Felix Albrecht Harta

Felix Albrecht Harta, vor 1930
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Felix Albrecht Harta: Christus wird ans Kreuz genagelt, in: Die Graphischen Künste, 43. Jg. (1920).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Erwin Lang: Plakat der Internationalen Schwarz-Weiss-Ausstellung, 1913
© Klimt-Foundation, Wien

Wie Egon Schiele und Anton Faistauer war Felix Albrecht Harta ein wesentlicher Protagonist des Expressionismus in Österreich. Gemeinsam mit Klimt setzten sie sich für die Förderung der modernen Kunst in Wien und Salzburg ein.

Harta wurde am 2. Juli 1884 als Felix Albrecht Hirsch, Sohn einer wohlhabenden, jüdischen, Budapester Familie geboren, wuchs aber in Wien auf. Wie sein Bruder, der Schauspieler und Maler Ernst Reinhold, änderte Felix seinen Familiennamen und war fortan als Felix Albrecht Harta bekannt. Er studierte zunächst auf Wunsch seines Vaters Architektur an der Technischen Hochschule in Wien. Ab dem Frühjahr 1905 widmete er sich der Malerei, seiner eigentlichen Leidenschaft. Dafür ging er nach Deutschland an die Künstlerschule Dachau, wo er unter Hans von Hayek studierte. Noch Ende des selben Jahres wechselte er an die Akademie der bildenden Künste in München, wo er bei Hugo von Habermann lernte und sich mit namenhaften deutschen Künstlern anfreundete.

Nach Abschluss seiner Ausbildung 1908 unternahm Harta diverse Studienreisen. In Paris stellte er im modernen Salon d'Automne aus und kam in engen Kontakt mit den französischen Impressionisten. In Spanien setzte er sich mit Velasquez, El Greco und Goya auseinander.

Harta und die Wiener Moderne
1909 kehrte Harta nach Wien zurück. Dort kam er in Kontakt mit einer Gruppe junger Künstler, darunter Egon Schiele, Anton Faistauer, Oskar Kokoschka und Paris von Gütersloh, die sich regelmäßig im Café Museum trafen. Besonders Hartas internationales Kunstwissen fand bei seinen Kollegen anklang. Neben den jungen Malern entstanden auch Freundschaften zu bereits etablierten Künstlern wie Gustav Klimt. Obwohl Harta zu Schieles Kreis gehörte, dürfte er kein Gründungsmitglied der Neukunstgruppe gewesen sein. An den ersten drei Ausstellungen der Vereinigung im Kunstsalon Pisko war er jedenfalls nicht beteiligt.

1911 verlobte sich Harta mit Elisabeth Hermann, die er jedoch erst 1914 heiraten sollte. Deren Familie besaß eine Liegenschaft in Wien Hietzing an der Adresse Feldmühlgasse 9 (heute: 11). Vermutlich war es Harta, der die Verbindung zwischen Gustav Klimt, der gerade auf der Suche nach einem neuen Atelier war, und seinen Schwiegereltern herstellte. Diese vermieteten das Gebäude (heute: Klimt-Villa) an Klimt bis zu dessen Tod 1918. 1914 übersiedelte Harta mit seiner Familie in ein Haus in der selben Straße an der Hausnummer 12, direkt gegenüber von Klimts Atelier. 

Klimt, Schiele und der Bund Österreichischer Künstler
Harta gehörte weder der Wiener Secession noch dem Künstlerhaus an, stellte aber immer wieder in beiden Institutionen aus. 1912 beteiligte sich Harta an der »Sonderbundausstellung« in Köln und nahm im Jahr darauf an der »XLIII. Secessionsausstellung« teil. Außerdem stellte er 1913 auf der Ausstellung des Bundes Österreichischer Künstler im Künstlerhaus in Budapest sowie 1914 auf der Ausstellung des Bundes in der Römer Secession aus. 1916 folgte die »Wiener Kunstschau« in der Berliner Secession, ebenfalls eine Ausstellung des Bundes, dessen Präsident Gustav Klimt war. Vermutlich war Harta, wie sein Freund Egon Schiele, bereits ab 1913 Mitglied des Bundes Österreichischer Künstler. Gesichert ist seine Mitgliedschaft jedoch erst ab 1917.

