Fellner & Helmer

Ferdinand Fellner, in: Das interessante Blatt, 30.03.1916.
© ANNO | Österreichische Nationalbibliothek

Hermann Helmer, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Das Wiener Architektenduo Ferdinand Fellner der Jüngere und Hermann Helmer war besonders für ihre Theaterbauten bekannt. Ihr Büro, Fellner & Helmer, arbeitete sehr eng mit der »Künstler-Compagnie« zusammen und beauftragte diese unter anderem mit der künstlerischen Ausstattung der Stadttheater in Brünn, Reichenberg, Karlsbad, Fiume und Totis.   

Das Architektenbüro Fellner & Helmer wurde 1873 von dem österreichischen Architekten Ferdinand Fellner dem Jüngeren und dem deutschen Architekten Hermann Helmer in Wien gegründet. Helmer, ein gelernter Maurer und Absolvent der technischen Hochschule in München, arbeitete bereits zuvor als Architekturzeichner im Atelier von Fellners Vater. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn die Leitung, der die Zusammenarbeit mit Helmer forcierte. Helmer war zunächst für die Arbeiten im Büro, Fellner für die Kundenbetreuung und Beaufsichtigung der Bauprojekte vor Ort zuständig. Später bearbeiteten beide Architekten mit jeweils einem eigenen Team zeitgleich diverse Aufträge. Aufgrund der guten Auftragslage beschäftigten Fellner & Helmer in ihrem Atelier bis zu 20 Architekten.  

Theater für Europa
Fellner & Helmer galten vor allem als Spezialisten des modernen Theaterbaus. Zwischen 1874 und 1916 planten und errichteten sie zahlreiche Theater- und Konzertbauten in ganz Europa. Ihr Architekturbüro hatte einen hervorragenden Ruf, da sie effizient, verantwortungsvoll und kostengünstig arbeiteten. Darüber hinaus machten sich Fellner & Helmer einen Namen durch die Entwicklung von neuen architektonischen Brandschutzstandards, die nach dem Ringtheaterbrand von 1888 für Theatergebäude erforderlich wurden und noch bis heute bestehen.

Zusammenarbeit mit der »Künstler-Compagnie«
Der Kontakt zwischen Fellner & Helmer und der »Künstler-Compagnie« wurde vermutlich durch Ferdinand Laufberger hergestellt. 1880 erhielten Gustav Klimt, Ernst Klimt und Franz Matsch vom Architektenbüro zum ersten Mal einen künstlerischen Auftrag. Dieser umfasste die Herstellung von vier Deckengemälde für das Palais Sturany. Es folgten in den nächsten Jahren weitere umfangreiche Aufträge, wie die dekorative Ausstattung des Schlosstheaters in Totis sowie der Stadttheater in Reichenberg, Karlsbad und in Fiume.

Galerie

Pläne von Theaterbauten

  • Fellner & Helmer: Schnitte für das Volkstheater, Foyer-Anbau, 1907–1908, Wien Museum
    © Wien Museum
  • Grundrisse der Theaterbauten von Fellner & Helmer mit innovativen Brandschutzmaßnahmen, in: Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines, LVI. Jg., Nummer 21 (1904).
    © ANNO | Österreichische Nationalbibliothek

Briefkopf des Atelier Fellner & Helmer auf einem Schreiben der Künstler-Compagnie im Bezug auf den Dekorationsauftrag für das Stadttheater Reichenberg, SOkA Liberec, Archiv města Liberec
© SOkA Liberec, Archiv města Liberec (AML)

Das Ende der Ateliergemeinschaft
Die erfolgreiche Ateliergemeinschaft Fellner & Helmer bestand über vier Jahrzehnte. In der Zeit erfolgte die Planung und Abwicklung von über 200 Bauprojekten in ganz Europa. Nach Fellners Tod 1916 übernahm zunächst noch Helmer das Atelier, später sein Sohn. Mit dem Zerfall der Donaumonarchie löste sich – bedingt durch die schlechte Wirtschaftslage – das Architektenbüro endgültig auf. 

Literatur und Quellen

  • Architektenlexikon. Wien 1770–1945. Gottlieb Helmer. www.architektenlexikon.at/de/220.htm (31.03.2020).
  • Architektenlexikon. Wien 1770–1945. Ferdinand Fellner. www.architektenlexikon.at/de/126.htm (31.03.2020).
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 522-525, S. 533-535.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007, S. 232-234, S. 236, S. 242.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 2, Wien 1993, S. 275-276.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 3, Wien 1994, S. 140.
  • Der Architekt. Wiener Monatshefte für Bau- und Raumkunst, 22. Jg. (1919), S. I (Beilage).
  • Akt mit Abschrift eines Briefwechsels zwischen der Stadt Reichenberg, Franz Matsch, Gustav Klimt sowie dem Architekturbüro Fellner & Helmer (02/27/1883). VI. – Gd, 202, Signatur 709/4, Karton 188_15, SOkA Liberec, Archiv města Liberec (AML).