Kaiser Franz Joseph I.

Porträt des Kaisers Franz Joseph I. (Detail), um 1900, Wien Museum
© Wien Museum

Xylographie nach Ernst Hartmann: Die kaiserliche Familie, Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf, um 1870
© Wien Museum

Franz Joseph I. war Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Anfangs absoluter Monarch, regierte er später als konstitutioneller Herrscher. Er prägte die österreichisch-ungarische Monarchie und fungierte als politische Integrationsfigur des Vielvölkerstaates sowie Förderer von Kunst und Wissenschaft.

Als Staatsmann war der Kaiser während seiner langen Regentschaft von 1848 bis zu seinem Tod 1916 mit vielen bedeutsamen staatspolitischen Ereignissen konfrontiert. 

Nach den Revolutionsereignissen von 1848 führte er als junger Regent von erst 18 Jahren den Neoabsolutismus in der Habsburgermonarchie ein. 1854 heiratete er Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin in Bayern, die in späterer Folge als Kaiserin Sisi große Bekanntheit erlangen sollte.

Die militärischen Niederlagen bei Solferino 1859 und bei Königgrätz 1866 sowie die Spannungen mit Ungarn zwangen den absolutistisch-zentralistischen Herrscher 1867 zum Ausgleich mit Ungarn und somit zur Gründung einer Doppelmonarchie. Eine moderne und gleichberechtigte Existenz aller Völker der Monarchie wurde jedoch durch die konservative Politik des Kaisers verhindert. Das Bündnis mit dem Deutschen Reich 1879 und die Erweiterung zum Dreibund 1882 konnten die Monarchie gegen den aufstrebenden Panslawismus nicht dauerhaft stärken. 

Auch das private Umfeld des Kaisers gestaltete sich keineswegs als stabil. Ab 1885 verband ihn eine außereheliche Liaison mit der Burgschauspielerin Katharina Schratt. Mit dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf 1889 auf Schloss Mayerling ging die Erbfolge auf die Linie seines Bruders über. In den folgenden Jahren erfuhr Franz Joseph I. weitere persönliche Verluste. 1867 wurde seine Bruder Ferdinand Max, König von Mexiko erschossen, 1898 seine Frau, Kaiserin Elisabeth, ermordet.

Die Annexion von Bosnien-Herzegowina 1908 erzeugte eine weitere Verschärfung der Situation. Obwohl Kaiser Franz Joseph I. einen Präventivschlag gegen Italien und Serbien stets abgelehnt hatte, sprach er nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie in Sarajevo die Kriegserklärung gegen Serbien aus. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 war damit besiegelt.

Goldenes Verdienstkreuz mit Krone
© Dorotheum Wien, Auktionskatalog 17.11.2017

Der Kaiser als Mäzen
Kaiser Franz Joseph I. gilt als konsequenter Förderer von Wissenschaft und Kunst, der auf den Ausstellungen des Künstlerhauses regelmäßig Gemälde ankaufte. Bereits 1885 war die »Künstler-Compagnie« um Klimt an der Ausstattung der Hermesvilla, einem Geschenk an Kaiserin Elisabeth, beteiligt.

Die architektonische Gestaltung der Wiener Ringstraße, die der Kaiser initiierte hatte, bot für viele Künstler ein Arbeitsfeld. So erhielt 1886 auch die »Künstler-Compagnie« den Auftrag das neue k. k. Hofburgtheater (heute: Burgtheater) mit Deckengemälden auszustatten. Kaiser Franz Joseph I. war von diesen Arbeiten so begeistert, dass er Gustav Klimt und seinen beiden Kollegen 1888 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone verlieh.

Zur selben Zeit schuf Gustav Klimt die Gouache Zuschauerraum im Alten Burgtheaters (1888, Wien Museum, Wien). Der Kaiser erscheint dabei als zentrale Figur unter vielen Prominentenporträts in seiner Loge. Für diese Arbeit wurde Klimt auf der Jahresausstellung im Künstlerhaus 1890 mit dem hochdotierten Kaiserpreis, der sich aus dem Privatvermögen des Herrschers speiste, ausgezeichnet. Noch im selben Jahr erfolgte der Auftrag an die »Künstler-Compagnie« zur Ausstattung des Treppenhauses im k. k. Kunsthistorischen Hofmuseum (heute: Kunsthistorisches Museum).

