Ernst Klimt
Ernst Klimt fotografiert von Carl Schuster (Detail), vermutlich 1892
© Klimt-Foundation, Wien
Ernst Klimt: Putti mit Rosengirlanden, nicht ausgeführter Entwurf für ein Deckengemälde, vermutlich für einen Dekorationsauftrag der Künstler-Compagnie für das Stadttheater in Karlsbad, 1885, Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Ernst Klimt: Deckenmalerei im Fürstenzimmer von Schloss Mondsee (heute: Standesamt)
© Marktgemeinde Mondsee
Ernst Klimt: Hanswurst auf der Jahrmarktsbühne, 1886–1888, Burgtheater Wien
© Georg Soulek
Helene und Ernst Klimt, um 1891
© Klimt-Foundation, Wien
Ernst Klimt zählt, gemeinsam mit seinem Bruder Gustav Klimt und seinem Malerkollegen Franz Matsch, zu den wichtigsten Dekorationsmalern in Wien um 1900. Die bedeutendsten Gemeinschaftsaufträge der sogenannten »Künstler-Compagnie« waren die Deckengemälde für das Wiener Burgtheater sowie die Zwickelbilder im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums.
Ernst Klimt kam am 3. Jänner 1864 in Penzing bei Wien als drittes von insgesamt sieben Kindern des böhmischen Goldgraveurs Ernest Klimt sen. und der Wienerin Anna Klimt (geb. Finster) auf die Welt.
Wie sein zwei Jahre älterer Bruder Gustav war auch Ernst künstlerisch begabt. Ab 1875 nahmen die beiden gemeinsam Unterricht an der k. k. Kunstgewerbeschule (heute: Universität für angewandte Kunst Wien) des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: MAK). Ihre Lehrer waren unter anderem Michael Rieser, Ferdinand Julius Laufberger und Julius Victor Berger. Während ihres Studiums lernten die Brüder Franz Matsch kennen. Die drei talentierten jungen Künstler, gefördert durch ihre Professoren, beschlossen fortan gemeinschaftlich an Aufträgen zu arbeiten. Dies war der Beginn jener Arbeitsgemeinschaft, die in der Forschung allgemein als »Künstler-Compagnie« bezeichnet wird.
Ernst Klimt und die »Künstler-Compagnie«
Ferdinand Laufberger erkannte schnell die Begabung der Brüder Klimt, die sich ursprünglich zu Zeichenlehrern ausbilden lassen wollten. Mit Hilfe eines Stipendiums wurde den jungen Künstlern ab 1878 ein Wechsel an die Fachschule für Zeichnen und Malen ermöglicht. Zusätzlich erhielten sie Gelegenheit an Auftragsarbeiten ihrer Lehrer mitzuwirken. Für ihre Professoren Rieser, Laufberger und Berger fertigten sie Fensterentwürfe für die Votivkirche, Kartons für Sgraffiti im Innenhof des Kunsthistorischen Museums sowie Deckengemälde für das Schlafzimmer der Kaiserin Elisabeth in der Hermesvilla bei Lainz. Aufgrund der engen Zusammenarbeit der beiden Brüder Klimts und Franz Matsch ist eine Händescheidung in dieser Frühphase kaum möglich. In den 1880er Jahren beteiligten sich die aufstrebenden Künstler an dem umfassenden Vorlagenwerk Allegorien und Embleme aus dem Verlag Gerlach und Schenk.
Unter dem Patrozinium des Architektenduos Ferdinand Fellner und Hermann Helmer führte das Malertrio erste eigenständige Aufträge aus. 1882 bis 1892 entstanden zahlreiche Plafondbilder in Wiener Privatpalais sowie Ausstattungsbilder und Vorhänge für Konzert- und Theaterbauten in der Provinz, wie das Stadttheater in Karlsbad (heute: Karlovy Vary).
Die Arbeitsaufteilung innerhalb dieser Projekte zeigt, dass Ernst gegenüber seinem Bruder und Franz Matsch oft nicht gleichberechtigt war. Während Gustav und Matsch die Gesamtkonzepte der Decken- und Vorhangbilder entwarfen, beschränkte sich die Beteiligung Ernsts meist auf kleinere Einzel- und Randfiguren, wie die Proszeniumsbilder der Theaterbauten. Die Korrespondenz mit den Auftraggebern schien ebenfalls überwiegend über die beiden älteren Künstler zu erfolgen. Die Unterschrift Ernst Klimts findet sich nur selten auf Briefen.
