Hans Makart

Hans Makart fotografiert von Fritz Luckhart, um 1879
© Wien Museum

Der akademische Maler Hans Makart etablierte sich Ende des 19. Jahrhunderts als einer der bedeutendsten Künstler in Wien. Mit der Organisation des Kaiserfestzugs avancierte er zum gefeierten Malerfürst. Nach Makarts Tod 1884 übernahmen Gustav und Ernst Klimt zusammen mit Franz Matsch einen Großteil seiner unvollendeten Aufträge.

Der Maler Hans Makart wurde am 28. Mai 1840 in Salzburg geboren. In der Schule wurde sein künstlerisches Talent schnell erkannt. Der junge Maler wurde durch seinen Zeichenlehrer Josef Mayburger und den Maler und Betreiber der Kleinen Akademie in Salzburg, Johann Fischbach, gefördert. Dort stand vorwiegend seine graphische Ausbildung im Vordergrund. In der außerschulischen Zeit verdiente Makart sich sein Zubrot durch die Retusche von Fotos in einem Salzburger Fotoatelier. 1858 besuchte er die Vorbereitungsklasse der Akademie der Bildenden Künste Wien mit dem Ziel Maler zu werden. Der angehende Maler wurde jedoch als untalentiert eingestuft und bald darauf entlassen. Daher entschloss er sich nach München zu übersiedeln, um dort seine Ausbildung fortzusetzen. Bis 1865 nahm er unter dem Historienmaler Karl Theodor von Piloty Unterricht an der dortigen Akademie der Bildenden Künste.

Der Durchbruch und die Rückkehr nach Wien
Hans Makart, der zu einem klassischen, akademischen Historienmaler ausgebildet worden war, entwickelte nach seinem Studium schrittweise seinen eigenen Stil. Beeinflusst durch die modischen Salonbilder mit erotischen Motiven, die er auf der Weltausstellung London (1862) gesehen hatte, schuf Makart Gemälde mit leuchtendem Kolorit und erotischer Sinnlichkeit. Gerade diese Sinnlichkeit war es die Makart viel Kritik einbrachte, schlussendlich aber zu seinem Durchbruch führen sollte.

Sein monumentales Triptychon Pest in Florenz (1868, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt) war den Zeitgenossen in München zu morbide und dekadent. Die nackten Frauendarstellungen provozierten einen Skandal. Seine Aufgabe einer korrekten räumlichen und anatomischen Wiedergabe zu Gunsten der Steigerung der dramatischen Gesamtwirkung des Gemäldes wurde als fehlerhaft bezeichnet. Makart stieß auch hier mit seiner neuen Darstellungsweise auf Ablehnung seitens der konservativen Öffentlichkeit, erhielt aber zugleich auch Anerkennung ob seiner modernen Formen. Ähnlich sollte es sich knapp 40 Jahre später bei dem Skandal um Gustav Klimts Fakultätsbilder verhalten.

Galerie

Pest in Florenz, 1868

  • Hans Makart: Pest in Florenz, 1. Teil des Triptychon, 1868, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
    © Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
  • Hans Makart: Pest in Florenz, 2. Teil des Triptychon, 1868, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
    © Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
  • Hans Makart: Pest in Florenz, 3. Teil des Triptychon, 1868, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
    © Museum Georg Schäfer, Schweinfurt

Atelier von Hans Makart in der Gußhausstraße 25 fotografiert von Viktor Angerer, um 1880
© Wien Museum

Hans Makart mit Künstlern bei einem Kostümfest fotografiert von Viktor Angerer, um 1879
© Wien Museum

Rudolf von Alt: Bibliothek im Palais Dumba ausgestattet von Hans Makart, 1877, Wien Museum
© Wien Museum

Hans Makart: Dekorationsentwurf für das Schlafzimmer Kaiserin Elisabeths in der Hermesvilla, 1882, Belvedere, Wien
© Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll

1869 wurde Kaiser Franz Joseph I. auf den jungen Maler aufmerksam und orderte diesen zurück in seine Heimatstadt an den Wiener Hof. Auf Staatskosten wurde Makart das ehemalige Atelier des Malers Anton Dominik von Fernkorn in der Gußhausstraße sowie ein Wohnhaus zur Verfügung gestellt. Bald schon sollte sein Atelier zu einem opulenten Repräsentationsraum werden, in dem diverseste Künstler-Kostümfeste gefeiert wurden, bei denen auch der Wiener Adel nicht fehlen durfte. Der pompöse, fast schon kulissenhafte Einrichtungsstil des Ateliers sollte als Makart-Stil bekannt werden und in zahlreichen Privathäusern Nachahmung finden.

