Carl Schuster

Photographische Anstalt von Carl Schuster, Untersatzkartonrückseite
© Privatbesitz, courtesy Klimt-Foundation, Wien

Photographische Anstalt von Carl Schuster, Untersatzkartonrückseite
© Klimt-Foundation, Wien

Carl Schuster war Maler und Fotograf und zählte zu den ersten Fotografen, von denen sich Gustav Klimt um 1892 porträtieren ließ. Sein Atelier befand sich zu dieser Zeit in der Josefstädter Straße 23 in direkter Nachbarschaft zu dem Atelier der Brüder Klimt und Franz Matsch.

Carl (auch Karl) Schuster wurde am 1. Dezember 1843 im mährischen Iglau (heute: Jihlava, Tschechien) geboren und lebte spätestens ab 1882 als Fotograf in Wien. Er betrieb die »Photographische Anstalt von Carl Schuster« in den 1880er Jahren in der Gumpendorferstraße 60 und danach in der Mayerhofgasse 11. Bei der »Internationalen Elektrischen Ausstellung« 1883 erzeugte er im Ausstellungstheater allabendlich sogenannte Bild-Mikroskope durch Projektion kleiner Objekte in »ungeheurer Vergrößerung« auf eine gegenüberstehende Fläche.

Ab 1892 war er im Handels- und Gewerbeadressbuch als Fotograf für »Porträt-Reproduction, Gruppen, Landschafts-, Architectonische und Interieur-Aufnahmen. Anfertigung von Oelporträts. Anleitung zum Fotografiren, Uebernahme zum Copieren« in der Josefstädter Straße 23 verzeichnet. An der gleichen Adresse wohnte auch Franz Matsch, der ab 1891 gemeinsam mit den Brüdern Gustav und Ernst Klimt ein Atelier im Hinterhof des nebenan gelegenen Hauses Nummer 21 nutzte. Wohl aufgrund des nachbarschaftlichen Verhältnisses entstanden um 1892 eine Fotoserie von Gustav Klimt in verschiedenen Posen mit Gehstock und Hut sowie Aufnahmen von Ernst Klimt, Hermann Flöge und einem Herrn Liebl. Ein Stempel auf der Rückseite der Gruppenfotos weist darauf hin, dass Carl Schuster die Serie vermutlich im Garten des Gasthauses »Zum goldenen Metzen« von Josef Poinstingl in der Neubaugasse 6 fotografierte. Auch die Brüder Klimt und Hermann Flöge besuchten die Gastwirtschaft zu dieser Zeit gemeinsam mit dem Textilfabrikanten Julius Rhomberg, in dessen Wiener Niederlassung der Firma Herrburger und Rhomberg Hermann Flöge als Buchhalter und später Prokurist tätig war.

Galerie

  • Carl Schuster: Gustav Klimt mit Gehstock und Melone, vermutlich 1892, Privatbesitz, courtesy Klimt-Foundation, Wien
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster: Gustav Klimt mit Gehstock und Melone, vermutlich 1892, Privatbesitz, courtesy Klimt-Foundation, Wien
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster: Gustav Klimt mit Melone, vermutlich 1892, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster: Gustav Klimt mit Girardihut, vermutlich 1892, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster: Gustav Klimt mit Gehstock und Girardihut, vermutlich 1892, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster (?): Gustav Klimt mit Gehstock und Girardihut, vermutlich 1892, Wien Museum, Spende von Gustav Zimpel (Neffe von Gustav Klimt), 1946
    © Wien Museum, Foto: Birgit und Peter Kainz
  • Carl Schuster (?): Gustav Klimt, vermutlich 1892, Österreichische Galerie Belvedere
    © Belvedere, Wien
  • Carl Schuster (?): Hermann Flöge, Gustav Klimt und Herr Liebl, vermutlich 1892, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster (?): Hermann Flöge, Gustav Klimt und Herr Liebl, vermutlich 1892, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster (?): Hermann Flöge, Gustav Klimt und Herr Liebl, vermutlich 1892, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Carl Schuster: Ernst Klimt, vermutlich 1892, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien

Carl Schuster starb am 30. Dezember 1892 mit 49 Jahren. Knapp darauf hielt sich Gustav Klimt in Totis auf und schrieb im Jänner 1893 in einem Brief an seine Mutter:

»Falls Geld an mich nach Wien kommen sollte, so bitte ich dich, dem Matsch die 54 fl., die er für mich an den verstorbenen Fotografen Schuster gezahlt hat, zu geben.«

Schusters Sohn Anton Carl Schuster (auch A. Carl oder Karl) war ebenfalls Fotograf und führte sein Atelier nachweislich ab 1893 in der Meidlinger Hauptstraße 6 beim Theresienbadpark im 12. Bezirk.

Literatur und Quellen

  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band IV, 1878–1918, Salzburg 1989, S. 62, Nr. 3292.
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Klimt & Emilie Flöge. Fotografien, Wien 2012, S. 21-25, S. 234.
  • Christine Ehardt, Audioprojektionen: Radio im Spannungsfeld soziotechnischer Mediensysteme. Schuster Karl. doi.org/10.25969/mediarep/3886 (11.02.2022).
  • N. N.: Kleine Chronik, in: Die Presse, 31.12.1892, S. 15.
  • Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. Nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 24. Jg. (1882), S. 871.
  • Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. Nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 25. Jg. (1883), S. 869.
  • Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. Nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 34. Jg. (1892), S. 1639.
  • Taufbuch 1866/67 (Tomus 65), röm.-kath. Pfarre St. Ulrich, Wien, fol. 93.
  • N. N.: Von der Elektrischen Ausstellung, in: Neues Wiener Tagblatt, 07.10.1883, S. 3.
  • N.N.: Von Peter Lechner, in: Neues Wiener Tagblatt, 02.03.1890, S. 4.
  • Brief von Gustav Klimt in Tata Tóváros an Anna Klimt in Wien (06.01.1893). GKA43.
  • Sterbebuch 1891/98 (Tomus 20), röm.-kath. Pfarre Maria Treu, Wien, fol. 84.