Elena Luksch-Makowsky
Elena Luksch Makowsky mit ihren beiden Söhnen Peter und Andreas fotografiert von Peter Dührkoop, 1907, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Die aus Russland stammende Malerin, Bildhauerin, Grafikerin und Kunstgewerblerin Elena Luksch-Makowsky war in der Wiener Werkstätte, der Secession sowie auf der Kunstschau 1908 tätig und leistete so einen wichtigen Beitrag zum Wiener Jugendstil.
Elena Makowsky wurde am 13. November 1878 als Tochter einer gut betuchten St. Petersburger Künstlerfamilie geboren. Ihr Vater war der Hofmaler Konstantin Makowsky. Durch ihre Eltern kam sie bereits früh in Kontakt mit verschiedensten Künstler:innen und bereiste ganz Europa.
Makowsky studierte vorerst von 1894 bis 1896 an der Petersburger Akademie unter dem Maler Ilja Repin. Ihr Frühwerk ist daher stark von der Schule der Peredwischniki (Wandermaler) geprägt, der ihr Lehrer angehörte und die einen volksnahen Realismus vertraten. Mit einem Stipendium konnte sie 1898 in München Malunterricht an der Ažbe-Schule, einer Privatschule des Künstlers Anton Ažbe für Figuren und Porträtmalerei, nehmen.
Im Schloss Deutenhof Studio in Dachau kam Makowsky in Kontakt mit den Neu-Dachauer Malern Adolf Hölzel und Ludwig Dill. Während ihrer Zeit in Dachau lernte sie außerdem den Wiener Richard Luksch kennen, mit dem sie sich vor ihrer Rückkehr nach St. Petersburg verlobte. In Deutschland war Elenas Interesse für die Skulptur, sicher nicht zuletzt durch ihren Kontakt zu Richard Luksch, geweckt worden und so nahm sie in ihrer Heimatstadt Unterricht bei dem Bildhauer Wladimir Beklemischow.
Makowskys erstes bezahltes Auftragswerk war eine Installation für ihren Mäzenen Johann von Bloch die auf der Wiener Weltausstellung 1900 gezeigt wurde. Im selben Jahr heiratete sie den Wiener Bildhauer Richard Luksch und zog zurück nach Dachau. Die Künstlerin wurde bereits kurz nach der Eheschließung schwanger.
Elena Luksch-Makowskys Gemälde Adolescentia neben dem Brunnen ihres Mannes Richard Luksch auf der XVII. Secessionsausstellung, 1903, in: Das Interieur. Wiener Monatshefte für angewandte Kunst, 4. Jg. (1903).
© ANNO | Österreichische Nationalbibliothek
Elena Luksch-Makowsky und die Wiener Secession
Im November 1900 nahm Elena Luksch-Makowsky – wie sie sich seit ihrer Hochzeit nannte – an der »VIII Secessionsausstellung« in Wien teil. Während ihr Mann bereits an vorigen Ausstellungen beteiligt gewesen war, etablierte sich Elena nur langsam in der Wiener Kunstszene. Erst im Rahmen der »X. Secessionsausstellung« 1901 fand die Künstlerin auch in den Kritiken Erwähnung. Ihre drei impressionistischen Genrebilder überzeugten das Publikum, allen voran Katzenfresser von Dachau (1900, Belvedere). Im selben Jahr übersiedelte Luksch-Makowsky mit ihrem Ehemann in dessen Heimatstadt Wien.
Von 1901 bis 1905 beteiligte sich die Künstlerin wiederholt an den Ausstellungen der Secession. 1903 war sie im Zuge dessen gemeinsam mit einem Brunnen ihres Mannes in einem Raum zu sehen und trat so in direkten Vergleich mit diesem. Ihr Gemälde Adolescentia (1903, Belvedere, Wien) fand rege Beachtung und wurde in den Rezensionen ausführlich besprochen. Besonders die exotischen russischen Züge ihrer Kunst, die sich die Künstlerin seit den frühen Tagen ihrer Ausbildung bewahrt hatte, fanden Anklang in den männlich dominierten Kreisen des Wiener Jugendstils. Diese Wertschätzung äußerte sich unter anderem dadurch, dass sie als einzige Frau ein Secessionsmonogramm hatte. Es entstand anlässlich der XIV. Secessionsausstellung. Klinger-Beethoven, an der sie durch dekorative Paneele erheblichen Anteil hatte.