1913 reiste Harta mit Gütersloh nach Paris, wo er die Futuristen Marinetti, Boccioni und Severini kennenlernte. Ende des Jahres war er zudem Mitorganisator der »Internationalen Schwarz-Weiß-Ausstellung« in Wien, eine der wichtigsten Schauen seit den beiden »Kunstschauen«. 

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1915/16 wurde Hartas Verhältnis zu Schiele nachweisbar enger. Es entstanden zahlreiche gegenseitige Porträtzeichnungen und es kam zu einem vermehrten brieflichen Austausch der beiden Künstler. 1916 trat Harta seinen Militärdienst an. Zunächst diente er ein Jahr als Freiwilliger bei der Imperial-Royal auch »Kuk« genannt. Harta suchte um Versetzung als Kriegsmaler in das wesentlich weniger gefährliche Kriegspressequartier an, welche ihm durch ein Empfehlungsschreiben Klimts in seiner Funktion als Präsident des Bundes Österreichischer Künstler auch genehmigt wurde. Mit der Kunstgruppe des Kuk nahm er an zwei Kriegsausstellungen 1917 und 1918 teil. Eventuell war er auch an deren Organisation beteiligt. Ein Brief von Klimt vom Juli 1917, in dem er eine Teilnahme an einer von Harta organsierten Ausstellung aus zeitlichen Gründen ablehnt, könnte sich auf die Kriegsausstellung beziehen.

Salzburger Kunstverein (Hg.): Der Wassermann. Katalog der Ausstellung Moderner Kunst veranstaltet von der neuen Vereinigung bild. Künstler Salzburgs Der Wassermann in der Zeit vom 20. August bis Ende September 1920 im Salzburger Künstlerhaus, Ausst.-Kat., Künstlerhaus (Salzburg), 20.08.1920–26.09.1920, Salzburg 1920.
© Klimt-Foundation, Wien

Der Wassermann und die Salzburger Festspiele
Nach Kriegsende übersiedelte Harta zu seiner Familie, die während des Krieges nach Salzburg gezogen war. Zu seinem dortigen Umfeld gehörten Alois Grasmayr – der gemeinsam mit seiner Frau Magda geb. Mautner-Markhof eine Kunstsammlung, darunter auch Klimt-Werke, unterhielt – sowie die Maler und Schriftsteller Alfred Kubin, Stefan Zweig, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr und Max Reinhardt.

Gemeinsam mit seinem alten Bekannten Anton Faistauer begründete er die Künstlervereinigung Der Wassermann, die erste moderne Künstlervereinigung in Salzburg. Harta wurde zu deren Präsident gewählt. 1919 erfolgte die erste Ausstellung. Neben Werken Faistauers, Koligs, Andersens, Broncia Kollers, Schieles, Kubins und Wiegeles wurde auch bildende Kunst mit einem Schwerpunkt auf Grafik, Musik und Literatur gezeigt. Nach den ersten erfolgreichen Schauen eröffnete Harta 1920 die Neue GalerieDie Räumlichkeiten sollten für die Ausstellungen von Der Wassermann genutzt werden. Insgesamt sollte die Vereinigung jedoch nur bei drei Ausstellungen mitwirken. Parallel dazu arbeitete Harta gemeinsam mit Alfred Roller, Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Richard Strauss an der Etablierung der Salzburger Festspiele, die bis heute stattfinden.

Das Duo Faistauer und Harta setzte sich außerdem für die Errichtung eines Hans Makart-Denkmals und der Eröffnung einer Galerie alter und neuer Meister (heute: Residenzgalerie) ein.