Trotz der Förderung durch den Kaiser blieb ein offizieller Staatsauftrag zunächst aus. Daher konzentrierte sich Makart vorwiegend auf private Aufträge. Für die Damen der gehobenen, bürgerlichen Gesellschaft fertigte er erotische, theatralisch idealisierte Porträts. 1870 stattete er das Arbeitszimmer im Palais des Großindustriellen Nikolaus Dumba aus, für das Gustav Klimt einige Jahre später das Musikzimmer gestalten sollte.

Drei Jahre später war es der Kunsthändler Hugo Othmar Miethke, der dem aufstrebenden Künstler half seine Werke im Künstlerhaus zu inszenieren. Die Einzelpräsentation von Makarts Gemälde Venedig huldigt Cornaro (1872/73, Belvedere Wien) an der Hauptwand sowie die kulissenartige Gestaltung des gesamten Raumes durch Requisiten war für die Malerei ein vollkommen neuartiges Ausstellungskonzept. Die Inszenierung seiner Werke wie auch seiner eigenen Person als Malerfürst sollte von da an für sein weiteres Schaffen unabdingbar werden.

1879 wurde Makart zum Professor für Historienmalerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien ernannt. Im Jahr drauf wurde er zum Vorstand der Genossenschaft der Bildenden Künste Wiens (Künstlerhaus) gemacht. Makart hatte sich somit endgültig als renommierter Maler in Wien etabliert.

Makart und die »Künstler-Compagnie«
Den Höhepunkt Makarts Schaffen bildete der Auftrag zur Organisation des Festzuges anlässlich der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares 1879, für den er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien erhielt. Immer wieder wird behauptet, dass auch die Brüder Klimt und Franz Matsch am Festzug unter der Anleitung Makarts mitgearbeitet hatten, die Quellen für diese Beteiligung fehlen allerdings. Belegt ist jedoch, dass die sogenannte »Künstler-Compagnie« das Atelier des Meisters »fleißig besuchte«. Franz Matsch erwähnte in seinen autobiografischen Schriften, dass Gustav und Ernst Klimt sowie er selbst den Malerfürsten des Öfteren beim Verlassen seines Ateliers sahen, jedoch nie direkt Kontakt mit ihm hatten.  

In den 1880er erhielt Makart gleich zwei prestigeträchtige Aufträge. Einerseits sollte er das Schlafzimmer von Kaiserin Elisabeth in der Hermesvilla mit Deckengemälden ausstatten, andererseits wurde er 1881 mit dem Entwurf und der Ausführung des Bildprogramms für das Treppenhaus im neu erbauten Kunsthistorischen Museum beauftragt. Damit erhielt der Malerfürst endlich den so lange ausgebliebenen staatlichen Auftrag und seine Möglichkeit zur Mitgestaltung der Ringstraßenbauten.

Makarts Tod am 28. Mai 1884 im Alter von nur 45 Jahren verhinderte jedoch die Vollendung dieser beiden Aufgaben. Während die bereits ausgeführten Lünettenbilder für das Kunsthistorische Museum an der Decke angebracht werden konnten, blieb das große Deckenbild Sieg des Lichtes über die Finsternis: Apollo, der die Unwissenheit in den Abgrund stößt (1883/84, Belvedere Wien) als nie umgesetzter Entwurf zurück. Der Freskenmaler Mihály von Munkácsy übernahm die Ausführung des Mittelbildes während die Ausführung der restlichen Zwickel und Interkolumnen Franz Matsch sowie Gustav und Ernst Klimt übertragen wurde. Die drei jungen Künstler vollendeten außerdem das bereits durch Makart begonnene Schlafzimmer der Kaiserin in der Hermesvilla.

Literatur und Quellen

  • Wien Geschichte Wiki. Hans Makart. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hans_Makart (27.03.2020).
  • Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018, S. 20, S. 24, S. 196.
  • Otmar Rychlik: Gustav Klimt Franz Matsch und Ernst Klimt im Kunsthistorischen Museum, Wien 2012, S. 9-13.
  • Herbert Giese: Franz von Matsch – Leben und Werk. 1861–1942. Dissertation, Wien 1976, S. 7.
  • Ralph Gleis (Hg.): Makart. Ein Künstler regiert die Stadt, Ausst.-Kat., Wien Museum (Wien), 09.06.2011–16.10.2011, München 2011.
  • Max Eisler: Gustav Klimt, Wien 1920, S. 6-7.
  • N. N.: Die Bilanz des Festzuges, in: Leitmeritzer Zeitung, 10.05.1879, S. 406.
  • N. N.: Hans Makart, in: Prager Tagblatt, 30.04.1879, S. 7.
  • N. N.: Salzburger Nachrichten.. Hans Makart vermählt, in: Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg, 02.08.1882, S. 2.
  • Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
  • Günter Meissner, Andreas Beyer, Bénédicte Savoy, Wolf Tegethoff: Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band LXXXVI, Berlin - New York 2015, S. 420.
  • Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XXIII, Leipzig 1929, S. 583.