Im Fokus von Klimt-Werk stehen sämtliche Aspekte des Œuvres des Jugendstilmeisters. Visualisiert durch eine Timeline, werden hier Klimts Schaffensperioden aufgerollt, beginnend von seiner Ausbildung, über seine Zusammenarbeit mit Franz Matsch und seinem Bruder Ernst in der »Künstler-Compagnie«, die Affäre um die Fakultätsbilder bis hin zu seinem Nachruhm und Mythos, der diesen Ausnahmekünstler noch heute umgibt.

1946 – 2023

Klimt heute

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt Klimts Schaffen durch spektakuläre Restitutionsfälle Aufmerksamkeit und umfangreiche Ausstellungen widmen sich seit jeher seinem Leben und Werk. Selbst in der Populärkultur von heute gewinnt der Jahrhundertkünstler immer mehr an Bedeutung.
7 Kapitel


Lilya Corneli: Dame mit Fächer (Moderne Rezeption), 2019
© tobeamuse

Klimt = Re­sti­tu­ti­on?

Die spektakulärsten Restitutionsfälle der letzten 20 Jahre in Österreich betrafen Werke von Gustav Klimt. Sein Name steht nahezu symbolhaft für Kunstrestitution mit der »Goldenen Adele« als idealtypischer Ikone, versinnbildlicht dieses opulente Werk doch wie kein anderes die Werte, die von den Nationalsozialisten ihren jüdischen Eigentümerinnen und Eigentümern geraubt worden sind.

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Gustav Klimt: Porträt Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie New York, Acquired through the generosity of Ronald S. Lauder, the Heirs of the Estates of Ferdinand and Adele Bloch-Bauer, and the Estée Lauder Fund
© APA-PictureDesk

Klimt in der Al­ber­ti­na

Anlässlich des 50. Todestages von Gustav Klimt und Egon Schiele im Jahr 1968 widmete die Wiener Albertina diesen beiden Ausnahmekünstlern eine umfangreiche Gedächtnisausstellung. Ergänzend fand eine von Christian M. Nebehay kuratierte Schau, die sich in dokumentarischer Form mit dem Leben Klimts beschäftigte, statt.

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Plakat der Gedächtnisausstellung zum 50 Jährigen Todestag von Gustav Klimt und Egon Schiele in der Albertina, 1968
© ALBERTINA, Wien

Aus­stel­lun­gen zum 100. Ge­burts­tag

Anlässlich der 100. Wiederkehr von Gustav Klimts Geburtstag im Jahr 1962 organisierten Museen in Graz und Wien große Retrospektiven. Den Beginn machte Graz mit Werken aus steirischem Besitz. Im Herbst folgten das Belvedere und die Albertina in Wien mit zwei Gedächtnisausstellungen, in denen insgesamt 29 Gemälde und 246 Zeichnungen ausgestellt waren.

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Albertina fotografiert von Bruno Reiffenstein, Wien Museum
© Wien Museum

Traum und Wirk­lich­keit

1985 fand die kunst- und kulturhistorische Sonderausstellung »Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930« im Wiener Künstlerhaus statt. Den Mittelpunkt der Ausstellung bildeten unter anderem Gustav Klimts künstlerisches Wirken in Wien um die Jahrhundertwende und sein Netzwerk.

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Robert Waissenberger (Hg.): Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930, Ausst.-Kat., Museen der Stadt Wien (Wien), 28.03.1985–06.10.1985, Wien 1985.
© Klimt-Foundation, Wien

Ju­bi­lä­ums­jah­re

Gustav Klimts Œuvre und dessen Rezeptionsgeschichte, seine Inspirationsquellen, seine Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, aber auch der Mensch hinter dem Künstler werden fortlaufend der Öffentlichkeit in Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Jubiläen anlässlich des Geburtstags oder Todestags des Jahrhundertkünstlers bieten dazu besondere Gelegenheit.

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Gustav Klimt, 1910, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Das Werk­ver­zeich­nis als Tool für die Pro­ve­ni­en­z­for­schung

Zu Beginn jeder wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Œuvre Gustav Klimts stehen die Werkverzeichnisse. In diesen werden Fragen der Authentizität, der Ausstellungsgeschichte, der Besitzverhältnisse sowie Nennungen in der Literatur behandelt. Erst sie ermöglichen das Gesamtwerk des Künstlers zu überblicken.

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Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band I, 1878–1903, Salzburg 1980.
© Klimt-Foundation, Wien

Klimt in Film und Theater

Gustav Klimt und sein Schaffen gelten längst als massentauglich einsetzbar, so auch in der Film- und Theaterwelt. In den letzten Jahren widmeten sich zahlreiche nationale und internationale Produktionen Leben und Werk des Ausnahmekünstlers, wie die folgende Auswahl zeigt. Realität und Fiktion stehen dabei nahe beieinander.

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Gustav Klimt, 1910, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Klimt heute

Klimt = Restitution?

Gustav Klimt: Forsthaus in Weissenbach am Attersee I, 1914, Privatbesitz, Leihgabe im Belvedere, Wien
© Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll

Gustav Klimt: Wasserschlangen II, 1904, Privatbesitz, courtesy of HomeArt
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Apfelbaum II (Grüner Apfelbaum), 1916, Privatbesitz
© Bridgeman Images

Gustav Klimt: Porträt Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie New York, Acquired through the generosity of Ronald S. Lauder, the Heirs of the Estates of Ferdinand and Adele Bloch-Bauer, and the Estée Lauder Fund
© APA-PictureDesk

Die spektakulärsten Restitutionsfälle der letzten 20 Jahre in Österreich betrafen Werke von Gustav Klimt. Sein Name steht nahezu symbolhaft für Kunstrestitution mit der »Goldenen Adele« als idealtypischer Ikone, versinnbildlicht dieses opulente Werk doch wie kein anderes die Werte, die von den Nationalsozialisten ihren jüdischen Eigentümerinnen und Eigentümern geraubt worden sind. 

Österreich gilt mit seinem Kunstrückgabegesetz von 1998 als internationaler Vorreiter in Sachen Kunstrestitution. Dieses Gesetz sieht die Naturalrestitution von Objekten vor, die von den Nationalsozialisten entzogen und nach 1945 nicht wieder zurückgestellt worden sind. Es bezieht sich ausschließlich auf Bundesbesitz, wiewohl einige Bundesländer und Gemeinden, dem Beispiel des Bundes folgend, ähnliche Regelungen eingeführt haben. Private Sammlungen fallen nicht unter das Kunstrückgabegesetz. Anstatt mit Restitutionen in natura wird hier mit Vergleichen und Entschädigungszahlungen versucht eine Einigung zu erzielen. Dies geschieht zwar auf freiwilliger Basis, ist aber inzwischen Voraussetzung, um ein Objekt auf den Kunstmarkt zu bringen oder am Ausstellungsbetrieb teilnehmen zu können.

Bereits im ersten Jahr der Tätigkeit des österreichischen Kunstrückgabebeirates wurde 1999 eine Zeichnung von Gustav Klimt aus der Albertina an die Erben nach Siegfried und Irma Kantor ausgefolgt.

