Maximilian Lenz

Maximilian Lenz gezeichnet von Moriz Nähr
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Maximilian Lenz: Mosaiktondo mit Stolba, Böhm und Nowak als Faungestalten, um 1895, Albertina, Wien
© ALBERTINA, Wien

Moriz Nähr: Gustav Klimt mit den beteiligten Künstlern der XIV. Secessionsausstellung, April 1902, Klimt-Foundation: Maximilian Lenz liegend mit den beteiligten Künstlern der XIV. Secessionsausstellung fotografiert von Moriz Nähr, April 1902
© Klimt-Foundation, Wien

Maximilian Lenz: Getriebenes Messing-Relief in Marmor und Holz montiert für die XIV. Secessionsausstellung fotografiert von Moriz Nähr, 1902, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 10 (1902).
© Klimt-Foundation, Wien

Maximilian Lenz war vorwiegend als Maler und Grafiker tätig, bediente sich jedoch unterschiedlichster Techniken und Materialien. 1897 zählte er neben Gustav Klimt zu den Mitbegründern der Wiener Secession. In der Vereinigung beteiligte er sich an zahlreichen Ausstellungen und illustrierte die Zeitschrift Ver Sacrum.

Maximilian Lenz wurde am 4. Oktober 1860 in Wien geboren und studierte zwischen 1874 und 1877 an der k. k. Kunstgewerbeschule bei Michael Rieser und Ferdinand Laufberger. Dort besuchte er 1876/77 die Vorbereitungsklasse für figurales Zeichnen bei Laufberger gemeinsam mit Gustav Klimt und Franz Matsch. Letzteren kannte er bereits aus Kindheitstagen, da sie im gleichen Haus in der Josefstädter Straße 23 im 8. Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen waren. An der Kunstgewerbeschule lernte Lenz wahrscheinlich auch Moriz Nähr – der später als Fotograf der Wiener Secession bekannt wurde – kennen, mit dem sich eine enge Freundschaft entwickelte. Im Gegenzug zu Hilfstätigkeiten wie Putzen und Botengänge durften die beiden »Lehrbuben« das Atelier des Malers Stefan (Istvan) Delhaes nutzen, der sie manchmal auch zu Ausflügen mitnahm.

Nach der Kunstgewerbeschule besuchte Lenz die k. k. Akademie der bildenden Künste unter Carl Wurzinger, August Eisenmenger und Christian Griepenkerl und erhielt einige Stipendien. Das »Kenyon-Reisestipendium« führte ihn 1886 für zwei Jahre nach Rom. Anfang der 1890er Jahre reiste er zusammen mit dem Kupferstecher Ferdinand Schirnböck sogar nach Buenos Aires, um dort Banknoten für die Notenbank zu entwerfen.

Wiener Netzwerke
Lenz kehrte wohl 1893 zurück in die Heimat und wurde 1896 Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (kurz Künstlerhaus). Er war gut vernetzt und zählte bereits seit seiner Studienzeit zum Kern der losen Künstlergruppe Hagengesellschaft, die sich meist im Bierlokal Zum blauen Freihaus oder im Café Sperl traf und gerne witzige Karikaturen voneinander zeichnete.

Gemeinsam mit Gustav Klimt, Kolo Moser, Josef Hoffmann u.a. gründete er 1897 die richtungsweisende Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession. Er lieferte einige Illustrationen für die Vereinszeitschrift Ver Sacrum und beteiligte sich an Ausstellungen der jungen Künstlervereinigung, die sich der Moderne verschrieb. Hierbei war besonders die 1902 eröffnete und raumkünstlerisch innovative »XIV. Ausstellung« bedeutsam. Lenz schuf für die sogenannte »Beethoven-Ausstellung« u.a. getriebene Messingplatten mit mythologisch anmutenden Motiven, die in die Mauerflächen des Mittelsaales eingelassen wurden. Diese ordneten sich dem Gesamtkonzept der Ausstellung unter, in dessen Mittelpunkt Max Klingers Beethoven-Denkmal stand und für die Gustav Klimt den Beethovenfries (1901/02, Belvedere, Wien, Dauerleihgabe in der Secession, Wien) gestaltete.

Inspiration in Italien
Ende November 1903 unternahm Maximilian Lenz gemeinsam mit Klimt eine Italienreise, über die er in seinen Memoiren wie folgt berichtete:

»Klimt war als Mensch sehr lieb, ich habe diesen lieben Freund auf einer Reise durch Oberitalien genossen. […] Ravenna, das eigentliche Reiseziel, ist erreicht; Gustav Klimts Schicksalsstunde ist da. Denn die goldschimmernden Mosaiken der ravennatischen Kirchen machen einen ungeheuren, entscheidenden Eindruck auf ihn. Von da an kommt das Prunkende, das Starr-Prächtige in seine sensible Kunst.«

Die byzantinischen Mosaike in Ravenna und San Vitale beeindruckten und beeinflussten auch Lenz in seinem künstlerischen Schaffen. Er arbeitete in unterschiedlichen Techniken wie Druckgraphik, Mosaik, Mörtelschnitt und Treibarbeit, war jedoch vor allem als Maler tätig. Stilistisch orientierte er sich am Symbolismus und ließ sich häufig von Werken und Bildthemen seiner Kollegen inspirieren. Zu seinen bekanntesten Gemälden zählen Eine Welt (1899, Szépmuveszeti Múzeum, Budapest), Die Sirk-Ecke (1900, Wien Museum), Frühling (1904, National Museum Wales, Cardiff) und Idunasäpfel (1904, verschollen) sowie Justitia, das 1927 verbrannte Deckengemälde des Justizpalastes.

