Otto Prutscher
Otto Prutscher fotografiert von Friedrich Gerhard Walker, 1913, Sammlung Villa Paulick, Courtesy Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien
Otto Prutscher: Herrenzimmer in Italienischem Akazienholz, in: Innendekoration, 17. Jg. (1906).
© Universitätsbibliothek Heidelberg
Otto Prutscher war ein Wiener Architekt und Designer. Er zählte zu den Schülern von Franz Matsch und Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule und arbeitete später für die Wiener Werkstätte. Mit Gustav Klimt war Prutscher persönlich bekannt; er besuchte ihn und die Familie Flöge mehrmals am Attersee.
Otto Prutscher – 1880 in Wien geboren – absolvierte eine Tischler- und Maurerlehre und besuchte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt. 1895 erhielt er das Rothschild-Reisestipendium und besuchte die Weltstädte Paris und London. Zwei Jahre später studierte er an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Franz Matsch, Josef Hoffmann und Willibald Schulmeister. 1901 beendete er sein Studium und gehörte somit zur ersten Künstlergeneration des neuen Jahrtausends, die unter secessionistischem Einfluss ausgebildet wurde.
Selbstständigkeit und frühe Anerkennung
Prutscher arbeitete wenig später als selbstständiger Designer und Architekt. Mit seinen kunstgewerblichen, klar durchdachten Arbeiten, die unverkennbar durch den secessionistischen Stil geprägt waren, erzielte er bald große Erfolge. Er entwarf unter anderem für den Stofferzeuger Backhausen, den Möbelhersteller Thonet, die Porzellanmanufaktur Augarten und die Wiener Werkstätte.
Bereits 1902 – mit nur 22 Jahren – nahm Prutscher an der »XIII. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs« teil und erhielt die große silberne Medaille der »I. Internationalen Ausstellung für dekorative Künste« in Turin. Für die Kunstschau 1908, die von Gustav Klimt und Josef Hoffmann mitinitiiert wurde, gestaltete er den »Raum für einen Kunstliebhaber« und nahm ebenso an der Internationalen Kunstschau 1909 teil.
Prutscher, der Architekt
Der vielseitige Künstler intensivierte vor allem in den 1910er Jahren seine Tätigkeit als Architekt. Neben Wohnhäusern gestaltete Prutscher, der ab 1908 Mitglied des deutschen und österreichischen Werkbundes war, bis in die 1930er Jahre zahlreiche Ausstellungen und entwarf überwiegend Interieurs für Kaffeehäuser und Ladengeschäfte wie für die Apotheke »Zum goldenen Adler«, die seine Bestrebungen hin zum Gesamtkunstwerk deutlich erkennen lassen.
Lehrtätigkeit
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit assistierte Prutscher bereits zwischen 1903 und 1909 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und lehrte ab 1909 an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo er auf Empfehlung Hoffmans zum Leiter des offenen Entwurfszeichensaals für Gewerbetreibende ernannt wurde. Seine Lehrtätigkeit wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, und zwischen 1938 und 1945 erhielt er wegen der Ehe mit seiner jüdischen Frau als Kunstprofessor Arbeitsverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Prutscher an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien zurück und unterrichtete dort weitere vier Jahre, bevor er 1949 verstarb.
Literatur und Quellen
- Architektenlexikon. Wien 1770–1945. Otto Prutscher. www.architektenlexikon.at/de/480.htm (31.03.2020).
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900-1916, Wien 2015, S. 45.
- Max Eisler: Otto Prutscher, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst, Band 34 (1916), S. 168-172.
- Dekorative Kunst. Illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst, Band 32 (1923/24), S. 273-282.
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 4, Wien 1995, S. 612.
- Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 8, Wien 1983, S. 312-313.
- Christoph Thun-Hohenstein, Rainald Franz (Hg.): Otto Prutscher. Allgestalter der Wiener Moderne, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 20.11.2019–17.05.2020, Wien - Stuttgart 2019.
- Hermi Schedlmayer, Fritz Schedlmayer, Claas Duit (Hg.): Otto Prutscher 1880–1949. Architekt und Designer zwischen Tradition und Moderne, Basel 2020.
- Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XXVII, Leipzig 1933, S. 437.
- Walter de Gruyter (Hg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band XCVII, Berlin 2018, S. 99.