Dame mit Fächer wird versteigert
Gustav Klimt: Dame mit Fächer, 1917/18, Privatbesitz
© Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll
Moriz Nähr: Gustav Klimts Werkstattraum in der Feldmühlgasse, vermutlich 1917, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung, aus dem Nachlass von Moriz Nähr
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
»Lieber Herr Böhler! Voll Armseligkeit ist, was jetzt kommt! Wollte mit dem Bilde am 15. Juli fertig sein. - Habe die Arbeit unterschätzt - meiner Kraft zu viel vertraut [...]«, schrieb Gustav Klimt am 10. Juli 1917 an Erwin Böhler, Großindustrieller und seit 1916 Besitzer der Insel Litzlberg am Attersee, die Klimt ebenso in zwei berühmten Gemälden versatzstückhaft verewigte. Vermutlich bezieht sich der Jahrhundertkünstler in seinem Brief an Böhler auf eines seiner letzten Kunstwerke: Dame mit Fächer. Dieses geheimnisvolle Porträt verblieb ebenso auf einer Staffelei in Klimts letztem Atelier in Wien-Hietzing wie sein Monumentalgemälde Die Braut (1917/18, unvollendet), eines der integrativen Bestandteile der Sammlung der gemeinnützigen Klimt-Foundation, das aktuell im Oberen Belvedere zu sehen ist.
Dame mit Fächer bildet einen Übergang zwischen den verhüllten Damen, die modische Accessoires als Attribute tragen und jenen Wiener Damen, die Klimt als exotische Schönheiten dargestellt hatte. Der lange, schwanenhafte Hals und der über die Schulter rutschende Kimono, der von buntfarbigen Mustern geprägt ist, lässt einen erotischen Blick auf das Modell erhaschen. Auch der Fächer dient als Element der versteckten Erotik. Farbauswahl und Duktus lassen expressive Züge erkennen, vor allem Partien des Kleidungsstückes erinnern an die Stofflichkeit eines Egon Schieles. Der Hintergrund zeigt die für Klimt bekannte asiatische Motivik.
Am 27. Juni gelangt dieses Porträt, das sich seit 1994 in Privatbesitz befindet und zuletzt 2021 im Oberen Belvedere für die Öffentlichkeit zu sehen war, nun zur Auktion bei Sotheby's London.