Parallel zu ihrer Ausstellungstätigkeit lieferte Luksch-Makowsky auch zahlreiche grafische Beiträge für die Kunstzeitschrift der Secession Ver Sacrum.
Holzschnitte für Ver Sacrum
Elena Luksch-Makowskys Signet für die Beethovenausstellung der Secession, 1903, in: Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): XIV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession. Klinger Beethoven, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 15.04.1902–15.06.1902, Wien 1902.
© Klimt-Foundation, Wien
Elena Luksch-Makowsky: Relief für die Beethovenausstellung der Secession, 1902, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 10 (1902).
© Universitätsbibliothek Heidelberg
Klimt-Gruppe und Kunstschau
1905 schloss sich das Ehepaar der »Klimt-Gruppe« an und verließ die Secession. Luksch-Makowsky fertigte auch wiederholt Kunsthandwerk für die Wiener Werkstätte. Dabei handelte es sich vorwiegend um Kleinmöbel und Treibarbeiten in Metall.
1906 übernahm Elena den prestigeträchtigen Auftrag zur Anfertigung eines Keramik-Reliefs für das Wiener Bürgertheater von ihrem Mann Richard Luksch. Dieser war mit den Arbeiten für das Sanatorium Purkersdorf ausgelastet und übertrug daher die Ausführung des öffentlichen Auftrages an seine Ehefrau. Eine Tatsache, die die Künstlerin bis zur Besichtigung des Werkes durch die Auftraggeber geheim hielt. Die in nur drei Monaten entstandenen Platten des Werks Melpomene und die tragischen Chöre (1906, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg) gehören zum Hauptwerk von Luksch-Makowsky.
Da Richard Luksch 1907 eine Professur an der Hamburger Kunstschule antrat, übersiedelte das Paar mit seinen zwei Söhnen nach Deutschland. Das Ehepaar blieb jedoch weiterhin für die Wiener Werkstätte tätig und somit in Wiener Künstlerkreisen verwurzelt. Neben Arbeiten für das Großprojekt des Palais Stoclet – für das Gustav Klimt seinen berühmten Stocletfries (1904–1911, Belvedere) schuf – beteiligte sie sich das Ehepaar Luksch auch an der durch die »Klimt-Gruppe« organisierten »Kunstschau Wien« 1908. Elena war mit einer Keramikfigur, einem Fächer und zahlreichen Illustrationen vertreten, in denen sie die Tradition der russischen lubok (Volksbilderbogen) aufgriff. Ihr gesamtes Schaffen um 1908 ist geprägt von der erneuten Auseinandersetzung mit der Kunst ihrer Heimat und dem Rückgriff auf russische Motive und Themen.
So scheint es wenig verwunderlich dass die Künstlerin 1909 nach St. Petersburg reiste, um dort an der ersten Ausstellung des Salons ihres Bruders Sergej Makowsky teilzunehmen.
