Artaria Buch- und Kunsthandlung

Filiale der Buch- und Kunsthandlung Artaria & Co am Kohlmarkt 9, in: Der Architekt. Wiener Monatshefte für Bau- und Raumkunst, 8. Jg. (1902).
© ANNO | Österreichische Nationalbibliothek

Plan der Stadt Wien, herausgegeben vom Artaria und Compagnie, 1890
© Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung

Siegfried Bing (Hg.): Le Japon Artistique, Heft 1 (1888).
© Klimt-Foundation, Wien

Artaria & Co. gilt als älteste Kunsthandlung Österreichs und eine der ältesten Firmen Wiens. Neben dem Vertrieb und Verlag von künstlerischen und musikalischen Schriften und Reproduktionen, war das Unternehmen besonders bekannt für seine hochwertigen Landkarten.

Die Geschichte des Kunsthandels und Verlags Artaria & Co. nahm mit den italienischen Brüdern Cesare, Domenico und Giovanni Artaria um 1750 ihren Anfang. Als reisende Kunsthändler waren die Brüder in ganz Mitteleuropa tätig; in Mainz gründeten sie schließlich einen Verlag. Die nächste Generation, bestehend aus Francesco und Carlo, ließ sich in Wien nieder. 1770 registrierten sie ihre Firma unter dem Namen Artaria & Company und erhielten das Recht, Handel außerhalb von Märkten zu treiben. Ab den 1780er-Jahren verfügte die Firma über ein Druckprivileg, das es ihr erlaubte, kartografische Werke und Musikalien zu produzieren.

Nach mehrmaligem Umzug siedelte sich die Firma 1789 im Haus »Zum englischen Gruß« am Kohlmarkt 9 in der Wiener Innenstadt an. Von 1900 bis 1902 wurde das Gebäude, das allgemein auch als »Artaria Haus« bezeichnet wurde, durch den Architekten Max Fabiani aus dem Umfeld Otto Wagners im frühen Wiener Jugendstil radikal erneuert und die Räumlichkeiten im Zuge dessen für Ausstellungszwecke adaptiert.

Karten-, Kunst- und Musikverlag
Der Verlag teilte sich in drei Sparten. Neben der kartografischen Tätigkeit etablierte sich Artaria auch als renommierter Verlag für Musik und Kunst. Mit dem Verfahren des Kupferstichs und später der neuen Technik der (Farb-)Lithografie druckte das Unternehmen nicht nur Noten von berühmten Musikern wie Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Schubert und Rossini. Die Kunstabteilung verlegte zudem Stiche bedeutender Grafiker wie Jakob Schmutzer sowie das erste Mappenwerk der neu gegründeten Kupferstich-Akademie (1775/76).

Am bekanntesten war Artaria jedoch nach wie vor für seine Atlanten. Zu den wichtigsten Exemplaren aus dem Verlag zählen der Atlas für Commercielle Lehranstalten (1892) und der Atlas für Handelsschulen (1896).

Klimt und Artaria
Mehrere Korrespondenzen belegen, dass Gustav Klimt ein regelmäßiger Kunde der Kunsthandlung Artaria war. Dies hing sicherlich auch damit zusammen, dass sich Klimts Bank – das Bank- und Wechselhaus M. Gerstbauer – im selben Gebäude wie die Kunsthandlung am Kohlmarkt 9 befand und er diese Adresse daher regelmäßig frequentiert haben muss.

Zumeist bezog er über den Verlag Kunstbücher, darunter Monografien und Magazine. Viele der im Verlag Artaria erworbenen Werke dienten als Inspirationsquelle für Klimts Kunst. So bestellte er Botho Graefs Die antiken Vasen von der Akropolis, Friedrich Willhelm von Bissings Werk Denkmäler Ägyptischer Skulptur und Siegfried Bings Le Japon Artistique, eine Zeitschrift über japanische Kunst. Klimts Werke beinhalten sowohl Motive aus der ägyptischen wie japanischen Kunst sowie der Epoche der Antike. Viele dieser Sujets dürfte der Künstler seiner Lektüre entnommen haben.

