Joseph Pembaur
© Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck
Wiener Niederlassung des »Spatenbräu« im Zierer-Hof, 1895, Wien Museum
© Wien Museum
Als Dirigent, Komponist, Musiklehrer und Direktor des Innsbrucker Musikvereins bewirkte Joseph Pembaur einen Aufschwung des Musiklebens in der Tiroler Landeshauptstadt. Gustav Klimt porträtierte ihn im Jahr 1890.
Joseph Pembaur der Ältere wurde am 23. Mai 1848 in Innsbruck als Sohn eines Verwaltungsbeamten und Gemeinderates geboren. Anfangs studierte Pembaur Jus an der Universität Innsbruck, wechselte dann aber zum Musikstudium nach Wien, wo er u.a. bei Anton Bruckner Kompositions- und Orgelunterricht erhielt. Sein Orgelstudium setzte er in München fort und widmete sich überdies bei Josef G. Rheinberger der Musiktheorie.
1874 kehrte er in seine Heimatstadt Innsbruck zurück und wurde Direktor des dortigen Musikvereins. Pembaurs Wirken führte zu einer bedeutenden Entwicklung in der Musikszene. Neben dem Dirigat von Gottesdiensten in der lokalen Jesuitenkirche und seiner eigenen Orchestervereinigung, leitete er als Chormeister den Akademischen Gesangverein, die Innsbrucker Liedertafel sowie den Tiroler Sängerbund, den er 1881 wiederbelebt hatte. Ein besonderes Anliegen Pembaurs war die Schule des Musikvereins an der er zeitweise selbst Unterricht gab. Durch seine Bemühungen gelang die Schule zu neuem Ansehen und konnte in ein neues Gebäude übersiedeln, in dem sich noch heute das Konservatorium der Stadt Innsbruck befindet.
Obwohl Pembaur selbst ein Komponist der Nachromantik war, zeigte er durch seine Konzertprogramme starkes Interesse an zeitgenössischen Musikströmungen. Seine musikalischen Werke wurden international gefeiert. Die Deutsche Messe op. 62 (vor 1897) wurde als eines seiner bedeutendsten Stücke gefeiert und seine Männerchöre wurden in ganz Europa und Amerika zur Aufführung gebracht.
Joseph Pembaur verstarb am 19. Februar 1923 in Innsbruck. Er hinterließ drei Söhne, Josef und Karl, die gleichfalls Musiker wurden sowie Walter, der eine Karriere in der Politik verfolgte.
Klimt und die Pembaur-Gesellschaft
Während der Feierlichkeiten um die Aufführung von Pembaurs Komposition Bilder aus dem Leben Walthers von der Vogelweide in Bozen 1889 wurde von den damals Anwesenden beschlossen, eine Pembaur-Gesellschaft zu dessen Ehren zu gründen. Zu den Teilnehmern der Feierlichkeiten gehörten auch Franz Matsch, Ernst und Gustav Klimt, die der Gesellschaft ebenfalls beitraten.
In diesem Zusammenhang malte Gustav Klimt 1890 ein Porträt Pembaurs. Das Gemälde ist eines der seltenen Männerporträts von Klimt. Möglicherweise wurde es vom Burgschauspieler Georg Reimers – Mitbegründer der Pembaur-Gesellschaft – für den Stammtisch im »Spatenbräu« in Wien (Wien I, Neuer Markt 6) in Auftrag gegeben und sollte dort im Kneipenraum hängen.
Gustav Klimt: Porträt Joseph Pembaur, 1890, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
© Austrian Archives/Scala Florence
Das Porträt zeigt eine überaus realistische Halbfigur Pembaurs in schwarzem Anzug vor einem kräftig roten monochromen Grund. Diese fotorealistische Darstellung könnte auf eine Foto als Grundlage für die Darstellung hindeuten. Nachweislich nutzte Klimt vor allem in seinen frühen Jahren vermehrt Fotoaufnahmen als Vorlagen für seine Porträts. Die antikisierende Inschrift und das Datum in römischen Zahlen zeugen von Klimts Vorliebe zum Gebrauch historisierender Bildelemente. Auch die übrigen Bildmotive sind der Antike entlehnt, wobei Klimt hierfür Vorlagen aus der Literatur benutzte.
Selbst den goldenen Rahmen schmückte Klimt mit symbolträchtigen Motiven, die zum Teil Hinweise auf die Identität des Dargestellten geben. Er integrierte Symbole von antiken Vasen wie das stilisierte Meer, sieben Sterne, Fische und ionische Säulen sowie Symbole der Musik wie die Lyra und den Gott Apoll. Die Initialen des Münchener »Spatenbräus« – wo sich die Schauspieler und Künstler der Pembaur-Gesellschaft trafen – gibt Aufschluss über den Verwendungszweck des Werkes.
Literatur und Quellen
- Archiv der Universität Innsbruck, Sammlung Familie Pembaur.
- Wien Geschichte Wiki. Josef Pembaur. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Josef_Pembaur_der_%C3%84ltere (26.04.2020).
- Österreichisches Musiklexikon online. Pembaur. www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_P/Pembaur_Familie.xml (26.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Pembaur. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_P/Pembaur_Josef_1848_1923.xml;internal&action=hilite.action&Parameter=Pembaur* (26.04.2020).
- Art in Words. Josef Pembaur. artinwords.de/klimt-und-die-antike/klimt-josef-pembaur-1890/ (26.04.2020).
- N. N.: Das Walther-Denkmal in Bozen, in: Neuigkeits-Welt-Blatt, 17.09.1889, S. 4.
- Neues Wiener Tagblatt, 09.09.1910, S. 1-2.
- N. N.: M. K. (Max Kalbeck?): Reimers als Festredner, in: Neues Wiener Tagblatt, 09.09.1910.
- Georg Reimers: Burgtheater-Stammtische, in: Die Bühne. Wochenschrift für Theater, Film, Mode, Kunst, Gesellschaft, Sport, 3. Jg., Heft 72 (1926), S. 9-10.
- Herbert Giese: Franz von Matsch – Leben und Werk. 1861–1942. Dissertation, Wien 1976, S. 287-288.