Im Jahr 2000 restituierte die Österreichische Galerie im Belvedere Apfelbaum II (Grüner Apfelbaum) (1916, Privatbesitz) an die Erben nach Nora Stiasny. Bereits damals bestehende Zweifel, ob es sich bei Stiasny um die richtige Sammlung handelte, bestätigten sich 2017: Das Gemälde stammte ursprünglich aus der Sammlung Lederer und hätte an deren Erben restituiert werden müssen. Bislang ist dies der einzige, bekannt gewordene Fall einer Restitution aus einem österreichischen Bundesmuseum an die falschen Erben.

Die Erben nach Jenny Steiner erhielten mit Beschluss vom 10.10.2000 aus der Österreichischen Galerie Belvedere das Gemälde Forsthaus in Weissenbach am Attersee I (1914, Privatbesitz) zugesprochen. 2013 wurde für das in Privatbesitz befindliche Gemälde Wasserschlangen II (1904, überarbeitet: vor 1908, Privatbesitz) mit denselben Erben ein Vergleich erzielt.

Wie mit Apfelbaum II wurden mit Bauernhaus mit Birken (1900, Privatbesitz), das 2001 an die Erben nach Hermine Lasus restituiert wurde und Dame en face mit plissiertem Kleid (um 1898, Privatbesitz), das 2004 an die Erben nach Bernhard Altmann ging, Gemälde aus der Österreichischen Galerie Belvedere zurückgestellt, die aus einer Schenkung von Gustav Ucicky stammten. Das in Ucickys Privatsammlung verbliebene Porträt Gertrud Loew (1902, The Lewis Collection) war 2014 Gegenstand einer außergerichtlichen Einigung der Klimt-Foundation mit den Erben nach Gertrud Felsövanyi.

Obwohl sich die »Goldene Adele« Porträt Adele Bloch-Bauer I (1907, Neue Galerie, New York) in Bundesbesitz befand, wurde dieses Gemälde 2006 nicht nach einem Beschluss des Kunstrückgabebeirates, sondern nach dem Spruch eines eigens dafür eingerichteten Schiedsgerichtes restituiert.

Annähernd große Medienaufmerksamkeit wie die »Goldene Adele« erhielt 2015 Der Beethovenfries (1901/02, Belvedere, Wien) aus der Sammlung Serena Lederer, der gemäß der Entscheidung des Kunstrückgabebeirates jedoch nicht rückgestellt wurde. Auch die Werke Porträt Amalie Zuckerkandl (1913/14 (unvollendet), Belvedere, Wien) sowie Blühender Mohn (1907, Belvedere, Wien) verblieben mit jeweiligem Beschluss des Kunstrückgabebeirates in der Österreichischen Galerie Belvedere.

Diese Aufzählung ist keineswegs vollständig, doch zeigt sie, welchen Stellenwert das Werk Gustav Klimts in Politik und Praxis der Restitution in Österreich einnimmt.

Ausstellungen zum 100. Geburtstag

Anlässlich der 100. Wiederkehr von Gustav Klimts Geburtstag im Jahr 1962 organisierten Museen in Graz und Wien große Retrospektiven. Den Beginn machte Graz mit Werken aus steirischem Besitz. Im Herbst folgten das Belvedere und die Albertina in Wien mit zwei Gedächtnisausstellungen, in denen insgesamt 29 Gemälde und 246 Zeichnungen ausgestellt waren.

Gedächtnisausstellung in Graz
Die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum Graz (heute: Universalmuseum Joanneum) präsentierte von 22. Juni bis 22. Juli 1962 die »Gedächtnis-Ausstellung aus Anlass des 100. Geburtstages von Gustav Klimt mit Werken aus privatem und öffentlichem Besitz in [der] Steiermark«. Es wurden insgesamt 51 Exponate, davon sieben Ölgemälde aus Grazer Privatbesitz, 43 Zeichnungen und ein Brief Klimts an Ludwig König vom 6. Dezember 1901 gezeigt.

Ein Hauptwerk der Goldenen Periode, Danaë (1907/08, Privatbesitz) sowie einige späte Landschaftsbilder: Kirche in Cassone am Gardasee (1913, Privatbesitz), Kirche in Unterach am Attersee (1915/16, Heidi Horten Collection, Wien), Obstgarten mit Rosen (1912, Privatbesitz), »Garten« (heute: Apfelbaum II (Grüner Apfelbaum) (1916, Privatbesitz)), Häuser in Unterach am Attersee (1915/1916, Privatbesitz) und »Schönbrunner Park« (heute: Schönbrunner Landschaft (1916, Privatbesitz)) wurden in der Schau ergänzt durch den Entwurf für Der Altar des Dionysos (Entwurf) (1886, Leopold Museum, Wien) und der Der schwarze Federhut (1910, Privatbesitz). Wichtige Leihgaben kamen vor allem aus der Kunstsammlung des Grazer Kaufmannes Viktor Fogarassy.

Oberes Belvedere, Wien Museum
© Wien Museum

Retrospektive im Belvedere, Wien
Die Österreichische Galerie in Wien (heute: Belvedere) veranstaltete von 15. Oktober bis zum 16. Dezember 1962 unter dem Titel: »29 Gemälde von Gustav Klimt, ausgestellt im Oberen Belvedere aus Anlass der 100. Wiederkehr seines Geburtstages« eine retrospektive Schau des Jahrhundertkünstlers. Von den knapp 30 ausgestellten Werken stammten zehn aus Privatbesitz. Im Zentrum stand Klimts Hauptwerk Der Kuss (Liebespaar) (1908/09, Belvedere, Wien), das bereits 1908 im Zuge der »Kunstschau Wien« für die Vorgängerinstitution – die Moderne Galerie – angekauft worden war. Der Kurator der Ausstellung, Direktor Fritz Novotny, ergänzte dieses durch diverse bedeutende Porträts, Landschaften und Allegorien. Die aus allen Schaffensperioden des Künstlers stammenden Exponate boten einen umfangreichen Überblick über das Schaffen Klimts. Selbst wenn die Schau keinerlei Anspruch auf die Präsentation des gesamten Oeuvres erheben konnte – Der Stocletfries (1905–1911, Privatbesitz) war nicht öffentlich zugänglich, die ehemalige Sammlung Lederer, darunter auch die Fakultätsbilder, waren 1945 vernichtet worden, viele Gemälde in Privatbesitz waren nicht frei verfügbar – so vermittelten die zusammengestellten Werke doch einen Gesamteindruck und veranschaulichten Klimts künstlerische Entwicklung.

Novotny beschrieb in seinen einleitenden Worten zum Katalog die stilistische Entwicklung Klimts anhand der Ablöse des Naturalismus durch das Ornament als »beherrschendes Formprinzip«. Er betonte die Ornamentalisierung in Klimts Werk, die sich bis zu dessen Tod 1918 immer weiter steigern sollte. Dies bildete für Novotny »zusammen mit einem ihr gemäßen Gedanken- und Symbolinhalt« den »reinen Ausdruck des Sezessionsstils [!]«.

