Martin Gerlach

Martin Gerlach fotografiert von Hermann Clemens Kosel, um 1905, in: Das interessante Blatt, 16.03.1916.
© Klimt-Foundation, Wien

Martin Gerlach (Hg.): Allegorien und Embleme. Originalentwürfe von den hervorragendsten modernen Künstlern, sowie Nachbildungen alter Zunftzeichen und modernen Entwürfen von Zunftwappen im Charakter der Renaissance. Abtheilung I. Allegorien, Wien 1882/84.
© Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte

Martin Gerlach: Festons, Wien 1897, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Der deutsch-österreichische Entwurfszeichner, Fotograf und Verleger Martin Gerlach veröffentlichte in seinem Mappenwerk Allegorien und Embleme mehrere Allegorien nach Entwürfen von Gustav Klimt. Der Verlag arbeitete außerdem eng mit der Secession zusammen. 

Martin Gerlach kam am 13. März 1846 in Hanau, Hessen, als Sohn von Georg und Katharina Gerlach, geb. Schwarz, zur Welt. Er besuchte die dortige Zeichenakademie und lernte sechs Jahre lang die Ziseleur- und Graveurkunst. 1868 gründete er mit A. Schwarz in Berlin ein großes Gold- und Juweliergeschäft, das 1870 liquidiert wurde. 1873 verlobte er sich mit Marie Meinel die er wenig später heiratete. Anschließend eröffnete Gerlach eine Verlagsbuchhandlung in Berlin spezialisiert auf kunstgewerbliche Schriften aus den Bereichen Architektur, Ornamentik und Pflanzenkunde. Die erste Publikation war das prämierte Vorlagenwerk Die Perle, für das Gerlach selbst Entwürfe sowie Musterzeichnungen für die Gold- und Juwelierbranche anfertigte.

Mit seinem Umzug 1874 nach Wien übersiedelte auch sein Verlag. Mit Ferdinand Schenk rief er das Polygraphische Kunstinstitut ins Leben und begründete den Kunstverlag Martin Gerlach & Comp., der 1882 in Gerlach & Schenk, Verlag für Kunst und Gewerbe umbenannt wurde.

Gerlach konzentrierte sich nach seinem Erfolg mit Die Perle auf das Gestalten von Vorlagenwerken für bildende Künstler und Kunsthandwerker. So kam es zur Publikation des erfolgreichen Mappenwerks Allegorien und Embleme (1882–1885; Neue Folge, um 1900) mit Originalentwürfen von modernen, zeitgenössischen Künstlern die allegorische Figuren und dekoratives Zierwerk zeigten. Neben renommierten Malern wie Franz von Stuck, gab Gerlach auch den noch weniger bekannten Nachwuchskünstlern Gustav und Ernst Klimt sowie Franz Matsch die Gelegenheit an der Mappe mit zu arbeiten. 

Während die erste Ausgabe noch eher dem akademischen Geschmack des Historismus entsprach, lieferten Kolo Moser, Carl Otto Czeschka und Gustav Klimt für die Neue Folge Allegorien im modernen Jugendstil.

Kolo Moser erinnert sich, dass Klimt 1896 persönlich bei Gerlach erschien um diesem seinen Entwurf Sculptur (1896, Wien Museum) für die Allegorien Neue Folge Nr. 58 vorzulegen und über dessen Umsetzung im Druck zu diskutieren. Während den Arbeiten an Allegorien und Embleme war es demnach zu einem engen Kontakt zwischen Klimt und Gerlach gekommen. Wenig verwunderlich ist es daher, dass Gerlach und Schenk 1898 den Druck der Secessionszeitschrift Ver Sacrum übernahm.

Im Verlag erschienen außerdem zahlreiche Vorlagenwerke wie Blumen und Pflanzen zur Verwendung für kunstgewerbliche Decorationsmotive und den Zeichenunterricht (1892) sowie das kunstgewerbliche Sammelwerk Die Quelle.

Nachdem Gerlach 1895 zum Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien geworden war, bereiste er die Monarchie und Bayern zur fotografischen Studienzwecken. Dabei interessierten ihn vor allem Aufnahmen von volkskundlichen Motive. Diese Clichés nutzte er für viele seiner Publikationen wie die Jubiläumsausgabe des Albums der Stadt Wien und Die Wachau in Wort und Bild. Der Kunstschriftsteller Joseph August Lux nannte Gerlach einen »Führer der Moderne« auf dem Gebiet der Fotografie.

1901 erfolgte eine erneute Namensänderung des Verlags in Martin Gerlach & Co., Buch- und Kunstverlag, nachdem Albert Wiedling an die Stelle Schenks getreten war. 1907 wurde Gerlach für seine Verdienste zum kaiserlichen Rat, 1913 zum Ritter des Franz Joseph-Ordens ernannt.

Nach der Jahrhundertwende erweiterte sich das Repertoire des Verlags. Neben Werken aus dem Kunstbereich kamen auch literarische Reihen wie Gerlachs Jugendbücherei und Meisterwerke deutscher Prosa heraus. Für die Buchillustrationen wurden Jugendstilkünstler aus dem In- und Ausland wie Ferdinand Staeger, Ignatius Taschner, Bertold Löffler, Ferdinand Andri und Carl Otto Czeschka herangezogen. Gerlach publizierte außerdem mehrere Werke zur Geschichte und Topographie Wiens, darunter Max Eislers 1919 erschienene Publikation Historischer Atlas des Wiener Stadtbildes.

Martin Gerlach verstarb am 9. April 1918, im selben Jahr wie Gustav Klimt und Egon Schiele. Der Verlag wurde von seinem Sohn Franz gemeinsam mit dem Sohn seines Geschäftspartners, Walter Wiedling weitergeführt. Sein zweiter Sohn Martin Gerlach jun. wurde Fotograf und machte unter anderem Aufnahmen von Serena Lederer und Friederike Maria Beer, die zuvor bereits von Klimt porträtiert worden waren.

Literatur und Quellen

  • Wien Geschichte Wiki. Martin Gerlach. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gerlach_%26_Wiedling (16.04.2020).
  • Astrid Mahler, Elborg Forster: A World of Forms from Nature. New Impulses for the Aesthetic of the Jugendstil (04.01.2011). www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/01973760701219339 (16.04.2020).
  • Buchdrucker-Zeitung, 05.01.1883, S. 4.
  • Österreichische Illustrierte Zeitung, 21.04.1918, S. 512.
  • W.: Zum 70. Geburtstage Martin Gerlachs, in: Reichspost, 11.03.1916, S. 3.
  • Karl Moser: Begegnung mit Gustav Klimt, Nach Aufzeichnungen des Malers Koloman Moser, in: Neues Wiener Journal, 01.03.1931, S. 22-23.
  • Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Fachzeitschr. für Verlagswesen u. Buchhandel, 13.05.1872, S. 8.
  • Berliner Börsen-Zeitung, 09.04.1873, S. 14.
  • Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte. Band I. Entwicklung des Verlagsbuchhandels in Österreich bis 1918. verlagsgeschichte.murrayhall.com/ (18.05.2020).
  • Notizen von Kolo Moser betreffend Klimts Zeichnung »Sculptur« für das Mappenwerk »Allegorien und Embleme. Neue Folge« (undatiert). H.I.N. 160.514, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.