Ludwig Hevesi

Ludwig Hevesi fotografiert von Josef Löwy, 1905, Wien Museum
© Wien Museum

Ludwig Hevesi: Altkunst – Neukunst, Wien 1909.
© Klimt-Foundation, Wien

Hevesi war Autor, Kunstkritiker, Humorist, Reise- und Jugendschriftsteller. Als Vorkämpfer der Moderne und einer der wichtigsten Chronisten der Wiener Kunstwelt um 1900 setzte sich Hevesi für die Secession und Gustav Klimts Werk ein.

Ludwig Hevesi, geborener Ludwig Hirsch oder ungarisch Lajos Lövy, war Sohne des assimilierten, jüdischen Arztes Mór Lövy und dessen Frau Adél. Er wurde am 20. Dezember 1843 in Heves, Ungarn, geboren. Bildung war für ihn der Weg aus der Provinz, so sprach er bereits früh viele Sprachen. In Budapest besuchte er das Piaristengymnasium und studierte anschließend dort und in Wien Medizin und klassische Philologie. Arbeiten als Übersetzer und Journalist finanzierten sein Studium, das er abbrach als er beschloss seine Nebentätigkeiten zu seinem Hauptberuf zu machen. 

Bereits 1866 war er bei der Pester Lloyd in Budapest tätig. Um 1872 begann er unter dem Pseudonym Ludwig Hevesi zu schreiben und wechselte 1875 als Redakteur zum Fremdenblatt. In den folgenden 35 Jahren verfolgte er eine umfassende Darstellung des Wiener Kunst- und Kulturlebens, wobei er besondere Bekanntheit durch seine Kunstkritiken erlangte. Er schrieb in seinem Leben für mehr als 20 Zeitungen und Zeitschriften, darunter vom ersten Heft an kontinuierlich für die Vereinszeitschrift der Secession: Ver Sacrum, die Zeitschrift für bildende Kunst und die Breslauer Zeitung.

Kunstkritik, die Secession und Gustav Klimt
Hevesi gilt als Vorkämpfer der modernen Kunst und glühender Verfechter von Gustav Klimt.

Der Kunstkritiker selbst berichtet in seinem Vorwort zu Berta Zuckerkandls Zeitkunst von 1908, dass er anwesend war, als die Gruppe um Gustav Klimt, Carl Moll und Hermann Bahr die erste Idee zur Gründung des Secession im Salon Zuckerkandl hatte. Von Hevesi stammt außerdem das Motto der Vereinigung »Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit« das bis heute in goldenen Lettern am Secessionsgebäude zu lesen ist. Dementsprechend wurde Hevesi treffend als »Inspirator« der österreichischen Moderne bezeichnet.  

Er begleitete die Secessionsausstellungen mit wohlwollender Kritik und begrüßte insbesondere die Öffnung der Vereinigung für Kunst aus dem Ausland. Hevesi verstand sich als Fürsprecher der Moderne und sah in seinem Schaffen auch den Anspruch auf die Aufklärung und Bildung der Öffentlichkeit. In diesem Zusammenhang erschien 1903 das Werk Österreichische Kunst im 19. Jahrhundert.

Seine zahlreichen Artikel und Feuilletons gab er in mehreren Sammelbänden heraus. In seinem 1906 erschienen Band Acht Jahre Secession finden sich wertvolle, detaillierte Beschreibungen von verschollenen und verlorenen oder nur noch in schwarz-weiß Reproduktionen erhaltenen Klimt-Gemälden. Hevesi erkannte als Zeitgenosse bereits das revolutionäre in der Kunst Klimts und verankerte dessen Werke treffend im Kunstgeschehen um 1900. Vermutlich anlässlich einer Kritik zur »Klimt-Kollektive« fühlte sich Carl Moll sogar dazu veranlasst Hevesi für sein außerordentliches Klimt-Verständnis zu danken:

»Endlich lese ich sogar gedruckt, dass es in Wien jemanden gibt der unseren Klimt ganz empfindet – ganz versteht und voll wurdigt. [!] Für die meisterhaften Worte über den ›Stolz‹ von uns Wienern herzlichsten Dank.«

Als großer Bewunderer der Fakultätsbilder verteidigte Hevesi Klimts Kompositionen und wies deren Kritiker deutlich in die Schranken:

»Ein Gutes hat der Protest der Professoren jedenfalls gewirkt. Er hat Klimts ›Philosophie‹ berühmt gemacht. Es ist heute eines der berühmtesten Bilder der österreichischen Kunstgeschichte, so daß die Universität sich eigentlich freuen müßte, es in ihrer Aula zu haben.«

Darüber hinaus hinterfragte er das Kunstverständnis der Kritiker Klimts und forderte, man möge die Kunst den Künstlern zurückzugeben.

Advokat der Moderne
Auch nach dem Austritt der Klimt-Gruppe aus der Secession blieb Hevesi dem Kreis um Gustav Klimt treu. Er widmete sich der Förderung der Künstler der Kunstschau und der Vereinigung der ganz Freien. So war er beispielsweise einer der wenigen die im Zuge der »Kunstschau Wien 1908« in Oskar Kokoschka ein aufstrebendes Talent erkannten. Als unermüdlicher Befürworter der Moderne verfasste er im Jahr 1909 das Werk Altkunst Neukunst.

Darüber hinaus steigerte er den Bekanntheitsgrad der Galerie Miethke durch Ausstellungsrezensionen. 1912 wurde zudem dort seine eigene Kunstsammlung - die unter anderem auch Zeichnungen von Klimt umfasste - gemeinsam mit jener von Richard Muther präsentiert.

Neben seiner Tätigkeit im Bereich der bildenden Kunst war Hevesi Theaterkritiker und schrieb über die Vorstellungen des Burgtheaters, veröffentlichte Reisebücher sowie beliebte, humoristische Feuilletons. Im europäischen Raum gilt er außerdem als erster bedeutender Sammler utopischer Romane.

Hevesi blieb unverheiratet und beging mit 66 Jahren am 27. Februar 1910 in seiner Wohnung in Wien Suizid.

Literatur und Quellen

  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Hevesi Ludwig. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hevesi_Ludwig_1842_1910.xml (14.04.2020).
  • Wien Geschichte Wiki. Ludwig Hevesi. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ludwig_Hevesi (14.04.2020).
  • Wiener Zeitung. www.wienerzeitung.at/nachrichten/zeitreisen/799093-Ein-Vorkaempfer-fuer-Gustav-Klimt.html (14.04.2020).
  • Ludwig Hevesi: Für Klimt, in: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 245- 249, S. 246 – 247.
  • K-B: Selbstmord des Schriftstellers Hevesi, in: Grazer Tagblatt, 28.02.1910, S. 3.
  • Ludwig Hevesi: Secession. Frühjahrsausstellung, in: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 232-238, S. 233, S. 370-375, S. 371.