Albertina fotografiert von Bruno Reiffenstein, Wien Museum
© Wien Museum

Retrospektive in der Albertina, Wien
Die Klimt-Retrospektive in der Albertina mit dem prägnanten Titel: »Gustav Klimt 1862–1918. Zeichnungen« stand unter dem Vorzeichen von Klimts »Bruch mit dem Historismus«. Dementsprechend bildeten die progressiven Studien für die Fakultätsbilder und Der Beethovenfries (1901/02, Belvedere, Wien) den Kern der Ausstellung. Zehn Zeichnungen aus der Sammlung von Erich Lederer und vier weitere im Privatbesitz des Kunsthändlers Christian M. Nebehay ergänzten hierbei den umfangreichen Bestand der Albertina. In den Ausstellungsräumen waren die Objekte sowohl chronologisch als auch motivisch angeordnet: Auf Zeichnungen aus den Jahren 1902 bis 1906 folgten Studien für ausgeführte Öl-Porträts, darunter jene von Adele Bloch-Bauer, Hermine Gallia, Margarethe Stonborough-Wittgenstein und Fritza Riedler. Die Entwürfe für Der Stocletfries  – sowohl aus dem Historischen Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) als auch die dazugehörigen Werkzeichnungen aus dem Österreichischen Museum für angewandte Kunst (heute: MAK, Wien) vermittelten einen Eindruck von Klimts Verschmelzung von Malerei und angewandter Kunst. Drei Buchprojekte, für deren Illustration Klimt-Zeichnungen herangezogen worden waren, ergänzten die Schau. Es handelte sich dabei um die komplette Ausgabe des Ver Sacrum, Franz Bleis Neuausgabe der Hetärengespräche des Lukian von 1907 sowie Paul Verlaines Femmes - avec 6 dessins de Gustav Klimt. Das persönliche Umfeld Klimts wurde durch diverse Autografen beleuchtet. Das von Klimt handgeschriebene Gedicht mit dem Titel Wasserrose, das sich damals noch im Besitz von Erich Lederer befand, wurde gemeinsam mit Schieles Zeichnung Gustav Klimt am Totenbett (07.02.1918, Wien Museum) und einer von Peter Altenbergs Widmungen an den Künstler gezeigt.

Die umfangreiche Schau und der im Zuge dessen entstandene, erste illustrierte Ausstellungskatalog der Albertina gaben den Anstoß dazu, dass die Kuratorin Alice Strobl ihre Arbeit am ersten vierbändige Werkverzeichnis der Zeichnungen Klimts begann. Das zwischen 1980 und 1989 entstandene Verzeichnis ist bis heute das wichtigste Nachschlagewerk in puncto Klimt-Zeichnungen.

Literatur und Quellen

  • Österreichische Galerie Belvedere (Hg.): Gustav Klimt. 29 Gemälde, ausgestellt im Oberen Belvedere aus Anlass der 100. Wiederkehr seines Geburtstages, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 15.10.1962–16.12.1962, Wien 1962.
  • Neue Galerie Graz Landesmuseum Joanneum (Hg.): Gedächtnis-Ausstellung aus Anlass des 100. Geburtstages von Gustav Klimt. mit Werken aus privatem und öffentlichem Besitz in Steiermark, Ausst.-Kat., Neue Galerie Graz (Landesmuseum Johanneum, Graz), 22.06.1962–22.07.1962, Graz 1962.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Ausst.-Kat., Albertina (Wien), 16.10.1962–16.12.1962, Wien 1962.

Klimt in der Albertina

Plakat der Gedächtnisausstellung zum 50 Jährigen Todestag von Gustav Klimt und Egon Schiele in der Albertina, 1968
© ALBERTINA, Wien

Gustav Klimt: Studie für das Widmungsblatt für Rudolf von Alt zum 88. Geburtstag, 1900, in: Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Mitteilungen der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 3. Jg., Heft 21 (1900).
© Klimt-Foundation, Wien

Alfred Roller: Brief von Alfred Roller an Gustav Klimt mit einer Entwurfsskizze für das Gebäude der Wiener Secession von Gustav Klimt, 04.05.1897, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Anlässlich des 50. Todestages von Gustav Klimt und Egon Schiele im Jahr 1968 widmete die Wiener Albertina diesen beiden Ausnahmekünstlern eine umfangreiche Gedächtnisausstellung. Ergänzend fand eine von Christian M. Nebehay kuratierte Schau, die sich in dokumentarischer Form mit dem Leben Klimts beschäftigte, statt.

Die »größten Kräfte unserer Kulturwelt« vereint
Die Albertina veranstaltete bereits in den Jahren 1948, 1958 und 1962 erste Klimt-Retrospektiven. Beweggrund für die inhaltliche Gegenüberstellung von Klimt und Schiele, dieser »größten, schöpferisch tätigen Kräfte unserer Kulturwelt«, in der 1968er Schau war nicht nur die durch den Tod 1918 verursachte tragische Verbindung. Vielmehr sollten diese zwei unterschiedliche Generationen repräsentierenden Künstler, deren Wege sich immer wieder kreuzten und die in höchster Vollendung die divergierenden künstlerischen Ausdrucksformen des »Wien um 1900« symbolisieren, dem Publikum gesamtheitlich präsentiert werden.

Neben Blättern der hauseigenen Sammlung waren internationale Leihgaben aus u.a. Kanada, den USA und der Schweiz sowie Leihen aus österreichischen Privatsammlungen Bestandteil dieser Schau. Als Kuratorin und Kurator fungierten Alice Strobl für Klimt und Erwin Mitsch für Schiele. Ergänzung fand diese Ausstellung durch eine Klimt-Dokumentation. Diese war auf Einladung des damaligen Direktors Walter Koschatzky von dem Kunsthändler und Klimt-Experten Christian M. Nebehay gestaltet worden und wurde räumlich unabhängig präsentiert. Im Folgejahr publizierte Nebehay Gustav Klimt. Dokumentation, heute ein Standardwerk der Klimt-Forschung.

Die eingehende Analyse der Zeichnungen und die Präsentationen in der Albertina mündeten in eine detaillierte Erfassung des umfangreichen zeichnerischen Schaffens. Schließlich publizierte Strobl zwischen 1980 und 1989 ihren vierbändigen Catalogue raisonné von Klimts Zeichnungen, Studien und Skizzenblättern.