1883 bezogen die Maler ihr erstes eigenständiges Atelier in der Sandwirtgasse 8. Zur selben Zeit übernahm Ernst seinen ersten großen, eigenständigen Auftrag. Im Alleingang gestaltete er fünf Deckengemälde für das sogenannte Fürstenzimmer im Schloss Mondsee in Oberösterreich.
Ernst Klimt und Gustav Klimt auf dem stilistischen Scheideweg
Zu den wohl prestigeträchtigsten Aufträgen an denen Ernst Klimt im Rahmen der »Künstler-Compagnie« mitarbeitete, zählen die künstlerische Ausstattung des Burgtheaters 1886–1888 (wofür er 1888 mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet wurde) sowie die Gestaltung der Zwickelbilder im Kunsthistorischen Museum 1890/1891. Von den insgesamt zehn Deckenbildern des Burgtheaters malte Ernst die beiden Darstellungen Hanswurst auf der Jahrmarktsbühne (1886–1888, Burgtheater, Wien) und die Szene Molieres (1886–1888, Burgtheater, Wien). Vor allem an den Gemälden für das Stiegenhaus des k. k. Kunsthistorischen Museums kann man beobachten, dass sich die Brüder stilistisch auseinanderentwickelten. Während Ernst sich in seinen drei Zwickelbildern weiterhin am historistischen Stil orientierte, zeigen die Gemälde Gustavs zunehmend symbolistische und antikisierende Züge. Gleichzeitig kann man in Werken wie Francesca da Rimini und Paolo (um 1890, Österreichische Galerie Belvedere, Wien) beobachten, dass Ernst fernab der Dekorationsaufträge zunehmend den Stil der Präraffaeliten für seine Malerei heranzog.
Am 7. September 1891 heiratete Ernst Klimt Helene Flöge, die Tochter eines angesehenen Fabrikanten. Diese Hochzeit stellte nicht nur ein einschneidendes Ereignis im Leben Ernst Klimts dar, sondern sollte auch das Leben seines Bruders Gustav nachhaltig verändern. Denn Gustav Klimt lernte Emilie Flöge (Helenes drei Jahre ältere Schwester) kennen, die für ihn fortan eine wichtige Bezugsperson werden sollte.
Am 28. Juli 1892 wurde Ernsts Tochter Helene Klimt jun. (verh. Donner), liebevoll auch »Lentschi« genannt, geboren. Noch im Dezember desselben Jahres verstarb Ernst überraschend an Herzlähmung. Der damals erst 29jährige Maler hinterließ eine junge Witwe und die knapp fünf Monate alte Tochter, für die Gustav die Vormundschaft übernahm.
Kurz vor seinem Tod hatte Ernst an dem Gemälde Hanswurst auf der Stegreifbühne zu Rothenburg (um 1892–94, Privatbesitz) basierend auf der Szene im Stiegenhaus des Burgtheaters gearbeitet. Vermutlich handelte es sich dabei um ein privates Auftragswerk. Da Ernst das Gemälde nach seinem Tod unvollendet zurückließ, stellte Gustav das Werk seines Bruders fertig. Für die Komposition zog er diverse Mitglieder der Familie als Modelle heran, darunter auch Ernsts Witwe Helene Klimt. Das Gemälde wurde 1895 in der »23. Jahresausstellung« des Künstlerhauses posthum unter dem Namen Ernst Klimt ausgestellt.
Literatur und Quellen
- Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018.
- Herbert Giese: Franz von Matsch – Leben und Werk. 1861–1942. Dissertation, Wien 1976.
- Mona Horncastle, Alfred Weidinger: Gustav Klimt. Die Biografie, Wien 2018.
- Otmar Rychlik: Gustav Klimt Franz Matsch und Ernst Klimt im Kunsthistorischen Museum, Wien 2012.
- Brief von Franz Matsch in Wien an den Magistrat der Stadt Reichenberg, mitunterschrieben von Gustav Klimt (vor dem 11.10.1883). VI. – Gd, 202, Signatur 709/4, Karton 188_13, SOkA Liberec, Archiv města Liberec (AML).
- Christian M. Nebehay (Hg.): Gustav Klimt. Dokumentation, Wien 1969, S. 18-25.
- Sterbebuch 1892/93 (Tomus 56), röm.-kath. Pfarre St. Ulrich, Wien, fol. 42.
- Sammlung Belvedere. Ernst Klimt. sammlung.belvedere.at/people/1063/ernst-klimt (24.02.2022).
- Klassenkataloge 1876–1881, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv.
- Agnes Husslein-Arco (Hg.): Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 20.06.2007–14.10.2007, Weitra 2007.