Galerie

Klimts Bestellungen bei Artaria

  • Gustav Klimt: Bestellschein von Gustav Klimt in Wien an die Buchhandlung Artaria & Co in Wien, 20.09.1907, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Archiv Artaria und Compagnie
    © Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung
  • Gustav Klimt: Subskriptionsschein von Gustav Klimt in Kammer am Attersee an die Buchhandlung Artaria & Co in Wien, vermutlich um 1906, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Archiv Artaria und Compagnie
    © Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung
  • Gustav Klimt: Korrespondenzkarte von Gustav Klimt in Litzlberg am Attersee an die Kunsthandlung Artaria & Co. in Wien, 29.07.1904, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Archiv Artaria und Compagnie
    © Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung

Inserat für die im Artaria Verlag erschienene Zeitschrift »Kunst und Kunsthandwerk« im Katalog der I. Secessionsausstellung, in: Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Katalog der I. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, Ausst.-Kat., Blumensäle der k. k. Gartenbaugesellschaft (Wien), 26.03.1898–20.06.1898, Wien 1898.
© Bibliothek des Belvedere, Wien

Das Ausmaß von Klimts Bestellungen beim Verlag zeigt seine offene Rechnung aus dem Jahr 1914. Mit einem ausständigen Betrag von 2.666 Kronen (ca. 15.280 Euro) musste der Maler eine erhebliche Menge an Büchern über Artaria bezogen haben.

Die Auflösung des Verlags
Ende des 19. Jahrhunderts schränkte man zunächst den Verlag von Kunststichen ein. 1894 wurde der Musikverlag an Josef Weinberger veräußert. 1920 übernahm G. Freytag & Berndt als Tochterunternehmen die noch übrig gebliebene kartografische Abteilung von Artaria & Co. Der neue Name lautete Freytag-Berndt und Artaria K.G., Kartographische Anstalt. 1922 ging die Kunstabteilung des Verlags eine Interessengemeinschaft mit dem Kunsthändler Gustav Nebehay ein; die Kunsthandlung Artaria & Co wurde dennoch kurz darauf 1931 aufgelöst.

Literatur und Quellen

  • Wien Geschichte Wiki. Artaria. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Verlag_Artaria (18.05.2020).
  • Wien Geschichte Wiki. Berndt & Freytag. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Freytag_%26_Berndt (18.05.2020).
  • Wiener Zeitung. www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr-kultur/166025-Ein-Plaedoyer-fuer-das-Klimt-Atelier.html (18.05.2020).
  • Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte. Band I. Entwicklung des Verlagsbuchhandels in Österreich bis 1918. verlagsgeschichte.murrayhall.com/ (18.05.2020).
  • Österreichisches Musiklexikon online. Artaria. www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_A/Artaria.xml (18.05.2020).
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Organ der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 1. Jg., Heft 1 (1898), S. 26.
  • Bestellschein von Gustav Klimt in Wien an die Buchhandlung Artaria & Co in Wien (20.09.1907). H.I.N. 76.134/2, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Bestellschein von Gustav Klimt in Wien an die Buchhandlung Artaria & Co. in Wien (16.11.1906). H.I.N. 76.134/1, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Brief mit Kuvert von Gustav Klimt in Wien an die Kunsthandlung Artaria & Co. in Wien (22.02.1906). H.I.N. 76.135, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Brief von Gustav Klimt in Bad Gastein an die Kunsthandlung Artaria & Co. in Wien (13.07.1914). H.I.N. 76.372, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Korrespondenzkarte von Gustav Klimt in Litzlberg am Attersee an die Kunsthandlung Artaria & Co. in Wien (29.07.1904). H.I.N. 76.136, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Subskriptionsschein von Gustav Klimt in Kammer am Attersee an die Buchhandlung Artaria & Co in Wien (vermutlich um 1906). H.I.N. 76.134/3, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Subskriptionsschein von Gustav Klimt in Wien an die Kunsthandlung Artaria & Co in Wien (um 1912). H.I.N. 17.6442, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.