Das Ausstellungskonzept
127 Exponate von Klimt wurden präsentiert, wobei der Fokus auf qualitativ hochwertigen und unbekannten Blättern lag. Die Auswahl fiel einerseits auf Arbeiten, die zu Klimts Lebzeiten in Publikationen wie z.B. Ver Sacrum Aufnahme gefunden hatten. Andererseits wurden auch Blätter ausgestellt, die bereits von Persönlichkeiten wie Hermann Bahr, Gustav Glück und Alfred Stix als präsentationswürdig erachtet worden waren. Dazu zählten etwa auch jene Zeichnungen, die 1919 im Mappenwerk Fünfundzwanzig Handzeichnungen. Gustav Klimt als faksimilierte Lichtdrucke im Wiener Verlag Gilhofer & Ranschburg erschienen waren. Überdies wurden Aquarelle und Federzeichnungen von Klimt gezeigt - Arbeiten in Techniken, die der Künstler kaum verwendete. Vorrangig nutzte Klimt Bleistift, Farbstifte und schwarze Kreide, nicht selten gemischt und mit Weißhöhungen versehen. Eine weitere Zielsetzung dieser Ausstellung war, Einflüsse unterschiedlicher Kunstrichtungen auf Klimts zeichnerisches Werk sichtbar zu machen. Die Gedächtnisschau in der Albertina präsentierte dem Publikum etwa an die Antike gemahnende Vorbilder, die im Verlauf von Klimts Schaffenszeit immer wieder Einzug gehalten hatten. Überdies wurde auch die Orientierung an der japanischen Kunst fokussiert. Dieser Einfluss – nicht nur auf die Kunst Klimts – war gewiss kein Novum und weitreichend bekannt. Besonders in den Zeichnungen tritt dies jedoch deutlich hervor, wie auch die immer wiederkehrende Rezeption eines gewissen Gestaltungsvokabulars, das schließlich in Klimts Gemälde Einzug hielt. Neben vorrangig Porträtstudien wurde ebenso die in das Jahr 1897 datierte Klimt-Zeichnung Entwurf für das Gebäude der Wiener Secession (Klimt-Foundation, Wien, S 1980: 322) präsentiert, die sich auf der Rückseite eines Briefes von Alfred Roller an Klimt befindet.

Klimts Entwicklung von an klassische Vorbilder erinnernden Entwurfskompositionen über Zeichnungen, in denen sich die Formensprache des Wiener Jugendstils eindrücklich manifestiert, bis hin zu seinem Spätwerk, eine gekonnte Verarbeitung gewonnener Inspiration, deren Simplifizierung und Metamorphose in eine dem Künstler eigenständige und unverkennbare Formensprache kulminiert, wurde in dieser Ausstellung der Albertina verdeutlicht.

Von Schiele wurden 156 Blätter gezeigt, durch die sich neben seiner künstlerischen Entwicklung auch die der Expression zugewandte Formensprache visualisieren ließ. Darüber hinaus wurde durch die Integration von Blättern aus der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts Schieles stilistische Orientierung an der Kunst Klimts und des Jugendstils deutlich. Den gewichtigsten Unterschied bildet in dieser Hinsicht die polychrome Gestaltung, die im zeichnerischen Œuvre des jungen Schieles eine immanente Rolle spielte.

Die Ausstellungsbroschüre katalogisiert nicht nur die von Klimt und Schiele präsentierten Werke. Erstmals wurde hier auch der Nachruf Klimt. Ein Bild in Worten des Künstlers Albert Paris Gütersloh aus dem Jahr 1918 publiziert.

Neben der Albertina würdigten im Jahr 1968 auch die Österreichische Galerie Belvedere und das Historische Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) Schiele zwei Schauen, wie das gemeinschaftliche Ausstellungsplakat dieser drei Institutionen zeigt.

Literatur und Quellen

  • Walter Koschatzky (Hg.): Gustav Klimt. Egon Schiele. Zum Gedächtnis ihres Todes vor 50 Jahren. Zeichnungen und Aquarelle, Ausst.-Kat., Albertina (Wien), 05.04.1968–16.06.1968, Wien 1968.

Traum und Wirklichkeit

Robert Waissenberger (Hg.): Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930, Ausst.-Kat., Museen der Stadt Wien (Wien), 28.03.1985–06.10.1985, Wien 1985.
© Klimt-Foundation, Wien

Einblick in die Ausstellung »Traum und Wirklichkeit«, vermutlich März 1985, Künstlerhaus-Archiv, Wien
© WStLA

1985 fand die kunst- und kulturhistorische Sonderausstellung »Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930« im Wiener Künstlerhaus statt. Den Mittelpunkt der Ausstellung bildeten unter anderem Gustav Klimts künstlerisches Wirken in Wien um die Jahrhundertwende und sein Netzwerk.

Die vom Historischen Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) veranstaltete Großausstellung »Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930« eröffnete am 28. März 1985 im Wiener Künstlerhaus. Die wissenschaftliche Aufbereitung erfolgte durch Robert Waissenberger, Direktor des Historischen Museums, während die visuelle Konzeption dem österreichischen Architekten und Designer Hans Hollein oblag. Zu der Schau selbst äußerte sich Hollein im Ausstellungskatalog damals wie folgt:

»Die Idee der Ausstellung basiert auf der seit langem diskutierten Notwendigkeit, eine Ausstellung über diese so wesentliche Epoche – nach vielen Ansätzen anderorts – nun endlich auch in Wien selbst zu veranstalten und die Ressourcen des Standorts zum Vorteil zu nützen.«

Die Ausstellung wies insgesamt 24 politische, kulturelle und historische »Stationen« auf, die vom Makart-Festzug von 1879 bis zur Weltwirtschaftskrise von 1929 reichten. Für Hans Hollein war laut eigener Aussage eine populäre, stimmungsvolle und erlebnishafte Präsentation der Themen wichtig. Neben den zahlreichen authentischen Exponaten setzte er auch weitere Stilelemente, wie Nachbauten und Modelle, für eine bessere Veranschaulichung ein. Besonders aufwändig inszenierte Hollein auch das äußere Erscheinungsbild des Künstlerhauses. Am Dach wurden ein Bauelement des Karl-Marx-Hofes, einem Wiener Gemeindebau, sowie eine überdimensionierte, goldene Frauenfigur installiert, die aus Klimts Fakultätsbild Die Medizin (1900–1907, 1945 verbrannt auf Schloss Immendorf) entnommen wurde.

Die Präsentation Gustav Klimts
Im Rahmen der Ausstellung wurde Gustav Klimt und seinem künstlerischen Werk ein eigener Themenbereich gewidmet. Neben dem Gemälde Der Kuss (Liebespaar) (1908/09, Belvedere, Wien) bildete vor allem Der Beethovenfries (1901/02, Belvedere, Wien) eines der wichtigsten Exponate der Wiener Schau. Die langjährige Restaurierung des Werks, das 1972 durch die Republik Österreich angekauft wurde, war damals erst kürzlich abgeschlossen worden.

Von Wien nach Paris und New York 
»Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930« endete im Oktober 1985. Sie zählt bis heute mit über 662.000 BesucherInnen zu den erfolgreichsten Ausstellungen des historischen Museums. In weiterer Folge bildete sie die Basis für die zwei großen Folgeausstellungen »Vienne, Naissance d'un siècle, 1880–1938« und »Vienna 1900. Art. Architecture & Design«. Sie sollten im darauffolgenden Jahr im Centre Pompidou in Paris und im New Yorker Museum of Modern Art stattfinden.

