Peter Altenberg
Peter Altenberg fotografiert von Charles Scolik
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Peter Altenberg im Café Central, 1907
© Wien Museum
Kunstverlag Hugo Heller (Hg.): Das Werk von Gustav Klimt, Wien - Leipzig 1918.
© Klimt-Foundation, Wien
Der österreichische Schriftsteller Richard Engländer wurde unter dem Pseudonym Peter Altenberg bekannt. Als Mitglied der Gruppe Jung-Wien zählte er zu den wichtigsten Vertretern der Wiener Kaffeehausliteraten um 1900.
Richard Engländer wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns in Wien geboren, wo er das Akademische Gymnasium besuchte. Er studierte Medizin und Botanik, danach Rechtswissenschaft in Graz, beendete seine Studien allerdings ohne Abschluss. Er übersiedelte nach Stuttgart um eine Buchhändlerlehre zu beginnen, die er jedoch abbrach und nach Wien zurückkehrte.
Im Alter von 24 Jahren attestierte ihm der Psychiater Ludwig Schlager, dass er an »Überempfindlichkeit des Nervensystems« litt und bescheinigte damit 1883 seine Berufsunfähigkeit. Fortan war er unter dem Pseudonym Peter Altenberg schriftstellerisch tätig und verbrachte seine Zeit vor allem in den in Künstler- und Literatenkreisen beliebten Kaffeehäusern Café Central und Café Herrenhof. Er war Mitglied der literarischen Gruppe Jung-Wien, wo er sich mit Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal oder Egon Friedell austauschte. Altenberg schrieb seine Beobachtungen, Einfälle und Kritiken nieder und 1896 kam es durch den Kontakt mit Karl Kraus zur ersten Veröffentlichung des Skizzenbandes Wie ich es sehe. Altenberg schilderte das Alltagsleben, kulturelle Begebenheiten und die Stimmung der Wiener Gesellschaft des Fin-de-siècle und wurde damit zu einem der Hauptvertreter des literarischen Impressionismus in Wien.
1900 trat er aus der israelitischen Religionsgemeinschaft aus und ließ sich 1910 taufen, sein Taufpate war Adolf Loos. Loos zählte zu seinen engsten Freunden; sie gaben ab 1903/1904 gemeinsam die Zeitschrift Die Kunst heraus. Altenberg war auch Mitarbeiter der Zeitschriften Wiener Rundschau, Simplicissimus und Jugend. Weitere wichtige Publikationen waren unter anderem Was der Tag mir zuträgt (1901), Prodromos (1906), Märchen des Lebens (1908) und Mein Lebensabend (1919). Obwohl Altenberg eng mit Loos, der Josef Hoffmann ablehnte, und Karl Kraus, einem der heftigsten Kritiker Gustav Klimts, befreundet war, berichtete er 1908 wiederholt positiv über die »Kunstschau Wien«. Altenberg war am 8. März 1909 anlässlich seines Geburtstags sogar mit Klimt und Hoffmann spät unterwegs, wie Klimt am nächsten Tag Emilie Flöge in einer Ansichtskarte berichtete. Am 9. März schrieb auch Altenberg an Klimt:
»[…] Du schöpfest alles aus einer unerhörten Kraftquelle, die sich dann im Kunstwerk sublimiert zur zartesten Blüthe … Die kleinen Krachs, die wir schon miteinander hie und da gehabt haben, lagen immer an meinen nervösen Unzügelheiten, niemals an Dir!«.
Später verfassten Altenberg und Hermann Bahr das Vorwort für die Mappe Das Werk von Gustav Klimt, das 1918 im Kunstverlag Hugo Heller erschien.
Peter Altenberg führte ein exzentrisches Leben, er hatte Alkoholprobleme bzw. »Nervenleiden« und lebte meist in Geldnot. Er hatte keine eigene Wohnung und bevorzugte es bei Bekannten oder in Hotels zu wohnen. Oft bekam er finanzielle Unterstützung aus dem Freundeskreis, einige befreundete Künstler riefen 1910 sogar im Berliner Börsen-Courier zur Spende auf:
»Peter Altenberg, der seit Monaten mit einem schweren Nervenleiden gekämpft hat, ist jetzt wieder genesen. Trotzdem die nächsten Freunde des Dichters ihm bisher die Kosten seiner langen Krankheit ein wenig zu erleichtern versuchten, erfordert die noch lange Zeit notwendige sorgfältige Pflege bedeutend mehr Mittel, als im kleinen Kreise zusammenkommen können. […] Wir wenden uns daher an alle Gönner und Gönnerinnen des Dichters und bitten sie, Unterstützungen an Peter Altenberg [...] einzusenden.«
Peter Altenberg starb am 8. Jänner 1919 in Wien und wurde am Zentralfriedhof bestattet. Seine Grabrede hielt Kraus, Loos entwarf Altenbergs Grabstein und -kreuz. Die Freunde Kraus und Egon Friedell publizierten nach seinem Tod eine Auswahl seiner Werke und Alfred Polgar gab Den Nachlass von Peter Altenberg heraus.
Literatur und Quellen
- N. N.: Aufruf für Peter Altenberg von Hermann Bahr, C.D. Czeschka, Richard Dehmel, Egon Friedell, Alexander Girardi, Ludwig Thoma, Hermann Hesse, Gabriele Reuter, Alfred Kerr, Gabriele Reuter, Hugo von Hofmannsthal, Richard Schaukal, Josef Hoffmann, Emil Orlik, Max Reinhardt, Samuel Fischer, Felix Salten, Wilhelm Sternberg und Siegfried Trebitsch, in: Berliner Börsen-Courier, 14.08.1910, S. 3-4.
- Felix Czeike: Peter Altenberg, in: Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 1, Wien 1992, S. 67.
- Markus Kristan: Kunstschau Wien 1908, Wien 2016, S. 213-214.
- Meldezettel, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Signatur 2.5.1.4.K11. Altenberg Peter. www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml (04.05.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Peter Altenberg. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Peter_Altenberg (28.12.2019).
- Brief von Peter Altenberg an Gustav Klimt (03/09/1909).
- Ansichtskarte von Gustav Klimt in Wien an Emilie Flöge in Paris, 1. Karte (Morgen) (09.03.1909).
- N. N.: Tagesneuigkeiten. Altenberg, in: Arbeiter-Zeitung, 09.03.1909, S. 5.
- -k.-: Wiener Literaten- und Künstlercafés, in: Neues Wiener Journal, 23.10.1909, S. 3-4.
- Entwurf einer Ansprache für Gustav Klimt von Peter Altenberg (12.09.1917).
- Kunstverlag Hugo Heller (Hg.): Das Werk von Gustav Klimt, Einleitende Worte: Hermann Bahr, Peter Altenberg, Leipzig - Wien 1918, S. XXX.
- Ludwig W. Abels: Erinnerungen an Peter Altenberg, in: Neues Wiener Journal, 08.07.1923, S. 9-10.
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Richard Engländer. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Englaender_Richard_1859_1919.xml (17.08.2022).