Max Klinger

Max Klinger fotografiert von Nicola Perscheid, 1899, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Max Klinger: Verführung, Blatt 4 aus dem Zyklus »Ein Leben«, 1882, Albertina, Wien
© ALBERTINA, Wien

Max Klinger in seinem Atelier an der Beethoven Statue arbeitend, 1988, Leipzig-Institut für Länderkunde
© Leipzig-Institut für Länderkunde

Max Klinger war ein deutscher Maler, Grafiker, Medailleur und Bildhauer. Er war korrespondierendes Mitglied der Wiener Secession und Vizepräsident des Deutschen Künstlerbundes.

Max Klinger wurde am 18. Februar 1857 in Plagwitz bei Leipzig als zweites von fünf Kindern des Seifensiedermeisters Heinrich Louis Klinger geboren. Bereits im jugendlichen Alter betätigte sich Klinger künstlerisch und ging nach Karlsruhe, um dort ab 1874 an der Großherzoglichen Badischen Kunstschule in Karlsruhe zu studieren. Seine Lehrer warenv die Maler Ludwig Des Coudres und Karl Gussow. Danach folgte er Gussow an die Akademie der Künste in Berlin, die er mit Auszeichnung abschloss.

Seine erste Ausstellungsbeteiligung erfolgte in der »52. Ausstellung der Königlichen Akademie« 1878 mit dem Gemälde Spaziergänger (Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin). 1879 entstand der grafische Zyklus Opus I, der bereits die Hauptthemen Klingers gesamten künstlerischen Schaffens vorwegnahm: Tod, Liebe und Kunst.

Ab 1879 lebte Klinger mehrere Jahre im Ausland. In dieser Zeit entstand eine Reihe von Radierungszyklen, die stilistisch auf Werke Arnold Böcklins zurückgreifen und mehrheitlich surrealistische, symbolistische Züge tragen. Diese brachten ihm internationale Anerkennung und Auszeichnungen.

1882/83 schuf Klinger seine erste Plastik, eine Porträtbüste von Friedrich Schiller. Im Sommer 1883 übersiedelte der Künstler nach Paris. Hier begann er sich erstmals vermehrt auf das Medium der Plastik zu konzentrieren und fertigte auch das Gipsmodell für sein berühmtes Beethoven-Denkmal, das er jedoch erst später in Stein umsetzen sollte. Nach seiner Schaffens- und Studienzeit in Paris verlegte er sein Atelier 1888 nach Rom. Von dort aus unternahm er mehrere Italienreisen; sein Interesse galt dabei vor allem der antiken Skulptur. 

Erfolg und Wirken in Deutschland
Nachdem 1893 Klingers Kreuzigung aufgrund der Nacktheit Christi einen Skandal ausgelöst hatte, wurde der Künstler im Folgejahr Mitglied an der Akademie der Künste und ihm wurde eine Kollektivausstellung ausgerichtet. Beides verhalf Klinger zu großem Ansehen. 1895 entwarf sich Klinger ein Atelierhaus in Leipzig, in dem er Werke seiner Freunde Böcklin, Rodin und Menzel sammelte. Neben Künstlerkollegen waren im Atelier des musikbegeisterten Klingers bedeutende Komponisten und Musiker geladen. Im Jahr darauf folgte der große staatliche Auftrag zur Ausmalung der Aula der Universität Leipzig.

1897 beteiligte er sich mit dem Monumentalgemälde Christus im Olymp (1897, Belvedere) an der »Großen Kunstausstellung« in Leipzig sowie ein Jahr später an der »Münchener Jahres-Ausstellung« 1898 im Königlichen Glaspalast. Klimt der die Münchener Ausstellung besuchte, zeigte sich von der Schau enttäuscht, nicht jedoch von seinem deutschen Kollegen:

»Sie [Anm.: Die Ausstellung] ist mit wenig Ausnahmen – darunter Klinger's ›Christus im Olymp‹ miserabel.«

Die Wertschätzung dürfte auf Gegenseitigkeit beruht haben. Klinger sammelte nämlich Klimts Zeichnungen. In einem Brief an Carl Moll bedauerte er außerdem ausdrücklich, dass Klimt nicht als Professor an die Akademie berufen worden war. 

In den folgenden Jahren konzentrierte sich Klinger vermehrt auf seine plastischen Arbeiten. Neben Büsten und Skulpturen von großen Musikern wie Johannes Brahms, Franz Liszt, Richard Strauss und Richard Wagner stellte er auch die von ihm verehrten Philosophen Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer dar.

Er versuchte die verschiedenen Sparten der Künste zu vereinen und arbeitete mit verschiedenfarbigen Materialien. Außerdem machte er sich archäologische Erkenntnisse über die polychrome Fassung antiker Skulpturen zunutze, die er während seiner Zeit in Rom erforscht hatte. Er erzielte polychrome Effekte durch weißen, schwarzen und violetten Marmor, Alabaster, Bronze und Elfenbein.

Klinger und die Wiener Secession
1897 wurde Klinger korrespondierendes Mitglied der soeben gegründeten Wiener Secession, an deren Ausstellungen er sich in den nächsten Jahren immer wieder beteiligen sollte. In Wien waren seine Werke bereits 1895 zum ersten Mal im Künstlerhaus ausgestellt gewesen.