Literatur und Quellen

  • Monika Sommer-Sieghart, Luisa Ziaja: Kulturhistorische Großausstellungen der 1980er Jahre im Künstlerhaus. Anmerkungen zu kuratorischen Kontinuitäten und Brüchen, in: Peter Bogner, Richard Kurdiovsky, Johannes Stoll (Hg.): Das Wiener Künstlerhaus. Kunst und Institution, Wien 2015, S. 334-341.
  • Sophie Lillie: Feindliche Gewalten: Das Ringen um Gustav Klimts Beethovenfries, Wien 2017.
  • Robert Waissenberger (Hg.): Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930, Ausst.-Kat., Museen der Stadt Wien (Wien), 28.03.1985–06.10.1985, Wien 1985.
  • Haus der Geschichte. www.hdgoe.at/traum-wirklichkeit (19.05.2022).
  • Moma. Vienna 1900: Art, Architecture and Design. www.moma.org/calendar/exhibitions/1729 (19.05.2022).
  • Centre Pompidou (Hg.): Vienne. Naissance d'un sciècle 1880–1938, Ausst.-Kat., , Paris 1986.
  • Kirk Varnedoe (Hg.): Vienna 1900. Art, Architecture and Design, Ausst.-Kat., , New York 1986.

Jubiläumsjahre

Gustav Klimt, 1910, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Gustav Klimts Œuvre und dessen Rezeptionsgeschichte, seine Inspirationsquellen, seine Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, aber auch der Mensch hinter dem Künstler werden fortlaufend der Öffentlichkeit in Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Jubiläen anlässlich des Geburtstags oder Todestags des Jahrhundertkünstlers bieten dazu besondere Gelegenheit.

Das Jubiläumsjahr 2012
Neun umfangreiche Ausstellungen anlässlich des 150. Geburtstages von Gustav Klimt im Jahr 2012 visualisierten und vermittelten unterschiedliche Aspekte aus dem Leben und Werk des weltbekannten Jugendstilmeisters. Im Fokus standen dabei sowohl die Präsentation und Rezeption einzelner Hauptwerke, die hauseigenen Sammlungsbestände, kongeniale Kollaborationen als auch intime Einblicke in den Menschen Klimt.

Den Auftakt bot im ausgehenden Jahr 2011 die Ausstellung »Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne« in der Orangerie des Unteren Belvedere. Präsentiert wurde die herausragende Zusammenarbeit von Klimt und Hoffmann, die sich u.a. in der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900, in der berühmten »XIV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession«, auch bekannt als »Beethoven-Ausstellung«, oder auch in der Inkunabel des Gesamtkunstwerks, im Palais Stoclet in Brüssel, manifestiert hatte.

Das Kunsthistorische Museum präsentierte die Schau »Gustav Klimt im Kunsthistorischen Museum«. Im Fokus standen jene Wandgemälde im Stiegenhaus des Museumsbaus, die Klimt als Mitglied der »Künstler-Compagnie« um 1890/91 realisiert hatte und die Sinnbild für seinen dekorativen Frühstil sind. Zu besichtigen waren diese permanenten Wanddekorationen über die dafür errichtete »Klimt-Brücke«.

Klimt-Brücke, errichtet anlässlich der Jubiläumsschau im Kunsthistorischen Museum, 2012, Kunsthistorisches Museum, Wien
© KHM-Museumsverband

Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
© Klimt-Foundation, Wien

Das Leopold Museum beleuchtete wiederum in der Ausstellung »Klimt persönlich« nicht nur das Schaffen des Jugendstilmeisters, sondern auch den Menschen, der hinter dem Künstler steht, seine Freuden, Ängste, Zerstreuungen und Schwierigkeiten. Neben den Gemälden der eigenen Sammlung kamen rund 400 Ansichtskarten zur Präsentation, die Klimt an seinen Lebensmenschen Emilie Flöge geschickt hatte. Sie gewährten tiefe Einblicke in seine privaten Empfindungen.

In »Gegen Klimt. Die ›Nuda Veritas‹ und ihr Verteidiger Hermann Bahr« fokussierte das Wiener Theatermuseum auf die »nackte Wahrheit«. Ergänzung fand dieses Werk durch Aussagen von Verfechtern und Verächtern von Klimts Kunst.

Das grafische Œuvre Klimts stand in der Albertina-Ausstellung »Gustav Klimt. Die Zeichnungen« im Vordergrund, die noch im selben Jahr ebenso im Getty Museum unter dem Titel »Gustav Klimt: The Magic of Line« zu sehen war.

Die Schau des MAK – Museum für angewandte Kunst, »Gustav Klimt: Erwartung und Erfüllung«, widmete sich den umfangreichen Entwürfen für einen der markantesten Meilensteine im Werk des Malergenies: den Stocletfries (1905–1911, Privatbesitz), gefertigt für den Speisesaal des gleichnamigen Brüsseler Palais. Nach erfolgter Restaurierung wurden die Werkzeichnungen – insgesamt handelt es sich um neun großformatige Einzelblätter – dem Publikum präsentiert. Darüber hinaus wurde durch zusätzliche Objekte das Gesamtkunstwerk Palais Stoclet in den Fokus der Schau gerückt.

Das Wien Museum zeigte in »Klimt. Die Sammlung des Wien Museums« eine Gesamtschau seiner hauseigenen Klimt-Kollektion. Zur Präsentation gelangte neben Gemälden, Zeichnungen, Plakaten und Porträtfotos etwa auch Klimts Totenmaske.

Das Belvedere veranstaltete abgesehen von eingangs erwähnter Gegenüberstellung von Klimt und Hoffmann die Schau »150 Jahre Gustav Klimt«. Im Fokus standen dabei die Gemälde aus dem Bestand des Hauses sowie die Rezeption zu Klimts Œuvre und seiner Person.

Neben den genannten in Wien veranstalteten Ausstellungen widmete sich abschließend im Jubiläumsjahr 2012 das Museo d'arte Mendrisio im schweizerischen Kanton Tessin, Klimts Wien, betrachtet durch die Fotografien von Heinrich Böhler in der Schau »L'oro e la danza. La Vienna di Klimt nelle fotografie di Heinrich Böhler«. 

Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018.
© Klimt-Foundation, Wien

Das Jubiläumsjahr 2018
2018 jährte sich zum 100. Mal der Todestag von vier herausragenden Persönlichkeiten des »Wien um 1900«. Neben Gustav Klimt verstarben 1918 Otto Wagner, Kolo Moser und Egon Schiele. Der internationale Ausstellungsreigen gestaltete sich aus diesem Grund sehr umfangreich. Klimt waren davon explizit vier Präsentationen gewidmet.

Den Auftakt bildete bereits in den letzten Monaten des Jahres 2017 »Klimt & Rodin: An Artistic Encounter« im Fine Arts Museum of San Francisco. Das Œuvre von Rodin, der 1917 verstarb und als einer der wichtigsten Bildhauer der Moderne gilt, wurde dem malerischen Werk des bahnbrechenden Klimt gegenübergestellt.

Das Kunsthistorische Museum bot abermals die Möglichkeit, Klimts Werke im Stiegenhaus zu bestaunen. Darüber hinaus war auch das ikonenhafte Gemälde Nuda Veritas (1899, Theatermuseum, Wien) im Zuge von »Stairway To Klimt« zu besichtigen.