Im Jahr 1904 nahm Lenz bei der österreichischen Industriellenfamilie Kupelwieser eine Stelle als Zeichenlehrer an. Seine Schülerin war Ida Kupelwieser, die Enkelin des Malers Leopold Kupelwieser und eine Nichte des Industriellen und Mäzen Karl Wittgenstein, die ihm vermutlich für das Gemälde Modell stand.

Maximilian Lenz: Frühling, 1904, Amgueddfa Cymru – National Museum Wales, Cardiff
© Amgueddfa Cymru – National Museum Wales

Maximilian Lenz vor seinem Werk »Die Taufe des Äthiopiers« für die XXIV. Secessionsausstellung, mittig Josef Engelhart, rechts Friedrich König fotografiert von Moriz Nähr, 1905
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Der »naturalistische Flügel«
Als sich die Klimt-Gruppe 1905 aufgrund künstlerischer Differenzen aus der Secession löste, schloss sich Lenz dem »naturalistischen Flügel« – den sogenannten »Impressionisten« – um Josef Engelhart, Rudolf Bacher, Alois Hänisch und Ferdinand König an. Mit Engelhart, Hänisch und König war er zudem befreundet und teilte sich ein Atelier in der Landstraßer Hauptstraße 112, das Engelhart als Mitgift anlässlich seiner Heirat mit Dorothea Mautner-Markhof erhalten hatte. Lenz stellte vor allem seine Gemälde in der Secession aus, arbeitete an dem Wandtafelwerk der k. k. Staatsdruckerei, dessen Farblithographien zwischen 1903 und 1926 verlegt wurden und entwarf während des ersten Weltkrieges Plakate für die Kriegsanleihe.

Obwohl sich die künstlerischen Wege von Lenz und Klimt trennten, waren sie wohl noch viele Jahre freundschaftlich verbunden. So kondolierte er Klimt anlässlich des Todes seiner Mutter, wie dies ein Dankesbrief von 1915 belegt:

»Lieber Lenz! Ich danke Dir Allerherzlichst für Deinen lieben Brief – für Deine Beileidsbezeugung. Verzeihe die etwas – verspätete Danksagung. Mit den besten Grüßen Dein Gustav Klimt«

Maximilian Lenz pflegte eine langjährige Freundschaft zu seiner Schülerin Ida Kupelwieser und sie heirateten schließlich 1926, wobei der Fotograf Moriz Nähr als Trauzeuge fungierte. Nach nur halbjähriger Ehe verstarb Ida leider an einem Schlaganfall. In der Folgezeit fand er zu keinem eigenständigen Werk mehr zurück. Er verfasste zwischen 1933 und 1947 seine Memoiren, die als Kopie und unpublizierte Abschriften erhalten sind und einen interessanten Einblick in sein privates und berufliches Umfeld erlauben. Maximilian Lenz starb am 18. Mai 1948 mit 87 Jahren in Wien, wo er am Grinzinger Friedhof bestattet wurde.

Literatur und Quellen

  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Maximilian Lenz. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_L/Lenz_Maximilian_1860_1948.xml (11.09.2020).
  • Elisabeth Dutz: The Hagengesellschaft: Bohemia in Vienna, in: PhotoResearcher, Nummer 31 (2019), S. 112-133.
  • Trauungsbuch 1926 (Tomus 41), röm.-kath. Pfarre Landstrasse - St. Rochus, Wien, fol. 124.
  • Hella Buchner-Kopper: Maximilian Lenz. Ein Maler im Licht / Schatten Gustav Klimts. Betrachtungen zum Leben und Werk eines Angepaßten. Dissertation, Universität Klagenfurt 2001.
  • Elisabeth Dutz: Moriz Nähr. Die Biografie, in: Uwe Schögl, Sandra Tretter und Peter Weinhäupl für die Klimt-Foundation (Hg.): Moriz Nähr (1859–1945). Fotograf für Habsburg, Klimt und Wittgenstein. Catalogue Raisonné, Wien (2021). www.moriz-naehr.com (22.05.2022).
  • Georg Gaugusch: Die Familien Wittgenstein und Salzer und ihr genealogisches Umfeld, in: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft ADLER (Hg.): Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, 21. Jg., Heft 4 (2001/02), S. 120-145.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Erster Jahresbericht der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession, Wien 1899, S. 29.
  • Wilhelm Dessauer: Gustav Klimts Winterreise nach Italien. Unveröffentlichte Erinnerungen des Malers Lenz, mitgeteilt von Wilhelm Dessauer, in: Österreichische Kunst, 4. Jg., Heft 3 (1933), S. 11-12.
  • Klassenkataloge 1876–1881, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv.
  • Ansichtskarte von Gustav Klimt in Ravenna an Emilie Flöge in Wien (12/02/1903).
  • Maximilian Lenz: Meine Erinnerungen. Unveröffentlichtes Typoskript aus den Jahren 1933-1947.. Wortgetreue Abschrift des Originals, Graz 1976.
  • Zum Kometenstern. Wien Geschichte Wiki. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zum_Kometenstern (16.02.2023).
  • Wiener Zeitung (Abendausgabe), 18.07.1886, S. 2.
  • Brief von Gustav Klimt an Maximilian Lenz (undated).