Ernst Stöhr
Ernst Stöhr, Selbstbildnis, um 1886, in: Kunsthandlung C. J. Wawra (Hg.): Kunstauktion. Ernst Stöhr zum Gedächtnis, Versteigerung des künstlerischen Nachlasses Ernst Stöhr durch C. J. Wawra im Gebäude der Secession, Aukt.-Kat., Wien 1918.
© Klimt-Foundation, Wien
Ernst Stöhr: Textseite, Albertina, Wien
© ALBERTINA, Wien
Ernst Stöhr: Furie einen Mann verfolgend, Albertina, Wien
© ALBERTINA, Wien
Ernst Stöhr betätigte sich als Maler, Grafiker, Musiker und Schriftsteller. 1897 verließ er gemeinsam mit Gustav Klimt und zahlreichen anderen Künstlern das Künstlerhaus und begründete die Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession.
Ernst Stöhr, 1860 im niederösterreichischen St. Pölten geboren, war Sohn eines Instrumentenbauers. Ab 1877 besuchte er die Wiener Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums für Kunst und Industrie; brach jedoch nach einiger Zeit aufgrund mangelnden Interesses und Unzufriedenheit das Studium wieder ab. Ab 1879 studierte er an der Akademie der bildenden Künste, wo er unter anderem von Carl Rudolf Huber und August Eisenmenger unterrichtet wurde. Daneben nahm er bei seinem Onkel, einem Komponisten und Dirigenten, Musikunterricht. Während seiner Studienzeit musste er selbst als Zeichen- und Geigenlehrer arbeiten. Später schloss sich Stöhr der Hagengesellschaft und der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens an.
Mitbegründer einer neuen Künstlervereinigung
1897 gab Stöhr gemeinsam mit Gustav Klimt und anderen Künstlerkollegen seinen
Austritt aus der Genossenschaft bekannt. Sie gründeten daraufhin die Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession. In den nächsten Jahren schrieb Stöhr zahlreiche progressive Aufsätze für die hauseigene Zeitschrift Ver Sacrum. Darüber hinaus verfasste er für die »Beethovenausstellung« und die »Klimt-Ausstellung« von 1903 Vorworte. 1899 wurde ihm selbst eine gesamte Ausgabe gewidmet.
Ruhelosigkeit und Rückzugsort
Ernst Stöhr war für seine Ruhelosigkeit und Unausgeglichenheit bekannt. Er musste immer wieder Nervenheilanstalten und Sanatorien aufsuchen. Erholung fand der Künstler bei seiner Familie in Melk und St. Pölten, aber auch in Wochein (heute: Bohinj, Slowenien). 1900 ließ er sich dort direkt am See ein Atelier errichten, das für ihn für mehrere Jahre zu einem wichtigen Rückzugsort wurde.
Gedächtnisausstellung 1918
Stöhr beging 1917 in St. Pölten Suizid. Die Arbeiter-Zeitung veröffentlichte am 21. Juni 1917 einen kurzen Nachruf auf den Maler, Dichter und Schriftsteller:
»Ein großer Künstler ist von uns gegangen, der Maler Ernst Stöhr. […] Ernst Stöhr war eine der Säulen der Künstlervereinigung ›Sezession‹, in deren Ausstellungen seine meist übersinnlichen, tief durchgeistigten Bilder hervorragenden Rang einnahmen.«
Ein Jahr später veranstaltete die Wiener Secession für Ernst Stöhr eine umfangreiche Gedächtnisausstellung, in der 300 Zeichnungen, Radierungen und Gemälde des Künstlers präsentiert und anschließend versteigert wurden. Zusätzlich publizierte die Institution einen illustrierten Ausstellungskatalog mit dem Titel Ernst Stöhr zum Gedächtnis mit Aufsätzen von Josef Engelhart und Karl Graf.
Literatur und Quellen
- Arbeiter-Zeitung, 21.06.1917, S. 6.
- Arbeiter-Zeitung, 10.10.1918, S. 2-3.
- Kunsthandlung C. J. Wawra (Hg.): Kunstauktion. Ernst Stöhr zum Gedächtnis, Versteigerung des künstlerischen Nachlasses Ernst Stöhr durch C. J. Wawra im Gebäude der Secession, Aukt.-Kat., Wien 1918.
- Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Gustav Klimt. XVIII. Ausstellung Nov.=Dez. 1903 Secession Wien, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 15.11.1903–06.01.1904, Wien 1903, S. 7-8.
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 355.
- Walter de Gruyter (Hg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band CVI, Berlin 2020, S. 273.
- Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XXXII, Leipzig 1938, S. 88.
- Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 13, Wien 2009, S. 292-293.