Michael Powolny

Michael Powolny fotografiert von Ludwig Schab, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Michael Powolny: Zwei Putti für die Wiener Keramik-Werkstätte, in: The Studio. Yearbook of decorative art (1909).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Arbeiten von Michael Powolny und Bertold Löffler im Hof der Wiener Kunstschau 1908, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst, 7. Jg. (1908).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Der freischaffende Bildhauer und Keramiker Michael Powolny gründete 1905 zusammen mit Bertold Löffler die Firma Wiener Keramik, deren Produkte auch von der Wiener Werkstätte vertrieben wurden. Er arbeitete unter anderem bei der Ausstattung der Villa Skywa-Primavesi, des Kabarett Fledermaus und des Palais Stoclet in Brüssel mit.

Michael Powolny wurde 1871 in Judenburg geboren. Schon in jungen Jahren absolvierte er bei seinem Vater eine Lehre als Ofensetzer und sammelte als Gehilfe erste Arbeitserfahrungen in Steyr. Ab 1891 besuchte er in Znaim (heute: Znjmo, Tschechien) für drei Jahre die k. k. Fachschule für Tonindustrie und studierte anschließend an der Kunstgewerbeschule in Wien, wo er unter anderem von den Bildhauern Arthur Strasser und Franz Metzner unterrichtet wurde. Nach Abschluss seines Studiums assistierte er dort auch ein paar Jahre in der Abteilung »Figurales Modellieren«.

Gründung einer Vereinigung und einer Manufaktur
1903 begründete Powolny zusammen mit anderen jungen Kunstgewerblern – alle Absolventen der Kunstgewerbeschule oder ehemalige SchülerInnen der Professoren Josef Hoffmann und Koloman Moser – die neue Künstlervereinigung Wiener Kunst im Hause, die erstmals an der »XV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession« teilnahm. Einige Jahre später eröffnete er gemeinsam mit dem Designer Bertold Löffler die Manufaktur Wiener Keramik, die vor allem für ihre Putten und Krinolinen-Figuren bekannt werden sollte. Die Erzeugnisse der Wiener Keramik wurden ab 1907 von der Wiener Werkstätte vertrieben, für die Powolny ebenso tätig war. In dieser Zeit erstellte Powolny in enger Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte und Josef Hoffmann keramische Arbeiten – zumeist in charakteristischer Schwarz-Weiß-Optik – für das Kabarett Fledermaus, das Palais Stoclet in Brüssel oder die Villa Skywa-Primavesi in Wien. Später erhielt der Designer, der unter anderem auf der »Wiener Kunstschau« 1908 und 1911 auf der »Internationalen Kunstaustellung« in Rom ausstellte, auch Aufträge von der Firma Lobmeyr, den Wiener Porzellanmanufakturen Augarten und Josef Böck sowie der Stadt Wien.

Weitere Meilensteine
Powolnys Manufaktur fusionierte schließlich 1912 mit der Gmundner Keramik, die noch bis heute besteht. Noch im gleichen Jahr übernahm Powolny eine Lehrstelle an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo er zunächst Keramik und dann ab den 1920er Jahren auch Glasveredelung und Bildhauerei unterrichtete. Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sich der Designer wieder vermehrt der Kleinkeramik und entwarf darüber hinaus Schilling- und Groschenmünzen für die Republik Österreich. Für seine künstlerischen Verdienste erhielt Michael Powolny 1951 die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. Drei Jahre später verstarb er in Wien.

Literatur und Quellen

  • Die Zeit, 30.11.1903, S. 3.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 4, Wien 1995, S. 588.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 634.
  • Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XXVII, Leipzig 1933, S. 330-331.
  • Walter de Gruyter (Hg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band XCVI, Berlin 2017, S. 446.
  • Dekorative Kunst. Illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst, Band 25 (1916), S. 132-138.
  • Leopold Wolfgang Rochowanski: Wiener Keramik, Wien 1923.
  • Thomas Artl, Arthur Weilinger: Wiener Keramik 1906-1912. Bertold Löffler – Michael Powolny. Werkverzeichnis, Wien 2018.
  • Leopold Wolfgang Rochowanski: Neue Arbeiten von Michael Powolny, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 62 (1928/29), S. 256-257.