Rudolf Bacher: Kaiser Franz Joseph besucht die erste Ausstellung der Wiener Secession in der Gartenbaugesellschaft, 1898, Wien Museum
© Wien Museum

Wiener Werkstättekarte Nr.162, Josef Divéky: Kaiser Franz Joseph I., 1908, Wien Museum
© Wien Museum

Der Kaiser und die Secession
Am 1. März 1898 empfing der Kaiser eine Delegation der Secession bestehend aus dem Ehrenpräsidenten Rudolf von Alt, dem Präsidenten Gustav Klimt und Carl Moll. Diese stellte dem Kaiser das Programm der neuen Vereinigung vor. Am 5. April 1898 besuchte Franz Joseph die erste Ausstellung der jungen Vereinigung, die damals in den Blumensälen der Gartenbaugesellschaft stattfand. Rudolf Bacher hielt zeichnerisch fest, wie Klimt den Kaiser empfing und durch die Räumlichkeiten führte. Franz Joseph lehnte es jedoch, trotz mehrfacher Nachfrage seitens der Secession, ab, Ankäufe auf der Ausstellung zu tätigen. Für die Erweiterung seiner persönlichen Sammlung bevorzugte er das traditionellere Künstlerhaus.

Im selben Jahr vollendete das Secessionsmitglied Otto Wagner unter Mitwirkung von Joseph Maria Olbrich den kaiserlichen Wartesalon im Hofpavillon Hietzing als Teil des Stadterneuerungsprojekts der Wiener Stadtbahn.

Durch die Bestrebungen der Secession zur Errichtung einer zeitgenössischen Galerie bewilligte der Kaiser im Juni 1902 die provisorische Unterbringung der Modernen Galerie in den Räumlichkeiten des Unteren Belvedere. Im Kaiser-Jubiläumsjahr 1908 wurden vorwiegend Mitglieder der sogenannten Klimt-Gruppe, die 1905 aus der Secession ausgetreten war, mit gestalterischen Arbeiten im Zuge des Kaiser-Huldigungs-Festzuges beauftragt.

Kaiser Franz Joseph I. verstarb am 21. November 1916 nach kurzer Krankheit zu einer Zeit, als sich die Lage zugunsten der Monarchie zu verändern schien. Schilderungen von Zeitgenossen bezeugen, dass Gustav Klimt an der feierlichen Begräbniszeremonie des Kaisers teilnahm.

Literatur und Quellen

  • Wien Geschichte Wiki. Altes Burgtheater. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Altes_Burgtheater (24.03.2020).
  • Die Welt der Habsburger. Franz Joseph I. www.habsburger.net/de/personen/habsburger-herrscher/franz-joseph-i (24.03.2020).
  • Österreichisches Biographisches Lexikon. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_F/Franz-Joseph__1830_1916.xml (25.03.2020).
  • Julia Teresa Friehs: Vom Kunstskandal zur Austro-Trademark. Gustav Klimt. www.habsburger.net/de/kapitel/vom-kunstskandal-zur-austro-trademark-gustav-klimt (24.03.2020).
  • Austrian Posters. Beiträge zur Geschichte der visuellen Kommunikation. www.austrianposters.at/2018/04/14/zensurfall-gustav-klimt/ (01.09.2022).
  • Mona Horncastle, Alfred Weidinger: Gustav Klimt. Die Biografie, Wien 2018.
  • Beatrix Kriller, Georg Kugler: Das Kunsthistorische Museum. Die Architektur und Ausstattung: Idee und Wirklichkeit des Gesamtkunstwerkes, Wien 1991.
  • Sieglinde Baumgartner: Broncia Koller-Pinell. 1863-1934. Eine österreichische Malerin zwischen Dilettantismus und Profession. Dissertation, Salzburg 1989, S. 38.
  • Brief des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht in Wien an Gustav Klimt in Wien, unterschrieben von Paul Gautsch von Frankenthurn (31.10.1888). GKA70.
  • Brief der k. und k. Generaldirection der A. H. Privat und Familien-Fonde in Wien an Gustav Klimt in Wien, unterschrieben von Hofzahlmeister Mayr (26.04.1890). GKA71.
  • Akkord-Protokoll betreffend die Ausschmückung des Stiegenhauses im k. k. Kunsthistorischen Museum, unterschrieben von Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt und Mitgliedern des Hof-Bau-Comités (02/28/1890). AT-OeStA/AVA Inneres MdI STEF A Hofbauk. 40.33 fol. 2+3, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungs-, Finanz- und Hofkammerarchiv (AVA).
  • Akt der Generaldirektion der Privat- und Familienfonde betreffend die I. Secessionsausstellung (04/09/1898-06/16/1898). ÖStA/HHStA GDPFF_Zl. 1403/1898._2, Österreichisches Staatsarchiv, Haus Hof und Staatsarchiv (HHStA).
  • Brief der Vereinigung bildender Künstler Österreichs an den Kabinettsdirektor Kaiser Franz Josephs I, unterschrieben von Gustav Klimt als Präsident (04/07/1898). ÖStA/HHStA GDPFF Zl. 1403/1898_1, Österreichisches Staatsarchiv, Haus Hof und Staatsarchiv (HHStA).