Friedrich Gerhard Walker
Friedrich Gerhard Walker im Garten der Villa Paulick, 14.09.1913, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien
Der Geschäftsführer einer Wiener Ledergalanteriewerkstatt Friedrich Gerhard Walker betätigte sich als Amateurfotograf, war Mitglied im Camera-Club und fertigte im Jahr 1913 eine Fotoserie von Emilie Flöge und Gustav Klimt an, welche die bisher einzige bekannte Farbfotografie von Klimt umfasst.
Friedrich Gerhard Walker wurde am 23. Juli 1873 in Wien als Sohn von Gustav und Aloisia Walker geboren. Sein Vater betrieb eine Ledergalanteriewerkstatt in der Schottenfeldgasse 11 und die Mutter war Hauseigentümerin in der Feldkellergasse 20, der Familienwohnadresse. Friedrich Gerhard Walker fungierte ab 1902 als Geschäftsführer des Unternehmens Walker G. & Co, einer »Fabrik feiner Ledergalanteriewaren« und leitete die Firma gemeinsam mit seinen Brüdern Rudolf Georg und Richard Candidus Walker.
Walker zählte zum Freundeskreis von Emilie Flöge und Gustav Klimt und dadurch auch zu den Gästen der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee, wo er die beiden am 14. September 1913 fotografierte. Es handelt sich dabei um die bisher einzige bekannte Farbfotografie von Gustav Klimt, die aufgrund einer Fotoalbumbeschriftung, eines Eintrags von Walker im Gästebuch der Villa Paulick und eines nachweisbaren Aufenthaltes Klimts am Attersee, genau datierbar ist.
Der Amateurfotograf Walker konzipierte die drei Aufnahmen jeweils als Einzelbildnisse, ähnlich des damals gängigen strengen Dokumentationsstils von Modefotos in Zeitschriften: Flöge trug ein bunt gemustertes sogenanntes Drachengewand und ein Kleid mit grünem Chiffonschal, Klimt seinen blauen Malerkittel. Walker bediente sich des von den Gebrüdern Lumière 1907 in den Handel gebrachten »Lumière-Autochrome Farb-Raster-Verfahrens«, das laut Eigenwerbung erstmals ermöglichte, in einem Belichtungsvorgang die Welt »in natürlichen Farben« wiederzugeben. Das kostspielige Verfahren bedingte auch die Außenaufnahmen, da fototechnisch helles Sonnenlicht benötigt wurde. Walker positionierte dafür Flöge und Klimt im Garten und in der Umgebung der Villa Paulick. Die wenig entspannte Haltung der Modelle und das unterbelichtete Foto von Flöge im Drachengewand dokumentieren die sehr lange und schwierig zu berechnende Belichtungszeit dieser neuartigen Technik auf Lumière-Autochrome-Platten. Die Serie umfasst auch Schwarz-Weiß-Fotografien von Emilie Flöge, die sie in denselben Kleidern zeigen.
Vermutlich hatten Flöge, Klimt und Walker ähnliche Farbfotografien bereits bei Heinrich Kühn gesehen, der zu den wenigen Fotografen zählte, die die komplizierte und teure Technik nutzten. Damals konnten sich vor allem das Großbürgertum und der Adel Fotografie als Freizeitbeschäftigung leisten. Einige Fotografen schlossen sich im elitären Wiener Camera-Club zusammen, zu deren Mitgliedern auch Kühn und Friedrich Gerhard Walker gehörten.
Walker heiratete 1919 Marianne Gabler, mit der er zwei Söhne namens Friedrich und Gerhard hatte. Er verstarb am 26. August 1934 in Wien und wurde im Familiengrab am Friedhof Lainz beigesetzt.
Literatur und Quellen
- Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Klimt & Emilie Flöge. Fotografien, Wien 2012, S. 234.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900-1916, Wien 2015, S. 60.
- Uwe Schögl: Emilie Flöge in zeitgenössischen Fotografien, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Emilie Flöge. Reform der Mode. Inspiration der Kunst, Wien 2016, S. 43-55.
- Parte für Friedrich Gerhard Walker, 27.08.1934, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien.
- N. N.: Personalnachrichten, in: Neues Wiener Tagblatt, 30.11.1919, S. 7.
- N. N.: Mitgliederverzeichnis. Geschlossen am 15. Juni 1914, in: Wiener Camera-Club (Hg.): Jahrbuch des Camera-Clubs in Wien, Wien 1914, S. 9-18.
- Fotopostkarte von Therese Flöge am Attersee an Emma Teschner in Wien, mitunterschrieben von Gustav Klimt, Emilie und Pauline Flöge, Helene Klimt jun. und Helene Klimt sen., Josef Eibl, Hannah Kurz und Friedrich Gerhard Walker, LGM 18/47 (14.09.1913), Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien.
- N. N.: 14.09.1913, in: Gästebuch der Villa Paulick. 1881–1947, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien, S. 92.
- Taufbuch 1873 (Tomus TFB26), Pfarrgemeinde Wien Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), 453. Eintrag.
- N. N.: Wer hat es geschrieben?, in: Neuigkeits-Welt-Blatt, 30.11.1900, S. 14.
- N. N.: Firma-Protokollierungen, in: Wiener Zeitung, 02.03.1901, S. 25.
- Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. Nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 44. Jg., Band 1 (1902), S. 851, S. 1313.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv. Handelsregister Ges 52/194, Signatur 2.3.3.B75.52.194, G. Walker & Co. www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml (29.06.2021).