Im Leopold Museum kuratierten Hans-Peter Wipplinger und Sandra Tretter von der Klimt-Foundation, Wien, die umfangreiche Jubiläumsausstellung »Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler«. Neben einer chronologischen Gesamtschau des Werkes mit hochkarätigen Exponaten standen die Allegorien Tod und Leben (Tod und Liebe) (1910/11, überarbeitet: 1912/13, 1916/17, Leopold Museum Privatstiftung, Wien) und Die Braut (1917/18, unvollendet, Klimt-Foundation, Wien) im Mittelpunkt dieser Präsentation. Die Werkgenese von Klimts letzter großformatiger Allegorie wurde durch die erstmalige Präsentation einzelner Blätter aus dem letzten Skizzenbuch des Künstlers besonders in den Fokus gerückt.

Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale widmete sich schließlich in der Schau »Gustav Klimt und Hugo Henneberg. Zwei Künstler der Wiener Secession«, ausgehend vom Gemälde Porträt Marie Henneberg (1901/02, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt – Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)), Klimt als Porträtisten der Wiener Gesellschaft und innovativem Landschaftsmaler sowie seinem eng verbundenen Zeitgenossen Henneberg in seiner Vorreiterrolle für die moderne Fotografie.

Ergänzung fanden diese Schauen durch umfangreiche Präsentationen, wie u.a. »Wiener Werkstätte 1903–1932: The Luxury of Beauty« in der Neuen Galerie New York. Das Wiener Leopold Museum widmete sich Klimts Wegbegleiter und Lieblingsfotografen Nähr in der Ausstellung »Moriz Nähr. Fotograf der Wiener Moderne« und das MAK – Museum für angewandte Kunst sowie anschließend das Museum Villa Stuck in München dem »Tausendsassa« Kolo Moser im Zuge der Schau »Koloman Moser. Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef Hoffmann«.

Gabriella Belli, Elena Pontiggia (Hg.): Klimt. L'uomo, l'artista, il suo mondo, Ausst.-Kat., Galleria d'Arte Moderna Ricci Oddi (Piacenza), 12.04.2022–24.07.2022, Mailand 2022.
© Klimt-Foundation, Wien

Das Jubiläumsjahr 2022
2022 präsentierte die Galleria d'Arte Moderna Ricci Oddi in Piacenza anlässlich des 160. Geburtstages des Jugendstilmeisters in der Ausstellung »Klimt. L'uomo, l'artista, il suo mondo« eine umfangreiche Zusammenschau unterschiedlicher Werkphasen des Künstlers. Ein besonderes Augenmerk wurde auf das 2019 nach über 20 Jahren wiedergefundene Gemälde Bildnis einer Frau (Backfisch) (1910, überarbeitet: vor 1916/17, Galleria d'arte moderna Ricci Oddi, Piacenza) gelegt.

Die Albertina stellte abermals ihre umfangreiche Sammlung an Klimt-Zeichnungen in der Schau »Gustav Klimt: 100 Meisterwerke aus der Albertina« aus.

Die Klimt-Foundation kuratierte für das Klimt-Museum in Kammer-Schörfling anlässlich des Jubiläums und des zehnjährigen Bestehens dieser Einrichtung die Sonderausstellung »Ein Sommer wie damals«. Neu aufbereitet und u.a. durch private historische Schnappschüsse visualisiert, wurden dabei Klimts Sommerfrische-Aufenthalte am Attersee vermittelt. Darüber hinaus standen jene Auftragswerke im Fokus, an denen Klimt auch am Attersee arbeiten musste.

Schließlich widmet das Amsterdamer Van Gogh Museum in Kooperation mit dem Wiener Belvedere ab Oktober 2022 die umfangreichen Schau »Golden Boy Gustav Klimt. Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse...« Klimts internationalen Zeitgenossen. Von Februar bis Mai 2023 war diese Ausstellung im Wiener Belvedere zu sehen sein.

Literatur und Quellen

  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011.
  • Sabine Haag (Hg.): Gustav Klimt im Kunsthistorischen Museum, Ausst.-Kat., Kunsthistorisches Museum (Wien), 14.02.2012–06.05.2012, Wien 2012.
  • Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
  • Marian Bisanz-Prakken (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Ausst.-Kat., Albertina (Wien), 14.03.2012–10.06.2012; Getty Center (Los Angeles), 03.07.2012–23.09.2012, München 2012.
  • Christoph Thun-Hohenstein, Beate Murr (Hg.): Gustav Klimt. Erwartung und Erfüllung. Entwürfe zum Mosaikfries im Palais Stoclet, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 21.03.2012–15.07.2012, Wien 2012.
  • Ursula Storch (Hg.): Klimt. Die Sammlung des Wien Museums, Ausst.-Kat., Wien Museum (Wien), 16.05.2012–07.10.2012, Wien 2012.
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012.
  • Gianna Macconi (Hg.): L'oro e la danza. La Vienna di Klimt nelle fotografie di Heinrich Böhler, Ausst.-Kat., Museo d’arte Mendrisio (Mendrisio), 25.11.2012–31.01.2013, Mendrisio 2012.
  • Max Hollein, Tobias G. Natter (Hg.): Klimt & Rodin. An Artistic Encounter, Ausst.-Kat., Legion of Honor - Fine Arts Museum of San Francisco (Lincoln Park, San Francisco), 14.10.2017–28.01.2018, San Francisco 2017.
  • Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018.
  • Christian Philipsen, Thomas Bauer-Friedrich, Wolfgang Büche (Hg.): Gustav Klimt und Hugo Henneberg. Zwei Künstler der Wiener Secession, Ausst.-Kat., Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) (Halle (Saale)), 14.10.2018–06.01.2019, Köln 2019.
  • Christian Witt-Döring, Janis Staggs (Hg.): Wiener Werkstätte 1903-1932. The Luxury of Beauty, New York 2017.
  • Uwe Schögl, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Moriz Nähr. Fotograf der Wiener Moderne / Photographer of Viennese Modernism, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.08.2018–29.10.2018, Wien - Köln 2018.
  • Gabriella Belli, Elena Pontiggia (Hg.): Klimt. L'uomo, l'artista, il suo mondo, Ausst.-Kat., Galleria d'Arte Moderna Ricci Oddi (Piacenza), 12.04.2022–24.07.2022, Mailand 2022.
  • Elisabeth Dutz (Hg.): Gustav Klimt. 100 Meisterwerke aus der Albertina, Ausst.-Kat., Albertina Modern (Künstlerhaus, Wien), 08.04.2022–24.07.2022, Wien 2022.

Das Werkverzeichnis als Tool für die Provenienzforschung

Fritz Novotny, Johannes Dobai (Hg.): Gustav Klimt, Salzburg 1967.
© Klimt-Foundation, Wien

Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band I, 1878–1903, Salzburg 1980.
© Klimt-Foundation, Wien

Zu Beginn jeder wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Œuvre Gustav Klimts stehen die Werkverzeichnisse. In diesen werden Fragen der Authentizität, der Ausstellungsgeschichte, der Besitzverhältnisse sowie Nennungen in der Literatur behandelt. Erst sie ermöglichen das Gesamtwerk des Künstlers zu überblicken.

