen erneut über den Bund österreichischer Künstler – diesmal in Zusammenhang mit der soeben erfolgten Bauvergabe für das städtische Museum in Wien. Die Künstlervereinigung kritisierte und bedauerte, dass nicht Otto Wagner diesen Projektauftrag erhalten hatte. Der Bund österreichischer Künstler ernannte daraufhin den hochverdienten Architekten zu ihrem Ehrenpräsidenten als Zeichen der Werkschätzung – so ein Bericht des Neuen Wiener Journals vom 24. Juni 1913.
Soziales Engagement
Der Bund österreichischer Künstler, der erfolgreich an nationalen und internationalen Ausstellungen teilnahm, engagierte sich während des Ersten Weltkrieges auch in sozialer Hinsicht. Gemeinsam mit anderen großen Künstlervereinigungen, wie der Wiener Secession, dem Hagenbund oder auch der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens, gründeten sie im Herbst 1914 ein Fürsorgekomitee, um notleidende oder verschuldete bildende Künstler zu unterstützen. Zu diesem Zweck organisierten diese in den Kriegsjahren auch mehrere Kunstausstellungen. Laut einem Zeitungsartikel des Neuen Wiener Journals, der am 14. Jänner 1916 veröffentlicht wurde, konnten durch ihr gemeinsames Engagement bis Dezember 1915 bereits über 290.000 Kronen (ca. 976.000 Euro) für die österreichische Künstlerfürsorge lukriert werden.
Die Institution in der Zwischenkriegszeit
Vor allem in den 1920er Jahren war die Wiener Künstlervereinigung in den Medien wieder verstärkt präsent. In dieser Zeit erfolgte die Ernennung von Josef Hoffmann zum Präsidenten. Darüber hinaus konstituierte sich die Institution neu. Der bisherige Institutionsname wurde in diversen Zeitungen zudem immer häufiger mit dem Namenzusatz »Kunstschau« versehen. Quellentechnisch verliert sich die Spur des Bundes österreichischer Künstler in den 1930er Jahren.
Literatur und Quellen
- Neues Wiener Journal, 03.04.1912, S. 8.
- Neues Wiener Journal, 28.06.1912, S. 9-10.
- Neues Wiener Journal, 24.06.1913, S. 6.
- Deutsches Volksblatt, 03.04.1912, S. 7.
- Neues Wiener Tagblatt, 16.03.1913, S. 7.
- Neue Freie Presse (Morgenausgabe), 24.03.1914, S. 9.
- Neue Freie Presse, 05.02.1915, S. 13.
- Neues Wiener Tagblatt, 23.04.1915, S. 15.
- Neues Wiener Journal, 14.01.1916, S. 2.
- Neues Wiener Journal, 04.02.1925, S. 12.
- Arbeiter-Zeitung, 22.09.1913, S. 6.
- Arbeiter-Zeitung (Morgenausgabe), 23.12.1913, S. 7.
- Fremden-Blatt, 24.06.1913, S. 16.