Clara Pollaczek

Clara Pollaczek, um 1920, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Die Wiener Schriftstellerin und Lyrikerin Clara Pollaczek korrespondierte nachweislich mit Gustav Klimt und war mit den Literaten Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler bekannt. Mit Letzterem ging sie eine Beziehung ein.

Clara Pollaczek wurde 1875 in Wien geboren und war eine Tochter des Bankiers Louis Löb. Sie erhielt Privatunterricht und wurde schon früh schriftstellerisch tätig. Ihre ersten literarischen Arbeiten veröffentlichte sie unter falschem Namen – darunter der provokante Beitrag Mimi. Schattenbilder aus einem Mädchenleben, der 1897 in der Neuen Deutschen Rundschau erschien. Im Mai 1898 heiratete sie den jüdischen Großindustriellen Otto Pollaczek, der 1873 in Prag geboren wurde, und bekam mit ihm zwei Kinder. Ihr Ehemann beging knapp zehn Jahre später – vermutlich aufgrund finanzieller Probleme – mit nur 35 Jahren Suizid.

Erst in den 1920er Jahren nahm sie ihre schriftstellerische Tätigkeit wieder auf und betätigte sich auch als Übersetzerin. Pollaczek, die nach dem Ersten Weltkrieg stets ihren zweiten Vornamen, Katharina, anführte, erzielte vor allem mit ihren Beiträgen für die Zeitung Neue Freie Presse literarische Erfolge. Nach dem »Anschluss« Österreichs lebte sie zunächst in Prag und während des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz. Nach Kriegsende emigrierte Clara Pollaczek nach Großbritannien, kehrte jedoch drei Jahre später wieder in ihre Heimatstadt Wien zurück, wo sie schließlich 1951 verstarb. 

Liaison mit Arthur Schnitzler  
Clara Pollaczek lernte bereits in jungen Jahren unter anderem die Literaten Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler persönlich kennen. Mit Letzterem führte sie in den 1920er Jahren eine mehrjährige Beziehung, die durch eine umfangreiche Korrespondenz und ihre erhaltenen Tagebücher belegt ist. Nach Schnitzlers Tod, im Jahr 1931, entstand ihr Typoskript Arthur Schnitzler und ich, das heute in der Wienbibliothek aufbewahrt wird. Darüber hinaus verfasste sie ihm zu Ehren mehrere Gedichte, die anlässlich seines Geburts- und Todestages in der Neuen Freie Presse publiziert wurden. 

Korrespondenz mit dem Künstler Klimt
Lediglich ein Autograf, der vor einigen Jahren versteigert wurde, beweist, dass Clara Pollaczek auch mit dem Maler Gustav Klimt korrespondierte. Der Künstler schrieb der Feuilletonistin folgende Nachricht:

»Bin leider für diesen Abend schon vergeben – bitte nicht böse zu sein, daß ich Ihrer lieben Einladung abermals nicht Folge leisten kann. Bitte um gütige Entschuldigung! – Ich habe schon ›Pech‹ wie ich sehe und Sie werden mich nicht mehr einladen! Bitte um Nachsicht – Wünsche angenehme Feiertage«

Der Brief wurde von Klimt nicht datiert. Zurzeit ist auch nicht bekannt, ob es sich dabei um eine persönliche Einladung zu einer Gesellschaft oder um eine Einladung zu einer Veranstaltung handelte. Letzteres ist durchaus in Betracht zu ziehen, da Clara Pollaczek wiederholt eine Patronin des Wiener Kaufmännischen Balles war, der unter anderem im Februar 1900 und im Jänner 1901 in den Sofiensälen stattfand. Zu diesem Ereignis könnte sie Gustav Klimt vor oder zu Weihnachten eingeladen haben. Der Autograf wurde jedoch zuletzt zwischen 1905 und 1910 zeitlich verortet. 

Literatur und Quellen

  • Neue Freie Presse, 15.05.1934, S. 6.
  • Neues Wiener Tagblatt, 17.01.1901, S. 7.
  • Neues Wiener Journal, 22.02.1900, S. 12.
  • Neues Wiener Journal, 18.04.1908, S. 6-7.
  • Die Neuzeit. Wochenschrift für politische, religiöse und Cultur-Interessen, 13.05.1898, S. 205.
  • Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, Wien - Köln - Weimar 2016, S. 2564.
  • Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938, Band 2, Wien 2016, S. 2607-2609.
  • Hansjörg Krug: Gustav Klimt selbstredend, in: Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 461-504.
  • ÖNB. Ariadne. www.fraueninbewegung.onb.ac.at/node/2555 (14.05.2020).
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 4, Wien 1995, S. 572.
  • Stephan Kurz, Michael Rohrwasser (Hg.): »A. ist manchmal wie ein kleines Kind«. Clara Katharina Pollaczek und Arthur Schnitzler gehen ins Kino, Wien 2012.