Das erste Werkverzeichnis zu Gustav Klimts Ölgemälden stammt aus dem Jahr 1967 und wurde von Fritz Novotny und Johannes Dobai verfasst. Es basiert auf der 1958 approbierten Dissertation von Dobai. Dank der zeitlichen Nähe zu den ersten Sammlern sind die Eigentümerangaben sehr akkurat. Allerdings konnten die Autoren noch nicht alle Werke identifizieren, von deren Existenz wir inzwischen wissen. Das zweite Werkverzeichnis zu Gustav Klimt erschien erst 2008, vorgelegt von Alfred Weidinger. Ihm folgte in wesentlich kürzerem Abstand im Jahr 2012 jenes von Tobias Natter (zweite Auflage 2018). Hervorstechend ist hier die Entwicklung hin zu einer stark verbesserten Bildqualität, die bislang nicht mögliche, hochqualitative Detailaufnahmen von Werken ermöglicht.

Eine singuläre Position nimmt das vierbändige Werkverzeichnis von Alice Strobl zu den Zeichnungen von Gustav Klimt ein. Es erschien in den Jahren 1980 bis 1989. Diese Arbeit ist derart umfangreich, dass nur eine Fortentwicklung, nicht jedoch eine völlig neue Publikation möglich erscheint.

Wissenschaftliche Herausforderungen
Die jüngeren Werkverzeichnisse greifen auch die Ergebnisse der Provenienzforschung auf und dokumentieren zusätzlich zu den Eigentümernamen auch Zeitpunkte und die Art und Weise von Eigentumsübergängen. Alle Werkverzeichnisse stehen aber vor der Schwierigkeit, dass oft gar nicht bekannt ist, in welcher (Privat-)Sammlung sich ein Bild befindet und wie es dorthin gelangte. Vor allem, wenn Bilder innerhalb von Familien weitergegeben wurden und nie auf den Kunstmarkt kamen, ist es schwer, den Standort und die Eigentümerfolge eines Bildes zu bestimmen. In anderen Fällen legen die Eigentümer selbst Wert darauf, nicht namentlich genannt zu werden, so dass sie weder in einem Werkverzeichnis noch in einem Ausstellungskatalog aufscheinen.

Die Zukunft der Werkverzeichnisse
Die genannten Werkverzeichnisse sind voraussichtlich die letzten, die gedruckt erschienen sind und werden bald als historisch abgeschlossener Quellenkorpus betrachtet werden können. So führt zwar Marian Bisanz-Prakken Strobls Werk fort und arbeitet derzeit an einem fünften Band des Werkverzeichnisses zu Klimts Zeichnungen. Parallel dazu entwickelt die Albertina aber auch das erste online Zeichnungen-Werkverzeichnis. Damit wird einmal mehr deutlich, dass Onlinedatenbanken als weltweit, ohne Einschränkungen nutzbare Recherchetools zukünftig überwiegen werden. Diese kommen der Provenienzforschung, die ständig neues Wissen erarbeitet, sehr entgegen, denn auf diese Weise können neue Forschungsergebnisse direkt mit anderen Forschenden geteilt werden.

Literatur und Quellen

  • Fritz Novotny, Johannes Dobai (Hg.): Gustav Klimt, Salzburg 1967.
  • Fritz Novotny, Johannes Dobai (Hg.): Gustav Klimt, Salzburg 1975.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2017.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band I, 1878–1903, Salzburg 1980.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band II, 1904–1912, Salzburg 1982.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band III, 1912–1918, Salzburg 1984.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band IV, 1878–1918, Salzburg 1989.

Klimt in Film und Theater

Gustav Klimt, 1910, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Gustav Klimt: Porträt Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie New York, Acquired through the generosity of Ronald S. Lauder, the Heirs of the Estates of Ferdinand and Adele Bloch-Bauer, and the Estée Lauder Fund
© APA-PictureDesk

Gustav Klimt: Porträt Fritza Riedler, 1906, Österreichische Galerie Belvedere
© Belvedere, Wien

Gustav Klimt: Porträt Adele Bloch-Bauer II, 1912, Privatbesitz, courtesy of HomeArt
© APA-PictureDesk

Gustav Klimt: Litzlberg am Attersee, um 1915, Privatbesitz
© Sotheby's

Friedrich Walker: Emilie Flöge im Garten der Villa Paulick, 14.09.1913, Verbleib unbekannt
© APA-PictureDesk

Gustav Klimt und sein Schaffen gelten längst als massentauglich einsetzbar, so auch in der Film- und Theaterwelt. In den letzten Jahren widmeten sich zahlreiche nationale und internationale Produktionen Leben und Werk des Ausnahmekünstlers, wie die folgende Auswahl zeigt. Realität und Fiktion stehen dabei nahe beieinander.

Gustav Klimt in Spielfilmproduktionen und Fernsehserien
Im Jahr 2006 erschien unter der Regie von Raoúl Ruiz der Film Klimt. John Malkovich mimte darin den Grandseigneur der österreichischen Kunst, Veronica Ferres übernahm den Part der Emilie Flöge. Die Kulisse versuchte sich an der Formensprache des Jugendstils zu orientieren, gespickt mit übersteigerter Opulenz. Der Handlungsstrang selbst ist als retrospektive Innenschau des Malers inszeniert, der, auf dem Sterbebett liegend, vor Egon Schiele sein sich zu Ende neigendes Leben Revue passieren lässt.

2015 widmete sich der Spielfilm Woman in Gold des Regisseurs Simon Curtis mit Helen Mirren als Maria Altmann dem Jahrzehnte andauernden Rechtsstreit dieser standhaften Dame mit der Republik Österreich und dem Wiedererlangen ihres rechtmäßigen Erbes. Im Fokus steht dabei nicht Klimt als Person und Künstler, sondern sein Gemälde Porträt Adele Bloch-Bauer I (1907, Neue Galerie New York), Sinnbild für die unrechtmäßig enteignete Sammlung Bloch-Bauer und vieler weiterer jüdischer Sammlungen. Der auf wahren Begebenheiten basierende Spielfilm vermittelt eindrücklich die Thematiken Raubkunst und Restitution.

Klimts Kunst als opulente Requisiten und kindgerechte Stimmungsbilder
Abgesehen von diesen genannten Spielfilmproduktionen werden Klimts Gemälde als fiktive Requisiten, zumeist Symbol für Opulenz und Reichtum, in Filmszenen und Fernsehserien integriert. Erwähntes Porträt von Bloch-Bauer hatte im Spielfilm Ocean’s Twelve aus dem Jahr 2004 als trophäenartiges Versatzstück seinen Auftritt.

In der Serie White Collar wurde in der Folge Geierjagd der dritten Staffel, erstausgestrahlt 2011, das Gemälde Porträt Fritza Riedler (1906, Österreichische Galerie Belvedere, Wien) als am freien Kunstmarkt verfügbares Luxusgut dargestellt. Porträt Mäda Primavesi (1913, The Metropolitan Museum of Art, New York) trat in der Folge Fromme Diebe der ersten Staffel der 2020 erschienenen Amazon-Prime-Serie Hunters als Raubkunst in Erscheinung.

In dem Spielfilm Mia and Me – Abenteuer in Centopia – es handelt sich dabei um eine Mischform aus Realfilm und CGI-Animation – fungierte Klimts Formensprache und Farbgebung als Vorbild für die Figuren und Raumgestaltung des Fantasiereiches Centopia. Das Erscheinungsbild der Elfen lässt eindeutige Anleihen aus berühmten Werken aus Klimts Goldener Periode erkennen. Generell spielen ornamentale Ausformulierungen in der bunten, Kinder ansprechenden Gestaltung eine entscheidende Rolle.