Felix Albrecht Harta: Entführung, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 40 (1917).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Rückkehr nach Wien
1924 siedelte Harta zurück nach Wien. 1926 und 1927 lebte er für kurze Zeit erneut in Frankreich. Seine Ausstellungstätigkeit blieb ungebrochen. Sowohl national als auch international wurde sein Werk prämiert. Wieder in Wien trat er 1928 dem Hagenbund bei, wo er bis 1930 als Sekretär, Vizepräsident und Komitee-Mitglied tätig war.

Nach dem »Anschluss« 1938 sah sich Harta, obwohl er 1921 zum Christentum konvertiert war, mit der Verfolgung durch das NS-Regime konfrontiert. 1939 floh er mit seiner Familie nach England. Im selben Jahr wurde ein erheblicher Teil seines Werks bei einem Brand in der Neuen Galerie in Salzburg vernichtet. Harta lebte und unterrichtete bis 1950 in Cambridge. Danach kehrte er nach Salzburg zurück, wo er bis zu seinem Tod am 27. November 1967 wohnte und weiterhin künstlerisch tätig war.

Literatur und Quellen

  • Nikolaus Schaffer, Weltkrieg und Künstlerfehden Salzburger Kunst und Erster Weltkrieg — eine nüchterne Bilanz. www.zobodat.at/pdf/MGSL_154-155_0541-0569.pdf (20.04.2020).
  • Salzburg Museum. Faistauer, Schiele, Harta & Co - Malerei verbindet. www.salzburgmuseum.at/ausstellungen/rueckblick/ausstellungen-seit-2015/faistauer-schiele-harta-co-painting-connects-us/ (20.04.2020).
  • Kunsthandel Widder. www.kunsthandelwidder.com/en/artists/felixalbrechtharta/biography (20.04.2020).
  • Hieke Kunsthandel. www.hieke-art.com/felix-a-harta (20.04.2020).
  • Gieser und Schweiger. www.gieseundschweiger.at/de/artist/4101 (20.04.2020).
  • belvedere. digital.belvedere.at/people/733/felix-albrecht-harta (20.04.2020).
  • N. N.: Kleine Kunstwanderung, in: Der Wiener Tag, 22.11.1932, S. 7.
  • N. N.: Geburtenausweis, in: Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg, 05.11.1920, S. 4.
  • Laura Erhold, Sandra Tretter: »Am Wege durch mein[en] Garten heute der Geruch wie Frühlingsduft – Vogelgesang – die Knospen weiten sich«. Biografisches zu Gustav Klimt im Kontext des floralen Jugendstils und der Naturwahrnehmung um 1900, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Florale Welten, Wien 2019, S. 117-128, S. 124.
  • Konstanze Fliedl, Marina Rauchenbacher, Joanna Wolf (Hg.): Handbuch der Kunstzitate: Malerei, Skulptur, Fotografie in der deutschsprachigen Literatur der Moderne, Band 1, Boston 2011, S. 676.
  • Christine Lubkoll, Günter Osterle: Gewagte Experimente und kühne Konstellationen: Kleists Werk zwischen Klassizismus und Romantik, Würzburg 2001, S. 216.
  • Felix Salten: Gustav Klimt – Gelegentliche Anmerkungen. mit Buchschmuck von Berthold Löffler, Leipzig 1903.
  • Pester Lloyd, 23.02.1913, S. 13.
  • Familie Harta. www.faharta.com/biography (12.07.2021).
  • Berliner Secession (Hg.): Wiener Kunstschau in der Berliner Secession Kurfürstendamm 232, Ausst.-Kat., Ausstellungshaus am Kurfürstendamm (Berliner Secession, Berlin), 08.01.1916–20.02.1916, Berlin 1916.
  • Pester Lloyd, 01.10.1911, S. 16.
  • Brief vom Bund österreichischer Künstler an das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht, unterschrieben von Gustav Klimt als Präsident (02/26/1917). AOK KPQ Bund Österreichischer Künstler fol.15, Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv (KA).
  • N. N.: Die österreichischen Staatspreise für bildende Kunst, in: Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 04.06.1929, S. 2.