Moriz Nähr (?): Einblick in die XIV. Secessionsausstellung, April 1902 - Juni 1902, Albertina, Gustav Klimt Archiv
© ALBERTINA, Wien

Max Klinger: Beethoven Statue, um 1920, Leipzig-Institut für Länderkunde
© Leipzig-Institut für Länderkunde

1898 beteiligte er sich an der I. Secessionsausstellung mit Zeichnungen zum Märchen Amor und Psyche. In der III. Secessionsausstellung wurde sein Christus im Olymp gezeigt. Die IX. Secessionsausstellung legte den Fokus auf die drei ausländischen Künstler Giovanni Segantini, Auguste Rodin und Max Klinger.

1902 organisierte die Secession eine Ausstellung, deren Hauptthema »Klinger und Beethoven« darstellen sollte. Ziel war es, um Klingers noch nie zuvor präsentierte Monumentalstatue, das Beethoven-Monument, ein Gesamtkunstwerk zum Thema Beethoven zu schaffen. Gustav Klimt schuf für die »XIV. Secessionsausstellung« den Beethovenfries (1901/02, Belvedere, Wien). Am 12. April wurde die Statue zum ersten Mal feierlich enthüllt und der zweite Satz der 9. Symphonie Beethovens unter der Leitung von Gustav Mahler aufgeführt. Klinger kam für dieses Großereignis persönlich nach Wien. Anlässlich der Präsentation richtete Karl Wittgenstein am Abend des 12. April ein Bankett zu Ehren Klingers im Grand Hotel in Wien aus. Anwesend waren neben den Künstlern der Secession auch deren Förderer wie Moriz Gallia, Anton Loew und der Unterrichtsminister Wilhelm von Hartel.

Trotz mehrerer Bemühungen kaufte die Stadt Wien weder Klingers Statue noch Klimts Beethovenfries an. Klinger verkaufte die Skulptur daher an seine Heimatstadt Leipzig. Er ließ dafür auf eigene Kosten die Südfassade des Museums der bildenden Künste in Leipzig umbauen.

Max Klinger: Büste Elsa Asenijeff, um 1900
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München

1903 wurde Klinger unter Max Liebermann Vizepräsident des Deutschen Künstlerbundes, dem auch Gustav Klimt angehörte. Er korrespondierte mit Moll über die Möglichkeit, dass Klimt ein Atelier in einem Haus des Künstlerbunds in Florenz übernehmen könnte. Klimt lehnte jedoch ab und schlug Max Kurzweil dafür vor.

Tod, Liebe und Kunst
Mit der österreichischen Schriftstellerin und Dichterin Elsa Asenijeff (eigentl. Elsa Maria Packeny), die an der Universität Leipzig Philosophie und Psychologie studierte, verband Klinger lange Zeit eine uneheliche Beziehung. 1900 kam die gemeinsame Tochter Desirée auf die Welt, noch im selben Jahr gestaltete er Elsas Porträtbüste. Darüber hinaus entstanden zahlreiche Gemälde seiner langjährigen Lebensgefährtin sowie zueinander passende Exlibris für den Künstler und seine Muse, bis die Beziehung 1916 schließlich endete. 

Anfang November 1919 erlitt Max Klinger einen Schlaganfall mit anschließender Lungenentzündung. Vor seinem Tod am 4. Juli 1920 heiratete er seine damalige Lebensgefährtin Gertrud Bock und vererbte ihr sein gesamtes Vermögen. Max Klinger starb mit 63 Jahren auf seinem Sommersitz in Großjena, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand. 

Als seinen Nachlassverwalter setzte er seinen Freund, den deutschen Bildhauer Johannes Hartmann, ein, der ihm die Totenmaske abnahm. 2018 wurden kolorierte Zeichnungen Klimts aus dem Nachlass Klingers wiederentdeckt.

Literatur und Quellen

  • belvedere. digital.belvedere.at/people/1068/max-klinger (20.04.2020).
  • Deutsche Biographie. Max Klinger. www.deutsche-biographie.de/sfz42897.html (20.04.2020).
  • Janca Imwolde: LeMO. Max Klinger. www.dhm.de/lemo/biografie/max-klinger (20.04.2020).
  • Secession. www.secession.at/die-beethoven-ausstellung-1902/ (20.04.2020).
  • Christian M. Nebehay (Hg.): Gustav Klimt. Dokumentation, Wien 1969, S. 515.
  • Mdr. Max Klinger. www.mdr.de/zeitreise/weitere-epochen/neuzeit/max-klinger-leben-100.html (25.11.2021).
  • Sächsische Staatszeitung. Staatsanzeiger für den Freistaat Sachsen, 17.02.1917, S. 10.
  • Neue Freie Presse, 13.04.1902, S. 7.
  • Prager Tagblatt, 13.04.1902, S. 10.
  • Brief von Max Klinger an Carl Moll (vor Januar 1905).
  • Brief von Max Klinger in Florenz an Carl Moll (01.11.1905).
  • Ludwig Hevesi: Max Klinger in Wien, 13. April 1902, in: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 383.
  • Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, 21.11.1919, S. 2.
  • Dresdner neueste Nachrichten, 12.11.1919, S. 3.
  • Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, 06.07.1920, S. 2.
  • Leipziger Tageblatt und Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Polizeiamtes der Stadt Leipzig, 05.07.1920, S. 2.
  • Deutsche allgemeine Zeitung (Abendausgabe), 05.07.1920, S. 3.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): XIV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession. Klinger Beethoven, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 15.04.1902–15.06.1902, Wien 1902.