Belgien
Gustav Klimt am Bauplatz des Palais Stoclet in Brüssel, 09.05.1906, MAK - Museum für angewandte Kunst, Archiv der Wiener Werkstätte
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Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in Brüssel an Emilie Flöge in Wien, 18.05.1914, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken
© Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Österreichische Nationalbibliothek
Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in Brüssel an Emilie Flöge in Wien, 16.05.1914, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken
© Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Österreichische Nationalbibliothek
Das Palais Stoclet entworfen von Josef Hoffmann, um 1914, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst, 13. Jg. (1914).
© Universitätsbibliothek Heidelberg
Garten des Palais Stoclet, um 1914, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst, 13. Jg. (1914).
© Universitätsbibliothek Heidelberg
Nach einem Aufenthalt in London reiste Gustav Klimt im Mai 1906 zusammen mit Carl Otto Czeschka und Fritz Waerndorfer in die belgische Hauptstadt, um den Baufortschritt des Palais Stoclet zu besichtigen. Im Mai 1914 fuhr er erneut nach Brüssel und besuchte für mehrere Tage die Familie Stoclet.
Erster Aufenthalt in Belgien im Jahr (1906)
Nach einem mehrtätigen Aufenthalt in London anlässlich der »Imperial Royal Austrian Exhibition« reiste Klimt Anfang Mai 1906 zurück nach Wien. Auf der Rückreise machte seine Reisegesellschaft, der auch Carl Otto Czeschka und Fritz Waerndorfer angehörten, von 8. auf 9. Mai einen kurzen Zwischenhalt in Brüssel, der durch zwei Fotografien (MAK, Wien) dokumentiert ist. Gemeinsam mit dem Ehepaar Stoclet besichtigten sie dort die Baustelle des Palais in der Avenue de Tervueren. Bereits am Abend des 9. Mai reisten die Künstler wieder ab und fuhren über Berlin und Dresden zurück nach Wien.
Besuch der Familie Stoclet (1914)
Der zweite Aufenthalt Klimts in Brüssel erfolgte im Mai 1914 und ist durch eine regelmäßige Korrespondenz zwischen Emilie Flöge und Gustav Klimt belegt. Der Anlass der Reise war neben der Besichtigung des fertiggestellten Palais Stoclet die Erstellung von mehreren Zeichnungen, deren Zweck Gustav Klimt in seinen Nachrichten an Emilie Flöge nicht weiter erklärt.
Klimt reiste am Mittwoch, den 13. Mai 1914, aus Wien ab und fuhr mit dem Zug über Passau, Nürnberg und Aachen nach Brüssel. Auf einem Teil der Strecke begleiteten ihn in seinem Abteil laut seinen Angaben der Druckgrafiker Sigmund Rosenbaum und der deutsche Komponist Siegfried Wagner. Bereits am Ankunftstag beschwerte sich Gustav Klimt bei Emilie Flöge über das anhaltend schlechte Wetter und die Tatsache, dass seine Gastgeber, das Ehepaar Stoclet, sich noch auf der Rückreise aus Spanien befanden. Deren Ankunft in Brüssel erwartete Klimt erst frühestens Freitagabend:
»Ditto Schlechtwetter in Brüssel – Und nun kommt das „Beescht“ Stoclet sind gar nicht in Brüssel. Sie kommen aus Spanien über Paris. Wenn’s gut geht Freitag Abends! Es hätte auch ein früheres Schreiben nichts genützt.«
Den Freitag verbrachte er zunächst mit Alphons Stoclets Kindern und dessen Schwiegermutter. Im späteren Tagesverlauf besichtigte er die Stadt sowie erstmals das fertiggestellte Stadtpalais in der Avenue de Trevueren. Er ließ diesbezüglich Emilie Flöge folgende Nachricht zukommen: »Haus Stoclet sehr schön – außen schlechte Umgebung – Gart[e]n ziemlich groß und schön.« Am nächsten Tag fuhr Gustav Klimt alleine nach Trevueren und besuchte das Musée du Congo. Im Vergleich zu den heimischen Hofmuseen empfand er die dekorative Ausstattung des Museums sowie die Ausstellungsobjekte selbst als nicht sehr gelungen. Eine Ausnahme bildeten allerdings die afrikanischen Plastiken, die er Emilie Flöge als »herrlich und prachtvoll« beschrieb.
Am Sonntag, den 17. Mai 1914, trafen sich schließlich Gustav Klimt, Adolphe und Suzanne Stoclet sowie Josef Hoffmann, das Ehepaar Primavesi und Anton Hanak, die gemeinsam aus Köln angereist waren, im Palais Stoclet. Er berichtete Emilie Flöge: »Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön, die Fotografien geben gar kein Bild und keinen Begriff.« Erstmals konnte Klimt auch seinen Mosaikfries im Original besichtigten. Klimt war anscheinend mit seinem Entwurf nicht gänzlich zufrieden, denn er ließ Emilie Flöge wissen, dass die Wand seiner Meinung nach mehr Gold vertragen hätte und in einigen Details hätten die Wiener Werkstätte oder er sich für eine andere Umsetzung entscheiden sollen.
Gustav Klimt berichtete Emilie Flöge in den nächsten Tagen von seinen mühsamen Versuchen mehrere Zeichnungen anzufertigen, von einigen neuen Bekanntschaften im Haus Stoclet, dem Rummel anlässlich der Ankunft des dänischen Königs in der belgischen Hauptstadt sowie von seiner Reise durch Südostbelgien. Gleichzeitig brachte er auch seine Sehnsucht nach seinem Zuhause wiederholt zum Ausdruck: »Diesmal will ich aber schon sehr gern heim – das Fremde im Hause und auf der Gasse ist da doch fad – auf die Dauer.« Vermutlich reiste Klimt Ende Mai 1914 nach Wien zurück.
Literatur und Quellen
- Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011, S. 202-251.
- Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900-1916, Wien 2015.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Florale Welten, Wien 2019, S. 110-114.
- Alexandra Matzner: Floras Welt. Inszenierte Natur in Kunst und Theorie der Jahrhundertwende, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Florale Welten, Wien 2019, S. 110-114.
- Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007.
- Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012.