Die Hamburger Zeit
1910 schuf Elena Luksch-Makowsky für den Hamburger Stadtpark die Fayenceplastik Ein Frauenschicksal (Kunsthalle Hamburg). Der Auftraggeber Fritz Schumacher, Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer, interpretierte ihr Werk 1928 in seiner Schrift Plastik im Freien – Versuche im Betrachten von Kunstwerken:
»[…] man sieht, dass die Frau durch diese Kinder fest am Boden gebunden ist. Sie kann nicht schreiten, wohin sie will, sie kann sich nicht bewegen, wie sie mag […]. Ihr Haupt aber kann sie frei bewegen. Oben im Geistigen ahnen wir noch eine zweite Welt. […] Wir fühlen den Zwiespalt einer Frau, deren Seele mitfliegen könnte in das Reich der Phantasie und deren wirkliches Sein gebannt ist in die Ansprüche an ihre Mütterlichkeit: Frauenschicksal.«
Als weibliche Künstlerin hatte sich Luksch-Makowsky Zeit ihres Lebens mit Themen auseinandergesetzt, die ihre männlichen Kollegen kaum beschäftigten. Die Frage der Mutterrolle und der dadurch eingeschränkten Entfaltungsmöglichkeiten der Frauen, waren in ihren Werken stets omnipräsent. Neben ihrer Beschäftigung mit ihrer nationalen Identität als Russin, setzte sich Luksch-Makowsky stets mit ihrer gesellschaftlich vorausgesetzten Rolle als Frau und Mutter im Kontrast zu ihrer Karriere in einer Männer dominierten Kunstwelt auseinander. Die Plastik Ein Frauenschicksal bündelte all diese Konflikte in einem monumentalen Werk.
Scheidung und Weltkriege
Als gebürtige Russin traf sie der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 besonders stark, da ihre Wahlheimat nun im Krieg mit ihrem Geburtsland und somit der Heimat ihrer Familie lag. Der Kontakt zu ihrer Familie war nur noch schwer möglich. Zusätzlich erkrankte Richard Luksch 1915 schwer und musste längere Zeit ins Krankenhaus, was Elena als Alleinversorgerin der Familie zurückließ. In dieser Zeit schuf sie vorwiegend Porträtbüsten von Bekannten und Verwandten.
1921 ging die bereits von Krisen gebeutelte Ehe zwischen Richard Luksch und Elena in die Brüche. Nach einer Affäre ihres Mannes reichte sie die Scheidung ein.
Nach ihrer Scheidung wandte sich Luksch-Makowsky wieder vermehrt ihrer Heimat zu. Beinahe alle ihre Werke hatten Bezug zu Russland. Um 1925 entstand die Gefangenengruppe, die als Modell für ein Denkmal für Russische Kriegsgefangene gedacht war. Ohne den Rückhalt ihres Mannes musste sich Elena umso aktiver um den Erhalt von öffentlichen und privaten Aufträgen bemühen. In diesem Zusammenhang entstand der Entwurf für die Senatsplakette Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes (1926) und die Gestaltung zweier Brunnen für die Meerweinschule (1930). Außerdem stellte sie vermehrt Gebrauchsgrafiken her um sich und ihre Familie finanziell abzusichern.
Während des zweiten Weltkrieges gab die Künstlerin außerdem privaten Kunstunterricht, übernahm private Porträtaufträge – die oft auch als direktes Zahlungsmittel dienten – und beteiligte sich bis 1965 regelmäßig an verschiedenen Ausstellungen.
Elena Luksch-Makowsky starb am 15. August 1967 in Hamburg. Ihren Grabstein ziert ein Motiv aus ihrer dreiteiligen Lithographie-Serie Der Krieg.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Elena Luksch-Makowsky. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Elena_Luksch-Makowsky (22.04.2020).
- Garten der Frauen. Elena Luksch-Makowski. www.garten-der-frauen.de/kunst.html (22.04.2020).
- Sammlung belvedere. sammlung.belvedere.at/people/1315 (22.04.2020).
- Stella Rollig, Sabine Fellner (Hg.): Stadt der Frauen / City of Women. Künstlerinnen in Wien 1900–1938 / Female Artists in Vienna 1900–1938, Ausst.-Kat., Unteres Belvedere (Wien), 25.01.2019–19.05.2019, München - New York - Wien 2019.
- Athina Chadzis: Die Malerin und Bildhauerin Elena Luksch-Makowsky (1878 – 1967). Biografie und Werkbeschreibung. Dissertation, Hamburg 2000.
- Neue Freie Presse, 31.03.1903, S. 1.
- Simone Ewald: The Artist Elena Luksch-Makowsky. Between St. Petersburg, Munich, Vienna and Hamburg, in: Tanja Malycheva, Isabel Wünsche (Hg.): Marianne Werefkin and the Women Artists in Her Circle, Boston 2017, S. 175-189.