Ein dokumentarischer Blick auf Gustav Klimt
2007 erschien der Dokumentarfilm Stealing Klimt unter der Regie von Jane Chablani und Martin Smith. Diese Produktion versucht das Schicksal der Klimt-Gemälde Porträt Adele Bloch-Bauer I (1907, Neue Galerie New York), Porträt Adele Bloch-Bauer II (1912, Privatbesitz), Apfelbaum I (Kleiner Apfelbaum) (um 1912, Privatbesitz), Häuser in Unterach am Attersee (1915/16, Privatbesitz) und Birkenwald (Buchenwald) (1903, Privatbesitz) und deren rechtmäßige Erben zu rekonstruieren. Ausgangspunkt hierfür waren abermals Maria Altmann und die Sammlung Bloch-Bauer. Kurz vor Veröffentlichung dieses Films im Jahr 2006 wurde Altmann Recht zuerkannt.

Einem nahezu identen Inhalt widmete sich die unter Regisseur Terrence Turner veröffentlichte Dokumentation Adele's Wish aus dem Jahr 2008. Auch hier stehen die genannten Gemälde im Fokus.

Anlässlich Klimts 150. Geburtstags am 14. Juli 2012 produzierte Herbert Eisenschenk die ORF-Dokumentation Gustav Klimt – Der Geheimnisvolle. Die Erstpräsentation fand im Wiener Leopold Museum statt. Ähnlich der im gleichen Jahr in diesem Ausstellungshaus eröffneten Schau »Klimt persönlich« fokussierte der Dokumentarfilm auf Klimts Inneres, seine Persönlichkeit und sein Privatleben.

2017 begab sich Karl Hohenlohe mit seinem ORF-Sendeformat Aus dem Rahmen und der Episode Klimts Attersee – Ein Künstler auf Sommerfrische auf die Suche nach den Inspirationsquellen des Malers an diesem oberösterreichischen See. Im selben Jahr erschien die überarbeitete Version der Dokumentation Sehnsucht »nach dort«. Gustav Klimt am Attersee, produziert von Peter Weinhäupl.

Ebenfalls 2017 wurde die unter der Regie von Édith Jorisch produzierte Dokumentation L'Héritier erstausgestrahlt. Den Inhalt dafür lieferten die Erlebnisse ihres Großvaters Georges Jorisch, Enkel und Alleinerbe von Amalie Redlich. Mehr als zehn Jahre lang befand er sich auf der Suche nach u.a. dem von den Nationalsozialisten geraubten Landschaftsgemälde Litzlberg am Attersee (um 1915, Privatbesitz). Schließlich erfolgte 2011 durch das Museum der Moderne Salzburg respektive das Land Salzburg die Rückgabe an Jorisch und eine Versteigerung über das Auktionshaus Sotheby's in New York. Als Dank für die rasche Restitution unterstützte Jorisch die Adaption des ehemaligen Wasserturms, seither Amalie-Redlich-Turm, finanziell.    

2018, im 100-jährigen Todesjahr von Klimt, Egon Schiele, Otto Wagner und Kolo Moser, fokussierte der Dokumentarfilm Klimt & Schiele. Eros & Psyche auf die Lebensgeschichten und die Verbundenheit dieser beiden Ausnahmepersönlichkeiten.

2020 wurde die in Kooperation mit arte gestaltete und für die Reihe Liebe am Werk produzierte Dokumentation Emilie Flöge & Gustav Klimt ausgestrahlt, die sich der Beziehung zwischen dem Künstler und seinem Lebensmensch Emilie Flöge widmete.

2023 erschien in der Dokumentarreihe Exhibition on screen die Folge Klimt & The Kiss. Ausgehend von Klimts Gemälde Der Kuss (Liebespaar) (1908/09, Belvedere, Wien) werden das Leben und Werk des Ausnahmekünstlers anhand von Expert:inneninterviews durchleuchtet und aus neuen Blickwinkeln betrachtet. 

Gustav Klimt in der Welt des Theaters
2009 fand die Uraufführung des Musicals Gustav Klimt im Rahmen der niederösterreichischen Festspiele Gutenstein (heute: Raimundspiele Gutenstein) statt. Die Produktion umspannte das Leben des Malers von seinen Lehrjahren über seinen künstlerischen Wandel und seine Selbstfindung bis zu seinem Tod. 2012 wurde die Musicalproduktion anlässlich des 150. Geburtstags von Klimt im Wiener Künstlerhaus abermals vorgeführt. Spielstätte war somit jene Institution, die Klimt 1897 verließ, um schließlich als erster Präsident der neu formierten Wiener Secession zu reüssieren.

2017 präsentierte die gemeinnützige Klimt-Foundation das von der Dramatikerin Clara Gallistl verfasste Theatersolo Süße Wiener Dunkelheit / tiefheller See mit Maxi Blaha als Emilie Flöge. Die historistische Villa Paulick in Seewalchen, von 1900 bis 1916 impulsgebender Treffpunkt für Flöge und Klimt, fungierte als Kulisse. Der Handlungsstrang bewegte sich im Wien der 1930er Jahre, Flöge durchlebte dabei noch einmal ihre gemeinsame Zeit mit Klimt. Zahlreiche Originalzitate aus der Korrespondenz zwischen den beiden Lebensmenschen sowie Musiksequenzen aus dem frühen 20. Jahrhundert erweckten zusätzlich ein stimmungsvolles Bild der bis heute nachklingenden Epoche.

2018 gelang schließlich der Produzentin und Regisseurin Julia Marie Wagner mit Wally:Emilie – Schauspiel mit Musik ein weiterer Klimt-Coup in der Theaterwelt. In diesem Jahr in Wien uraufgeführt, begegneten sich 2019 in dem Stück abermals die Figuren der Emilie Flöge und der Wally Neuzil auf Einladung der Klimt-Foundation in der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee, um in Erinnerungen und Anekdoten an ihre Wegbegleiter Gustav Klimt und Egon Schiele zu schwelgen.

Literatur und Quellen

  • Klimts „Litzlberg“ erzielte 30 Mio. Euro. Der Standard (05.12.2011). kurier.at/kultur/klimts-litzlberg-erzielte-30-mio-euro/735.666 (23.02.2022).
  • Olga Kronsteiner: Gemälde von Gustav Klimt als Filmstatisten. Der Standard (22.03.2020). www.derstandard.at/story/2000115965982/gemaelde-von-gustav-klimt-als-filmstatisten (20.02.2022).
  • Stealing Klimt. www.stealingklimt.com/ (01.03.2023).
  • Gustav Klimt Der Geheimnisvolle. www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120626_OTS0098/gustav-klimt-der-geheimnisvolle-praesentation-der-orf-doku-von-herbert-eisenschenk-im-leopold-museum (13.02.2023).
  • Adele’s Wish. www.adeleswish.com/ (01.03.2023).
  • Wally:Emilie – Schauspiel mit Musik. www.wally-emilie.com/ (01.03.2023).